Sie stehen immer wieder wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik: Lieferdienste, die Lebensmittel und Drogerieartikel nach Hause liefern. Die Stiftung Warentest hat nun sechs Lieferdienste umfangreich getestet. Teilweise überzeugen sie mit Service und Auswahl – doch kein Anbieter beweist besonders starkes soziales Engagement.

 

Die Stiftung Warentest hat drei Schnelllieferdienste geprüft, die binnen Minuten liefern, und drei weitere, die zumindest in einigen Städten anbieten, am Bestelltag zu liefern. Bringmeister und Rewe punkten mit Service und Auswahl. Flink, Getir und Gorillas sind zwar schneller, haben aber teils Probleme mit der Kühlkette.

 

„Es lohnt sich, genauer hinzuschauen“, so Redakteurin Anke Kapels. „Fix sein ist nicht alles.“ Denn wenn bei einer schnellen Lieferung die Kühlkette unterbrochen wird, dann ist das nicht gut. Flink lieferte zwar meist schnell und pünktlich – aber ein Kalbssteak mit rund 14 Grad Oberflächentemperatur auf der Packung. Auch bei Getir kam das Hühnchenfleisch etwa genauso warm an. Und bei den Gorillas hatte eine Fleischpackung ein Loch, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

 

Bestellt hatten die Testhaushalte einen Warenkorb mit gekühlten, zerbrechlichen und schweren Lebensmitteln plus ein Produkt aus dem Drogeriebedarf. Der Lieferservice insgesamt wurde bewertet, zudem Bestell- und Zahlungsservice, Allgemeiner Kundenservice, der Basisschutz persönlicher Daten sowie die AGB. „Liefern klappt insgesamt ganz gut“, so Kapels, „aber hier und da gibt es ganz klar noch Luft nach oben“.

 

Noch mehr Luft nach oben gibt es beim Engagement der Lieferdienste für Arbeitsbedingungen und Umweltschutz. Redakteurin Swantje Waterstraat: „Keiner stand insgesamt gut da, zwei verwehrten uns Einblicke“. Kein Anbieter beweist besonderes soziales Engagement. Zwar sind fast alle Rider und Fahrer angestellt, haben Anspruch auf den Mindestlohn und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, aber, so Waterstraat: „Was die Firmen ihren Beschäftigten bieten, geht oft kaum über gesetzliche Vorgaben hinaus.” Die Stiftung Warentest empfiehlt, den Lebensmittel-Kurieren Trinkgeld zu geben, denn Lebensmittel liefern ist nach wie vor ein Niedriglohnjob.

 

Und gefährlich noch dazu – trotz verbesserter Ausstattung mit hochwertigeren E-Bikes und regelmäßiger Wartung werden in der Branche der Fahrradlieferdienste laut der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik viele Verkehrsunfälle verzeichnet. Deren Angebot von Fahrsicherheitstrainings werden kaum in Anspruch genommen. Wer das nächste Mal Lebensmittel bequem nach Hause bestellen will, sollte sich über Qualität und Unternehmensverantwortung informieren. Die ausführlichen Testergebnisse finden sich in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift test und unter www.test.de/lebensmittel-online.

 

Pressemeldung: Stiftung Warentest