Kontrastprogramm in der Phoenix Contact-Arena: Während draußen eher wetterbedingte Tristesse herrschte, kannte die Begeisterung im Lemgoer Handballtempel bereits Minuten vor Abpfiff keine Grenzen: Mit einer starken Leistung hat der TBV Lemgo Lippe gegen FRISCH AUF! Göppingen den zweiten Heimsieg der Saison eingefahren. Durch das 34:26 (15:11) gegen den Tabellenfünften schieben sich die Lipper in der Tabelle auf Rang acht vor. Rundum zufrieden zeigte sich auch TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Das war eine wirklich schöne Leistung heute, gerade in dieser Phase mit den extrem vielen Spielen. Ich bin wirklich stolz auf die Mannschaft, wie sie in den letzten Tagen agiert hat.“
Bereits die Anfangsphase, in der beiden Teams noch die ein oder andere Unsauberkeit unterlief, gehörte den Lippern: Nach dem 3:2 durch Andreas Cederholm und einem technischen Fehler der Schwaben besaß Tim Suton die große Chance, sein Team erstmals auf zwei Tore zu distanzieren, scheiterte in der 7. Minute mit seinem Wurf allerdings gleich zweimal am Aluminium, als der Ball noch beide Pfosten touchierte. Auf beiden Seiten wurde zunächst konzentriert verteidigt. So mussten auch die Hausherren, die ohne Isaias Guardiola auskommen mussten, in ihren Angriffsvorträgen viel Geduld und Präzision aufbringen, um das wuchtige Göppinger Zentrum um Jacob Bagersted, Sebastian Heymann und Tim Kneule in Verlegenheit zu bringen.
Ein Fehlpass des eingewechselten Lukas Hutecek brachte die Gäste in der 9. Minute durch Bagersted erstmals mit 4:5 in Front. Der TBV wusste dies allerdings nur zwei Zeigerumdrehungen später zu korrigieren: Als Michel Reitemann im Kreis gefoult wurde, verwertete Bjarki Már Elísson seinen ersten Strafwurf zum 7:6. Kurz zuvor hatte Gedeón Guardiola, der sich Mitte November im Heimspiel gegen Chekhovskie Medvedi eine Bänderverletzung zugezogen hatte, sein Comeback gegeben. Zunehmend erzwangen die Hausherren das Spielglück jedoch auf ihre Seite:
Als Göppingens Nemanja Zelenovic im Gegenstoß nur den Pfosten traf, hielt Jonathan Carlsbogård das Tempo hoch und setzte Elísson in Szene, der unbedrängt zum 10:8 traf. Beinahehätte sich Finn Zecher erneut in die Torschützenliste eintragen können, sein Wurfversuch aufs verwaiste Göppinger Tor landete allerdings nur am Pfosten. Lukas Zerbe schaltete am schnellsten, hechtete zum 11:8 – und brachte die mit 2150 Zuschauern gefüllte Phoenix Contact-Arena zum Beben. Dies schien der Brustlöser: Bis zur Pausensirene wusste der TBV die Nachlässigkeiten der Schwaben zu bestrafen. Zerbe war es, der im Nachsetzen zur komfortablen 15:11-Halbzeitführung wuchtete.
Auch aus der Pause kam der TBV hellwach und vollendete in der 34. Minute durch Cederholm einen 3:0-Lauf zum 18:12. Eine Vorentscheidung war dies noch nicht ganz: Nach Elíssons 21:15 schmolz die Führung auf drei Tore, doch Gedeón Guardiola mit seinem Premierentor zum 22:18 brachte den Gastgeber wieder zurück in die Spur: Als Zerbe einen Gegenstoß nach einem Assist des Spaniers zum 27:21 vollendete, deutete alles auf den zweiten Heimsieg der Saison hin.
Für die Göppinger kam es noch bitterer, als ihr Leistungsträger Sebastian Heymann unter aufmunterndem Beifall des Lemgoer Publikums vom Feld humpelte. Der TBV ließ nichts mehr anbrennen: Als Zecher beim Stand von 32:23 sehenswert gegen Axel Goller parierte, war die Messe längst gelesen. Florian Kehrmann konnte mit Blick auf das bevorstehende Achtelfinalspiel gegen die Füchse bereits früh Kräfte schonen. So steuerte beispielsweise auch Bobby Schagen, der unter der Woche seinen Vertrag beim TBV bis 2024 verlängert hatte, einen tollen Treffer bei.
TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Es ging nach dem Dänemark-Spiel darum, wieder etwas zu justieren. In der Vorbereitung lag der Fokus sehr auf dem Angriffsspiel. Wenn man 34 Tore gegen Göppingen macht, hat man nicht so viel falsch gemacht. Wichtig war am Anfang, dass wir gut ins Spiel kommen und Göppingen nicht diese Sicherheit geben, die sie sich in den letzten Spielen erarbeitet haben. Das Polster zur Halbzeit hat uns Sicherheit gegeben. Wichtig war dann, gut in die zweite Halbzeit zu kommen. Auch das haben wir geschafft und hatten das erste Mal die Chance, das Spiel früh zu entscheiden.
Obwohl wir dann etwas Pech im Abschluss hatten, haben wir auch diese Phase überstanden und uns darauf besonnen, in der Abwehr Beton anzurühren und vorne auf die letzte gute Chance zu warten. Ab der 50. Minute hat sich dann abgezeichnet, dass wir das Spiel dann auch wirklich gewinnen. In der Höhe hätte ich das in dieser Phase jetzt nicht erwartet. Das war wirklich gut. Aber wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen. Wir haben jetzt am Dienstag ein Do-or-die-Spiel und brauchen eine unglaublich volle Halle mit ganz vielen Emotionen. Dann haben wir vielleicht auch die Möglichkeit, die Füchse Berlin zu schlagen und auf den Traum, den Weg im DHB-Pokal weiterzugehen.“
TBV Lemgo Lippe: Zecher, Mühlenstädt; Hutecek (2), Elísson (9/3), Kogut (3), Simak (1), Carlsbogård (4), Schagen (1), Schwarzer, Suton (3), Zerbe (4), G. Guardiola (2), Cederholm (5), Reitemann, Blaauw, Geis.