Die offizielle Notruf-App der Bundesländer „nora“ geht an den Start. Auch Lipperinnen und Lipper können sich ab sofort im Apple App Store für iOS und im Google Play Store für Android die App herunterladen. Mit nora erreicht der Hilfesuchende direkt die zuständigen Einsatzleitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst – genauso, als würde er die Notrufnummern 110 oder 112 wählen. Die Notruf-App kann von jedem genutzt werden, der sich in Deutschland aufhält und in einer Notsituation schnell Hilfe benötigt, egal ob zu Hause oder unterwegs. „Die App ist eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Notrufsystem und ermöglicht allen Personengruppen, einen Notruf abzusetzen, wenn Hilfe benötigt wird“, unterstreicht Landrat Dr. Axel Lehmann, zugleich Behördenleiter der Kreispolizeibehörde Lippe.
Besonders hilfreich ist nora für Menschen, die nicht oder nicht gut telefonieren können, weil sie zum Beispiel eine Sprach- oder Hörbehinderung haben. Oder weil sie Deutsch nicht so sicher sprechen, dass sie sich am Telefon gut verständigen können. „Die nora-App ist eine Bereicherung für Menschen mit sprachlichen Barrieren und für gehörlose Menschen. Ich freue mich über diesen technischen Fortschritt, der nun jedem ermöglicht, in Notsituationen selbstständig den Notruf wählen und schnell Hilfe holen zu können, egal ob für sich oder andere Hilfesuchende“, sagt Monika Heel, Inklusionsbeauftragte des Kreises Lippe.
nora ist so aufgebaut, dass man auch mit geringen Sprachkenntnissen und ganz ohne zu sprechen einen Notruf mit den wichtigsten Informationen absetzen kann. Dabei helfen Symbole, klare Texte und eine intuitive Nutzerführung. nora ist auch dann hilfreich, wenn jemand nicht genau weiß, wo er ist. Die App nutzt die Standort-Funktion des Mobil-Geräts, um den Notfall-Ort zu ermitteln und sendet ihn automatisch an die zuständige Einsatzleitstelle. Auch eine Kommunikation via Chat ist möglich. Soll ein Notruf möglichst unbemerkt bleiben, gibt es in der App für bedrohliche Situationen die Funktion „Stiller Notruf“. Um mit nora einen Notruf absetzen zu können, muss man sich zunächst registrieren.
Jetzt können persönliche Angaben direkt in der App hinterlegt werden, etwa zum Alter, zu eventuellen Vorerkrankungen oder zu Behinderungen. Hilfreich können auch Informationen zu einem Notfallschlüssel sein, falls jemand zu Hause nicht mehr eigenständig die Tür öffnen kann. So können sich die Einsatzkräfte besonders gut auf die Situation einstellen. Name und Mobilfunk-Nummer sind Pflichtangaben, alle anderen sind freiwillig und kommen nur in einer Notfallsituation zum Tragen. Vorher sind die Daten ausschließlich auf dem Mobiltelefon gespeichert.
In der Leitstelle Lippe, in der die Anrufe der 112 eingehen, ist an jedem Einsatzleitplatz die nora-App geöffnet. Bei Eingang eines Notrufes über die App wird dies dem Disponenten in der Leitstelle optisch und akustisch angezeigt. „Die über die App gelieferten Einsatzdaten werden dann in das Einsatzleitsystem übernommen und in gewohnter Weise die Rettungskräfte alarmiert. Dabei hat der Disponent jederzeit die Möglichkeit, ähnlich wie bei Whats App, mit dem Notrufenden zu chatten, um notwendige Anweisungen zu geben“, erklärt Meinolf Haase, Leiter Bevölkerungsschutz Kreis Lippe.
Sowohl der Eingang des Notrufes in der Leitstelle als auch das Entsenden der Rettungskräfte werden dem Notrufenden angezeigt. Nach Eintreffen der Rettungsmittel wird dieser Einsatz beendet. Sollte es zum Beispiel bei technischen Problemen zu Ausfällen der App in der Leitstelle Lippe kommen, wird der Notruf an die Leitstellen Paderborn und Höxter weitergeleitet. Somit ist gewährleistet, dass es keinen Zeitverzug gibt und dem Notrufenden schnellstmöglich Hilfe zukommt.
Aktivieren lippische Bürgerinnen und Bürger den polizeilichen Notruf 110 aus der App heraus, so läuft dieser zunächst auf der Leitstelle beim Polizeipräsidium Bielefeld auf. Von dort aus wird der Einsatz sofort an die Leitstelle der Kreispolizeibehörde Lippe weitergeleitet und von den Einsatzkräften der lippischen Polizei wahrgenommen. Der Sprach-Notruf über 110 für die Polizei und 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst funktioniert weiterhin.