Noch keine Entscheidung für den Kunstrasenplatz.
März 21, 2017
Der Vorsitzende des Ausschusses „Schule, Sport und Kultur“, Klaus Peter Hohenner, demonstrierte gleich zum Start der Sitzung, dass der Sport eine hohe Gewichtung für das Gremium habe. Er unterstrich seine Ausführungen mit einer hölzernen Skulptur der Justitia, der zahlreiche Medaillen um den Hals gehängt waren: „Nicht nur der Ausschussvorsitzende, sondern der ganze Ausschuss wissen um die Wichtigkeit des Sports, wir nehmen die Angelegenheit sehr ernst. Wer den Verdacht hegt, dass wir den Fußball in der Kernstatt platt machen wollen, der liegt nicht richtig. Wir müssen hier jedoch einen Zielkonflikt lösen, da es im Wesentlichen drei beteilige Vereine gibt. Wir werden hier heute noch nicht zu einer Lösung kommen, bis zum Sommer ist jedoch damit zu rechnen – wir werden dann eben noch eine Sondersitzung einberufen müssen – so wichtig ist uns dieses Thema. Wir unternehmen nun, nach längerer Pause, einen neuen Anlauf in dieser Sache und tun dies in engem Kontakt mit den Vereinen und auch dem Stadtsportverband. Ein Kunstrasenplatz ist erstrebenswert und wenn er finanzierbar ist, dann soll er auch gebaut werden“, erklärte er sinngemäß zum Einstieg.
Auch setze Hohenner auf Nachfrage ein Zeichen im Sinne der zahlreichen Besucher der Sitzung. Statt sich hinter Formalien zu verstecken, erklärte er auf Nachfrage, dass er die Sitzung an entsprechender Stelle unterbrechen werde, um den Vorsitzenden der Vereine die Möglichkeit zum Sprechen geben zu können. Nach einem kurzen Sachstandsbericht zur anknüpfenden Thematik „Baugebiet Am Rammbocke“ durch Bürgermeister Klaus Geise, der sich auf die Hauptaspekte über die unserer Redaktion bereits berichtet hatte (siehe hier) beschränkte, durfte Willem de Voss als Sprecher des BSV als erstem das Wort erteilt.
Sinngemäß erklärte de Vos, das in der Kernstadt der größte Bedarf bestünde und hier auch der größte Mehrwert einer neuen Anlage zu finden sei. Eine derartige Infrastruktur von Kabinen, Parkplätzen und Schulen gäbe es nur im Mittelzentrum. „Ich bediene mich hier gerne der Worte des Bürgermeisters, der Standort am Schulzentrum ist nicht nur gut, sondern besonders gut“, erklärte Willem de Vos abschließend. (Vorausgegangen war ein Statement des Bürgermeisters zur Qualität des Baugebietes „Am Rammbocke“, dass nicht nur gut, sondern besonders gut sei. In Anlehnung an dieses sprachliche Bild hatte de Vos diese Vokabeln für sein Statement zum Thema „Standort Kunstrasenplatz“ ebenfalls benutzt.) (Anmerkung d. Red: De Vos hatte schon in vorangegangenen Sitzungen im Sinne des Blomberger Sportvereins ausgeführt, siehe u. a. hier.)
Andre Klaas (TuS Istrup): „Meiner Meinung nach wurde schon zuviel in der Presse über diesen Sachverhalt geschrieben. Daher haben wir uns auch nicht an die Presse gewendet. Dafür gibt es die Möglichkeit in den Sitzungen und ich bedanke mich für das heutige Rederecht. Was teilweise veröffentlicht wurde halte ich auch für nicht ganz nachvollziehbar. Es wurde immer wieder suggeriert, dass der BSV einen Kunstrasenplatz benötige. Was jedoch nicht berücksichtigt wurde ist, dass dann auch wir und andere Vereine ankommen und dort spielen wollen. Der BSV ist dann ja nicht allein vor Ort. Das würde bei uns (in den Fall das ein neuen Platz in Istrup entstünde) natürlich genauso aussehen, auch wir verlieren unser Hoheitsrecht. Wichtig ist, dass zunächst der erste gebaut werden muss – langfristig gesehen sollte es einen zweiten geben um einem Hauen und Stechen wie bei den Hallenzeiten vorzubeugen. In Blomberg muss man sich jedoch nicht nur unter den Fußballvereinen einigen, sondern auch mit der LG Lippe Süd.
Unser Platz ist 1950 errichtet und in einem massiven sanierungsbedürftigen Zustand. Schon morgen könnte der erste Spatenstich erfolgen. Wir müssen uns dort nicht mit anderen abstimmen und behindern keine anderen Vereine. Daher sollte der erste Platz in Istrup gebaut werden und fortfolgend geprüft werden, wo ein zweiter in der Kernstadt entstehen kann. Von dem geplanten Baugebiet bin auch ich nicht begeistert – wir verbauen uns da etwas für unsere Zukunft.“
Wilfried Starke (LG Lippe Süd): „Ich möchte vorausschicken und unterstütze das auch, dass es im Mittelzentrum einen Kunstrasenplatz geben sollte. Aber das Stadion ist kein reines Fußballstadion. Es wurde gebaut für u. a. den Schulsport und die Leichtathletik, es ist das Heimatstadion der LG Lippe Süd. Wenn es zu einer Umwandlung in einen Kunstrasenplatz käme, dann würden uns zwei Grundlagen entzogen.
1. Training für Stabhochsprung (findet jedoch schwerpunktmäßig in Horn statt, da hier zwei Anlagen vorhanden sind) und den Mehrkampf, inkl. Speerwurf und Diskus. Das kann man nur auf einem Rasenplatz trainieren.
2. Wettkämpfe: Wir könnten dann keine Wettkämpfe mehr ausrichten, sowohl die jährlichen, als auch die, die alle zwei oder drei Jahre stattfinden.
Aus den Reihen der LG Lippe Süd sind hervorragende Sportlerinnen, allen voran Claudia Tonn, Lilli Schwarzhof und Linda Stahl hervorgegangen. Natürlich sind diese nicht mehr im Trikot der LG Lippe Süd gestartet, dafür bedarf es anderer Grundlagen, aber die Grundlagen haben sie bei uns erlernt – darauf sind wir stolz. In kleinen Vereinen werden Grundlagen dafür gelegt.“
Als die Unterbrechung der Sitzung aufgehoben wurde erklärte Starke auf Nachfrage, dass die LG Lippe Süd 192 Vereinsmitglieder habe, davon 60 im Leistungstraining.
Und damit war der Tagesordnungspunkt bereits erledigt. Das kam vielen Anwesenden sichtlich zu schnell – erwartet wurde offenbar eine längere Diskussion. Und dennoch blieben fast alle Sportler weiterhin im Sitzungssaal – vermutlich um Ihren Anliegen Nachdruck zu verleihen.
Die Fraktionen nehmen die gewonnen Erkenntnisse nun zur weiteren Beratung mit in ihre Fraktionssitzungen. Die nächste planmäßige Sitzung des Ausschusses findest erst im September 2017 statt, der Sondertermin wird sicherlich rechtzeitig durch die Verwaltung bekannt gegeben. Allerdings gab Hohenner zu Beginn der Sitzung bekannt: „Es sind drei weitere Gremien an dieser Entscheidung beteiligt“ – und so wird es noch ein Weilchen dauern, bis es zu einer Entscheidung kommen wird.
Hintergrund:
Bereits in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur vom 11.01.2017 wurde die Verwaltung mit der Ermittlung der Kosten für nachstehende Varianten beauftragt, die sich auch aus den Anträgen des Blomberger Sportvereins von 1920 e.V. und des TuS „Blau-Weiss“ Istrup von 1907 e.V. ergeben:
1. Umwandlung des Naturrasenplatzes der Kampfbahn Typ C in einen Kunstrasenplatz und ergänzend die Ausgliederung der Wurfanlagen auf die Fläche „Am Rammbocke/Feldeggerser Weg“
2. Umwandlung des Sportplatzes Istrup in einen Kunstrasenplatz
3. Neubau eines Kunstrasenplatzes auf der Fläche „Am Rammbocke/Feldeggerser Weg“
Die Kostenschätzung ergibt nach derzeitigem Stand folgendes Ergebnis:
1. Die Umwandlung des Rasenplatzes der Kampfbahn Typ C in einen Kunstrasenplatz wird mit ca. 565.000,00 € berechnet. Für die zusätzliche Fläche für die Erstellung der Wurfanlagen ist mit ungefähr 250.000,00 bis 300.000,00 € zu rechnen. Die Kosten für den Grunderwerb sind darin nicht enthalten.
2. Für die Umwandlung des Sportplatzes Istrup in einem Kunstrasenplatz werden Kosten in Höhe von ca. 660.000,00 € kalkuliert. Darin sind Kosten für die Herstellung des Platzes, den Bau einer Flutlichtanlage und einer Einzäunung enthalten.
3. Der Neubau eines Kunstrasenplatzes auf der Fläche „Am Rammbocke/ Feldeggerser Weg“ würde mit rd. 670.000,00 € zzgl. der Kosten für den Grunderwerb zu Buche schlagen. Sofern separate Umkleiden gebaut werden müssten, würden ca. 185.000,00 € hinzugerechnet werden müssen.
Zu beachten ist bei den Varianten 1. und 3., dass die Vermarktung des gesamten Areals als Baugebiet stark beeinträchtigt würde und somit der Stadt Einnahmen in Höhe eines unteren siebenstelligen Betrages entgehen würden.
In der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Umwelt am 15.03.2017 wurde bereits über den Entwurf der 2. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 01/24 „Am Rammbocke“ beraten und der vorgenannte Entwurf mit der öffentlichen Auslegung beschlossen. Die geplante Wohnbaufläche reicht im Osten bis an den Busbahnhof heran. Die Ergebnisse der schalltechnischen Untersuchung und der Artenschutzbeurteilung liegen vor. Grundsätzliche Einschränkungen für die beabsichtigte Änderung und Darstellung von Wohnbauflächen ergeben sich hierdurch nicht, den kompletten Bericht aus der Sitzung finden unsere LeserInnen hier. Das geäußerte Unverständnis einiger Bürger finden Sie hier.