Die Stärken und Schwächen des Kontrahenten dürften beide Seiten längst aus dem EffEff kennen, schlussendlich stehen sich der TBV Lemgo Lippe und der THW Kiel am Donnerstag (19 Uhr, live auf Sky Sport 3 HD) bereits zum dritten Mal in einem Monat gegenüber. Obwohl beide Teams nach einer langen Saison auf dem Zahnfleisch gehen, fällt das letzte Auswärtsspiel nach dem jüngsten Duell zunächst mal klangvoll aus: Der amtierende Deutsche Meister und Champions-League-Sieger des vergangenen Jahres empfängt den frisch gekürten DHB-Pokalsieger aus dem Lipperland. Ungeachtet dieser Vorzeichen geht es für den Gastgeber noch um nicht weniger als die Titelverteidigung.

 

Seit Flensburgs historischer Heimpleite gegen Berlin vor gut einer Woche – es war der erste doppelte Punktverlust auf eigener Platte nach zuvor 44 Ligapartien ohne Niederlage – haben die Kieler eine Hand an der HBL-Trophäe. Durch das zeitgleiche 31:23 über Göppingen eroberte sich das Team von Filip Jicha die Tabellenspitze zurück, die nach dem 33. Spieltag und dem 33:34 in Magdeburg zunächst unerreichbar schien. Es war der zweite schwere Dämpfer für die nach dem Pokal-Aus geschundene Kieler Seele.

 

Doch mit dem Patzer des Nordrivalen, der bereits am Mittwoch in Erlangen wieder vorlegen kann, kam der Stimmungswandel. „Jetzt sind sie gegenüber Flensburg sicherlich wieder im Vorteil und werden in ihrem Heimspiel nichts unversucht lassen, um sich schadlos zu halten“, erwartet TBV-Trainer Florian Kehrmann für das achte Pflichtspiel im letzten Meisterschaftsmonat eine „vom Kopf her noch einmal ganz schwere Aufgabe“.

 

Denn: „Wie schon im Pokalhalbfinale werden wir uns auch wieder auf flexible Abwehrsysteme vorbereiten. Sind sie im Angriff, werden wir versuchen müssen, sie in unsere Abwehr zu zwingen, sie zu Fehlern zu zwingen, um selbst zu einfachen Toren zu kommen.“ Obwohl die jüngste Erfolgswelle nach sechs Siegen in Serie ausgerechnet in eigener Arena an der Melsunger Abwehrreihe zerschellte, überwiegt im lippischen Lager längst wieder die Freude darüber, „als Pokalsieger in Kiel antreten und gegen eine der besten Mannschaften der Welt spielen zu können“, lodert in Kehrmann das Feuer trotz straffen Terminplans ununterbrochen.

 

So und nicht anders müssten seine Mannen in dieses Spiel gehen, weiterhin mit Spaß und Kampf: „Ich glaube, diese Einstellung hat uns auch in den letzten Spielen stark gemacht und dann werden wir sehen, was geht.“ Personell wird Lemgos Coach, der seinen Vertrag unter der Woche vorzeitig bis 2025 verlängert hat, neben dem langzeitverletzten Tim Suton nach wie vor auf Kapitän Andrej Kogut (Finger), Andreas Cederholm (Knie-OP) und Lukas Zerbe verzichten müssen. Damit fehlen neben Christoph Theuerkauf drei weitere Akteure, die beim Halbfinale des REWE Final4 noch mit von der Partie waren.

 

Die Zebras mussten in Magdeburg das Saison-Aus ihres etablierten Rechtsaußen und Top-Torschützen Niclas Ekberg (205/98 Tore) verkraften. Dennoch fanden die Norddeutschen in ihr gewohntes Muster zurück, zuletzt setzte es gegen Minden, Göppingen und Ludwigshafen drei Siege am Stück. Ein weiteres Kieler Faustpfand: Zu Hause sind sie als einziges Team noch ohne Niederlage, holten 35 von 36 möglichen Punkten. Die Unparteiischen in der Wunderino-Arena sind Julian Köppl und Denis Regner. Sky stimmt ab 18.30 Uhr mit der Vorberichterstattung auf die restlichen fünf Partien des 37. Spieltags ein. Das TBV-Gastspiel in voller Länge gibt’s auf Sky Sport 3 HD.