Kaum ist die Vorbereitung vorbei, steht dem TBV Lemgo Lippe das erste sportliche wie atmosphärische Highlight bevor: Erstmals nach 18 Jahren eröffnen die Lipper am Samstag (live im kostenlosen Stream auf skysport.de, im Pay-TV auf Sky Sport News und im Livestream der ARD Sportschau) wieder eine neue Bundesliga-Saison, im Beisein von bis zu 6700 Zuschauern im Düsseldorfer PSD BANK DOME.
Auch wenn die lang ersehnte und großflächige Fan-Rückkehr das Sportliche etwas übertünchen mag, so geht es für den Deutschen Meister aus Kiel und den lippischen Pokalsieger ab 19 Uhr um den ersten Titel der Saison. TBV-Trainer Florian Kehrmann jedenfalls sieht in dem frühen Zeitpunkt nicht zwingend einen Nachteil für seine Mannschaft: „Natürlich ist der THW hoher Favorit, aber gerade nach der Vorbereitung wissen viele Mannschaften nicht immer so ganz genau, wo sie stehen.“
Fragezeichen gibt es vor dem Showdown in der Landeshauptstadt auch in personeller Hinsicht: Neben den beiden Langzeitverletzten Andreas Cederholm und Tim Suton, die sich nach ihren Knieverletzungen nach wie vor im Aufbautraining befinden, mussten zuletzt auch Frederik Simak und Jonathan Carlsbogård wegen ihrer Blessuren kürzertreten. Beide fehlten bereits unter der Woche beim letzten Test in Nordhorn.
„Wir werden erst kurz vor dem Spiel wissen, wer wirklich auf der Platte stehen wird“, vermochte Kehrmann am Donnerstag noch keine genaue Prognose abzugeben. Während die einen also noch um ihren Einsatz bangen, fiebern die TBV-Neuzugänge Lukas Hutecek und Kian Schwarzer ihrem Pflichtspieldebüt entgegen. „Wir freuen uns auf das Event in Düsseldorf, auf die Zuschauer und werden alles daran setzen, dort eine gute Leistung zu bringen“, dürfte Kehrmann wohl auch ihnen aus der Seele sprechen.
Drei ihrer bislang fünf Supercup-Auftritte haben die Hansestädter gegen Kiel bestritten. Seitdem die Saisoneröffnung der HBL auf neutralem Grund stattfindet – die Lemgoer Premiere ging 1995 in der Kieler Ostseehalle verloren –, wusste der TBV den Zebras in den Jahren 1999 (25:24) und 2002 (34:26) ein Schnippchen zu schlagen. Wenn sich beide Teams am Samstag zum 85. Mal in der Historie gegenüberstehen, liegt Lemgos letztmaliger Supercup-Triumph über Kiel exakt 19 Jahre zurück. Seitdem ist bekanntlich eine Menge passiert: Inzwischen sind die Norddeutschen auch in diesem Wettbewerb alleiniger Rekordsieger, 21 Finalteilnahmen entsprangen zehn Titel – zuletzt im Vorjahr gegen Flensburg.
Obwohl man in der abgelaufenen Spielzeit als Titelverteidiger auch aus der EHF Champions League frühzeitig ausgeschieden war, bewiesen die Zebras im Saisonfinale 20/21 Nerven wie Drahtseile – und rissen ihren 22. Deutschen Meistertitel an sich. Ein versöhnliches Ende für die Mannschaft von Ex-Lemgoer Filip Jicha, der mit nahezu unverändertem Personal in die kommende Spielzeit geht. Ein gefühlter Neuzugang ist zumindest Nikola Bilyk, der nach schwerer Knieverletzung, die den 24-Jährigen ein Jahr pausieren ließ, ins Mannschaftstraining zurückkehrte. Der hochveranlagte Halblinke dürfte damit für noch mehr Durchschlagskraft im ohnehin hochkarätig besetzten Kieler Rückraum sorgen.
Am Samstag kommt es also zur Neuauflage des Duells jener Teams, die sich beim REWE Final4 ein Halbfinale lieferten, das zumindest dramaturgisch seinesgleichen sucht. Für Florian Kehrmann längst Vergangenheit: „Man kann das nicht vergleichen, weil es ganz andere Voraussetzungen sind. Sie werden uns sehr ernst nehmen, weil die Pokalniederlage sicherlich geschmerzt hat.“ Es sei nun mal ein Endspiel, „und so werden auch wir es annehmen“. Für die Lipper ist es die Pokalpremiere im Düsseldorfer Schmuckkästchen. Kein Nachteil, wie der Blick in die Historie zeigt.
Nicht vergessen: Direkt im Anschluss an den Pixum Super Cup entscheidet sich, mit wem es die Lipper in der 2. Runde des DHB-Pokals zu tun bekommen. Die Auslosung mit Siebenkämpferin und Olympia-Siebte Carolin Schäfer startet gegen 20.45 Uhr, Sky überträgt live.