Überraschungsgäste besuchten das Kinderschutzforum und den Landrat – im Vorfeld haben die Kinder individuelle Shirts mit Kinderrechten gestaltet. Foto: Kreis Lippe.

Der Kreis Lippe schafft einen „Ort der Kinderrechte“. Das erklärte Landrat Dr. Axel Lehmann zum Abschluss des siebten Kinderschutzforums im Kreishaus. Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, übernimmt die Schirmherrschaft über das Projekt. „Unter dem Arbeitstitel ‚Ort der Kinderrechte‘ sind jetzt die Kinder und Jugendlichen gefragt. Denn zusammen mit dem kreativen Nachwuchs wollen wir an einem Ort in Lippe die Kinderrechte sichtbar machen.

 

Ich kann mir gut eine Umsetzung in Blomberg vorstellen und im Park in der Nähe des Jugendzentrums verschiedene Stationen anbieten“, erläuterte Landrat Dr. Lehmann. Ein Ort für kleine und große Leute soll entstehen, an dem diese spielerisch die wichtigsten Kinderrechte kennenlernen können und ihr Wissen erweitern können. Dies soll, ähnlich wie bei einem Trimm-dich-Pfad, allein, mit der Familie oder Freunden möglich sein. Kitas, Schulen und andere Institutionen aus ganz Lippe können den „Ort der Kinderrechte“ für Ausflüge und Projekte zum Thema Kinderrechte nutzen.

 

Wichtig für die Akzeptanz wird eine ansprechende Gestaltung der Stationen sein. Daher sollen Kinder und Jugendliche aus Lippe bereits bei der Entwicklung der Stationen sowie des endgültigen Namens beteiligt werden. In einem Wettbewerbsformat können sie ihre Wünsche und Ideen einbringen: Unterstützt durch pädagogische Fachkräfte und regionale Kunstschaffende können die Kinder und Jugendlichen, zusammen mit ihrer Kita, einer Grundschule, den weiterführenden Schulen oder einem Jugendzentrum, Vorschläge einreichen. Eine Jury wird anschließend eine Auswahl treffen, welche Ideen umgesetzt werden.

 

Mitte Januar ist eine Veranstaltung geplant, um über die Wettbewerbs-Kriterien und die Möglichkeit zur Umsetzung in Institutionen zu informieren. Dann sind die Akteure gefragt, ihre Ideen zu erarbeiten. Im Frühjahr entscheidet eine Jury, welche Stationen für den „Ort der Kinderrechte“ umgesetzt werden. Informationen sind veröffentlicht unter www.kreis-lippe.de/Ort-der-Kinderechte.

 

Die Veranstaltung prägte der Blick in die Zukunft unter der Fragestellung, wie Kinder besser geschützt werden können. Beim Kinderschutzforum haben Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen in Kitas, Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Jugendämtern oder Beratungsstellen arbeiten, vielseitige Informationen dazu erhalten. Die Vorträge und die Podiumsdiskussion fokussierte sich darauf, wie es gelingen kann, sexualisierte Gewalt zu erkennen und Missbrauchsopfer zu schützen.

 

Das Kinderschutzforum qualifiziert Fachkräfte anhand von fachlichen Vorträgen und der Möglichkeit für den kollegialen Austausch. Ein Höhepunkt der aktuellen Auflage war der Vortrag von Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. „Es ist schmerzhaft zu sagen, aber auch im Jahr 2019, fast 10 Jahre nach dem sogenannten Missbrauchsskandal in Deutschland, ist sexuelle Gewalt für viele tausende Mädchen und Jungen noch immer trauriger Alltag. In Familien, durch Gleichaltrige oder die Nutzung digitaler Medien.

 

Studien zeigen deutlich, dass die Folgen von sexueller Gewalt in der Kindheit umso schwerer sind, je häufiger Missbrauch stattfand, je länger der Zeitraum war und je vertrauter Täterinnen und Täter dem Kind sind. Viel zu oft werden Hilferufe von betroffenen Kindern und Jugendlichen nicht wahrgenommen, viel zu oft bleiben Kinder mit der Erfahrung allein. Um Missbrauch zu beenden, kommt pädagogischen Fachkräften eine enorm wichtige Rolle zu.

 

Wir müssen erreichen, dass sie sensibilisiert sind, dass ihnen auffällt, wenn Kinder und Jugendliche sich plötzlich verändern, sich merkwürdig verhalten oder bedrückt wirken. Pädagogische Fachkräfte müssen lernen, den Mut aufzubringen, nachzufragen und Brücken zum Kind zu bauen. Über Grenzverletzungen, sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt muss, insbesondere an Schulen, offen gesprochen und dazu aufgeklärt werden. Die allgemeine Sprachlosigkeit muss überwunden werden“, erklärt Johannes-Wilhelm Rörig.

 

Das Netzwerk Frühe Hilfen und Kinderschutz organisierte jetzt das siebte Kinderschutzforum für die Fachkräfte im Kreis Lippe. Das Forum soll seit jeher informieren, sensibilisieren, motivieren und aktivieren. Die Teilnehmenden können sich mit Themen rund um den Kinderschutz auseinandersetzen, Neues erfahren oder Kontakte knüpfen. „Zum Schutz von Kindern braucht es wachsame pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Fachkräfte der Jugendhilfe sowie Fachleute im Gesundheitswesen.

 

Wir wollen den Austausch zwischen den Disziplinen immer weiterentwickeln. Das Thema ‚Familie‘ ist bereits ein Bestandteil des Zukunftskonzeptes Lippe 2025 und soll um das Thema ‚Kinderschutz‘ erweitert werden“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann. Verschiedene Maßnahmen für den Kinderschutz finden sich im neuen Handlungsfeld „Kinder schützen: Präventionskonzepte ausbauen und Qualität sichern“ wieder. Der Vorschlag, das Zukunftskonzept zu erweitern, wird in die politische Beratung eingebracht.