Ein starker erster Durchgang reichte nicht aus, um dem SC Magdeburg die Flügel zu stutzen: Ab der 40. Minute zog der Spitzenreiter dem TBV Lemgo Lippe letztlich uneinholbar davon, sodass die Lipper relativ früh ihrer zweiten Auswärtsniederlage in dieser Spielzeit entgegensehen mussten. Trotz des 25:29 (13:12) sah TBV-Trainer Florian Kehrmann eine „leidenschaftliche Leistung“ seiner Mannschaft, bei der Lukas Zerbe und Frederik Simak mit jeweils sechs Toren zu den besten Schützen zählten.
Etwas holperig war die Anreise in die Landeshauptstadt Sachen-Anhalts verlaufen: Weil der Lemgoer Mannschaftsbus in Marienborn, einem Ort zwischen Braunschweig und Magdeburg, schlapp gemacht hatte, musste der TBV-Tross für die restlichen gut 45 Kilometer zur GETEC-Arena auf mehrere Taxen ausweichen. Der Anwurf wurde daher auf 16.15 Uhr verlegt. Von der etwas zerfahrenen Vorbereitung auf das Spiel beim Tabellenprimus ließen sich die Lipper in der Anfangsphase aber mal so gar nichts anmerken, im Gegenteil: Keine neun Minuten waren gespielt, als sich SCM-Coach Bennet Wiegert zur ersten Auszeit gezwungen sah.
Was war passiert? Die Lipper ließen den Gastgeber mit ihrer griffigen 6:0-Deckung einerseits kaum zur Entfaltung kommen – und zeigten sich andererseits auch vor dem Magdeburger Gehäuse entschlossen und konzentriert. Nachdem Tim Suton, der sich vor ziemlich genau einem Jahr in eben jener Halle das Kreuzband gerissen hatte, den Torreigen zur ersten Führung eröffnet hatte, zogen die Lipper bis zur Auszeit auf 4:1 davon. Nachdem Magdeburg nur die Latte getroffen hatte, erhöhte Isaias Guardiola sogar auf 5:1.
Ab der 13. Minute schlichen sich jedoch allmählich Fehler in die Lemgoer Angriffsbemühungen, die den SCM sukzessive zurück ins Spiel brachten. Umso wichtiger, als der stark aufgelegte Finn Zecher in der 17. Minute den Strafwurf von Omar Ingi Magnusson parierte. Auch wenn die Magdeburger drei Minuten später durch Christian O’Sullivan im Gegenstoß zum Ausgleich trafen (7:7), verhinderte Zecher mit insgesamt neun Paraden im ersten Durchgang mehrfach einen Turnaround.
So war es der TBV, der immer wieder vorlegte: Obwohl die Gäste nach der 9:7-Führung durch Bjarki Már Elísson gleich zwei Zeitstrafen schlucken musste, sorgte eine überragende Koproduktion von Andreas Cederholm und Lukas Zerbe zum 10:7 für den bis dato schönsten Treffer. Weil Lemgos Rechtsaußen dann im Zurückeilen den Anwurf verhinderte, sahen sich die Blauen fortan gar in dreifacher Unterzahl. Zwangsläufig glich der SCM in der 26. Minute zwar zum 10:10 aus, doch angeführt von einem abschlussfreudigen Andreas Cederholm erspielte sich der TBV mit Mut und Power eine auch zu diesem Zeitpunkt keinesfalls unverdiente 13:12-Führung zur Halbzeit.
Mit zwei schnellen Toren kamen die Gastgeber besser aus der Halbzeit und gingen durch Michael Daamgard beim 13:14 erstmals in Führung. Obwohl das Spiel bis zum 17:18 nach 39 Minuten durch den vorne wie hinten starken Frederik Simak noch offen gestaltet werden konnte, hatten die Lipper deutlich mehr Mühe, Lücken in die Magdeburger Deckung zu reißen. In der Auszeit stellte Kehrmann deshalb offensiv auf konsequentes Überzahlspiel um, forderte seine Mannen auf, in der Abwehr das Zentrum zu verdichten, um die Magdeburger Abschlüsse mehr auf die Außen zu konzentrieren.
Doch der TBV bekam einfach keinen Zugriff mehr: Befreit aufspielende Hausherren legten ab der 40. Minute einen 6:0-Lauf hin – auch weil SCM-Keeper Jannick Green nun zur Höchstform auflief und mehrere Hochkaräter vereitelte. Den Gästen fehlten schlichtweg Abwehraktionen, um das Spiel in der Folge noch einmal spannend gestalten zu können. Trotzdem sprach es für die gute Moral, dass der TBV auch beim Stand von 21:29 nach 53 Minuten nicht aufsteckte und in Person von Kian Schwarzer und Lukas Zerbe noch vier Gegenstöße zum 25:29-Endstand landete. Nach fünf Auswärtsauftritten ohne Niederlage mussten die Lemgoer diesmal die Heimreise ohne Punkte im Gepäck antreten.
Enttäuscht ob des Spielverlaufs im zweiten Durchgang zeigte sich TBV-Keeper Finn Zecher am Sky-Mikro, „weil heute einfach mehr für uns drin war“. Florian Kehrmann zum Spiel: „Am Anfang haben wir eigentlich wirklich gut Abwehr gespielt mit einem guten Finn Zecher, haben unsere Chancen vorne nutzen können und waren dadurch immer in Vorlage. Durch die vielen Zeitstrafen lassen wir Magdeburg dann wieder ins Spiel kommen. In der zweiten Halbzeit nutzen wir dann einfach nicht mehr die Chancen konsequent, Magdeburg kommt ins Tempo und dann ist es ab der 50. Minute entschieden. Trotzdem war das eine leidenschaftliche Leistung und jetzt heißt es, schnell zu regenerieren und weiter nach Gudme.“
TBV Lemgo Lippe: Zecher (13 Paraden), Mühlenstädt; Hutecek, Elísson (5/2), Kogut, I. Guardiola (1), Simak (6), Carlsbogård (1), Schagen, Schwarzer (2), Suton (2), Zerbe (6), Cederholm (2), Reitemann.