Die Geigerin Sarah Christian, Preisträgerin des ARD-Musikwettbewerbs und Konzertmeisterin der Bremer Kammerphilharmonie, zu Gast beim Detmolder Kammerorchester. © Sarah Christian

Das Detmolder Kammerorchester konzertiert unter Leitung der Konzertmeisterin der Bremer Kammerphilharmonie.

 

Herausragende Solistin, gefragte Kammermusikerin, Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Künstlerische Leiterin einer Kammermusikreihe in ihrer Heimatstadt Augsburg – Sarah Christian schöpft künstlerisch sämtliche Bereiche der Musik für sich aus. Am 30. Januar 2024 (19.30 Uhr Stadthalle Detmold) erweitert die Preisträgerin des ARD-Wettbewerbs (2017) ihren Wirkungskreis in Richtung Detmold und ist erstmals zu Gast beim Detmolder Kammerorchester (DKO). In einem vielschichtigen Programm aus Werken von Beethoven, Bridge und Britten wird die Geigerin als Solistin und Konzertmeisterin zu hören sein.

 

Am Mozarteum Salzburg schloss Sarah Christian (Jg. 1990) als 20-Jährige ihr Studium mit höchster Auszeichnung ab, um danach an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin ihre Studien fortzusetzen. Seit 2013 ist die international konzertierende Geigerin Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, hat seit 2019 eine Professur für Violine an der Hochschule in Stuttgart inne und arbeitet als gefragte Solistin mit renommierten Dirigenten und Orchestern zusammen, darunter das Deutsche Sinfonieorchester Berlin oder das BBC Symphony Orchestra. Dabei nutzt Sarah Christian immer wieder die Möglichkeit, selbst vom Pult der 1. Violinen als Konzertmeisterin das Orchester zu leiten.

 

So auch bei ihrem Besuch in Detmold, bei dem sie das DKO durch drei Glanzlichter der Repertoirelandschaft für Streichorchester leitet und zugleich auch als Solistin auftritt. Neben Ludwig van Beethovens Sonate der Superlative, der virtuosen und zugleich expressiven „Kreutzer-Sonate“ in einer Bearbeitung für Solovioline und Streichorchester, steht Benjamin Brittens Variation on a theme of Frank Bridge auf dem Konzertprogramm. Das äußerst unterhaltsame Pasticcio verschiedenster Musikstile ist eine musikalische Hommage an Brittens früheren Kompositionslehrer Frank Bridge, dessen Prelude aus seiner Suite for strings das Programmtripel vollendet.

 

Beethovens „Kreutzer-Sonate“ ist eine Visitenkarte für Geigensolist*innen. Technisch mit einigen Raffinessen gespickt und musikalisch ein Juwel an Ausdruckskraft führte Beethoven die Sonate im Mai 1803, mit ihm als Pianisten, gemeinsam mit dem 24jährigen George Polgreen Bridgetower erstmals vor Publikum auf. Offenbar überwarfen sich Komponist und Geiger allerdings kurze Zeit darauf. Beethoven zog daraus seine Konsequenz und widmete seine Violinsonate daraufhin dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer. Die Sonate op. 47 erhielt dadurch den Beinamen „Kreutzer“, nicht „Bridgetower“.

 

Doch ausgerechnet Kreutzer selbst, der seinen Zeitgenossen als einer der großen Geigenvirtuosen galt, soll die Sonate nie gespielt haben. Als technisch zu schwierig, lautete – verkürzt gesagt – Kreutzers Begründung. Tatsächlich lotet die Sonate, die zeitgleich mit der Eroica-Sinfonie entstand, nicht nur geigentechnisch die bis dahin geltenden gattungstypischen Merkmale aus, sondern sprengt die Grenze allein schon durch ihre Länge und enorme musikalische Expressivität. Die besondere Fassung, die Sarah Christian mit dem DKO interpretiert, unterstreicht den Aspekt eines virtuos-expressiven Konzertstückes zusätzlich: eine Bearbeitung für Solovioline und Streichorchester von Richard Tognetti, musikalischer Leiter des Australian Chamber Orchestra (ACO).

 

Unter Leitung der Sologeigerin als Konzertmeisterin erspielt sich das DKO im zweiten Konzertteil Frank Bridges Prelude aus dessen Suite for strings und Benjamin Brittens Variation on a theme of Frank Bridge. Im Alter von 9 Jahren, 1932, brachte Britten mit den Variationen seinem Lehrer und Mentor Frank Bridge seine Dankbarkeit zum Ausdruck. Das Werk blieb jedoch zunächst unvollendet, bis es Britten etwa fünf Jahre später erneut aufgriff und in einem facettenreichen Variationen-Zyklus als ein Auftragswerk des Dirigent Boyd Neel vollendete.

 

Die Variationen wurden bei den Salzburger Festspielen 1937 uraufgeführt und zählen seitdem zu den absoluten Glanzstücken im Repertoire für Streichorchester. Als brillante und äußerst unterhaltsame Charakterstudie transformiert Britten in zehn Variationssätzen ein musikalisches Thema seines Lehrers und lässt ein Potpourri verschiedenster musikalischer Farben und Formen entstehen, darunter der italienische Belcanto à la Rossini, der Wiener Walzer in der herben Schönheit eines La valse von Ravel oder ein durch Mahlers intensive Klangsprache durchdrungener Trauermarsch.

 

Konzerteinführung mit Sandra Niermann um 18.30 Uhr, Kleiner Saal der Detmolder Stadthalle, Eintritt nur mit gültiger Konzertkarte. Konzertbeginn 19.30 Uhr, Großer Saal Detmolder Stadthalle. Konzertkarten zu 26, 22 und 13 Euro (Ermäßigung 50%) sind erhältlich an der Abendkasse (ab 18 Uhr) und im Vorverkauf über die Tourist-Information am Markt in Detmold (Tel. 05231 | 977-328), die Geschäftsstellen der Lippischen Landes-Zeitung und online unter www.detmolder-kammerorchester.de.

 

Die Geigerin Sarah Christian, Preisträgerin des ARD-Musikwettbewerbs und Konzertmeisterin der Bremer Kammerphilharmonie, zu Gast beim Detmolder Kammerorchester. ©  Sarah Christian