Die jährliche Pressekonferenz stellte Phoenix Contact in diesem Jahr nicht wirklich vor eine Herausforderung. Statt in den Räumlichkeiten des Blomberger Unternehmens zu berichten, nutzte CEO Frank Stührenberg technische Möglichkeiten und veranstaltete eine Pressekonferenz in digitaler Form. „Die erste Pressekonferenz (gemeint sind die Pressekonferenzen wie sie in den vergangenen Jahren stattgefunden haben) hat im Jahr 2001 stattgefunden, die 20. ihrer Art nun im virtuellen statt im physischen Raum stattfinden zu lassen ist schon außergewöhnlich. Es ist jedoch wichtig den Austausch beizubehalten, gleichwohl ein Rückblick aktuell anmutet wie einer in eine unwirkliche Vergangenheit“, eröffnete Stührenberg nach erfolgter Begrüßung der Teilnehmer sinngemäß.
Das Jahr 2020 sei nicht nur der Start in ein neues Jahr, es sei auch der Start in ein neues Jahrzehnt. Ein sehr erfolgreiches Jahrzehnt für Phoenix Contact, konnte man den Umsatz in dieser Zeitspanne doch fast verdoppeln und lag 2019 bei rund 2,5 Milliarden Euro. Zudem ist die Zahl der Mitarbeiter in den letzten zehn Jahren um ca. 7.000 auf aktuell 17.600 angestiegen. Im letzten Jahr war das Unternehmen aufgrund der politischen Entwicklungen auf den Weltmärkten etwas vorsichtiger und hat „lediglich“ 200 neue Mitarbeiter generiert. Stührenberg erinnert mit Blick auf die Corona-Pandemie an die Situation in 2009, dort hatte es Umsatzeinbrüche von 20% gegeben und dem Unternehmen war es dennoch gelungen aus voller Kraft heraus zu starten und die Umsätze in jedem Jahr zu steigern. Daher bleibt die Geschäftsführung von Phoenix Contact auch durchaus positiv gestimmt, Stührenberg vermittelte selbstsicher den Eindruck, dass man auch diese Krise werde meistern können.
Nach der Sommerpause im letzten Jahr gab es Zweifel, ob das Unternehmen das Jahr positiv abschließen kann. Große Märkte hatten faktisch mit einem Minus abgeschlossen und so ist es beeindruckend, dass das Blomberger Unternehmen entgegen dem allgemeinen Trend und im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche am Ende dennoch mit einem Plus von 4,5% Umsatzsteigerung abschließen konnte. 2,48 Milliarden Euro Umsatz bedeuten letztlich 100 Millionen Euro Mehrumsatz, darin enthalten Akquisitionen und organisches Wachstum. Während im Personalbereich vorsichtig agiert wurde, investierte Phoenix 200 Millionen Euro in Sachgüter, also ohne Investitionen in Innovationen, die noch hinzukommen. CEO Frank Stührenberg sprach somit zu Recht von einem guten Jahr für das Unternehmen und auch für die Zukunft sei man weiterhin gut aufgestellt.
Beispiele für die Investitionen: Das Logistikzentrum in Blomberg wurde um ca. 30 bis 40% erhöht, was dem Unternehmen jetzt zugute kommt (Investitionsvolumen von über 30 Millionen Euro). Die Investitionen am Standort Herrenberg (ca. 6 Mio. Euro, 2.900 qm Fläche) bleiben aufrecht erhalten, hier lagern Rundsteckerverbinder, zudem gibt es dort eine Produktion. Die größte zusammenhängende Fläche hält die Gruppe am Standort Nanjing II vor, dort wurden für 42.000 qm Produktions- und Logistikflächen ca. 30 Millionen Euro investiert. Eine Besonderheit: Das Unternehmen hält in der Millionenmetropole auch günstigen Wohnraum für Produktionsmitarbeiter vor. Wann die Fläche tatsächlich ausgelastet sein wird kann aktuell noch nicht abgeschätzt werden, in Blomberg erfolgte diese nach der Erweiterung schneller als gedacht, somit ist das Unternehmen auch für China zuversichtlich. Letztlich wird hier nicht nur für den chinesischen Markt produziert.
Als Ausblick für 2020 formulierte CEO Stührenberg drei Leitgedanken:
- Schutz der Gesundheit von Mitarbeitenden und Regionen haben oberste Priorität
Phoenix Contact ist sich der Verantwortung nicht nur für die eigenen Mitarbeiter bewusst, sondern, eben weil in den Produktions- und sonstigen Unternehmensstätten viele Menschen zusammenkommen, auch für die Menschen der Region. Entsprechend wurden Maßnahmen ergriffen, die einen Beitrag zur Vermeidung der Ausbreitung von Corona leisten.
- Phoenix Contact agiert auch in der Krise als unabhängiges, langfristig- und
zukunftsorientiertes Familienunternehmen
Sparprogramme werden aktiviert, finanzielle Mittel zurückgestellt und andere Mittel, wie zum Beispiel das der Kurzarbeit, eingesetzt. Das Unternehmen will aus eigener Kraft, nicht etwa unter einem „Deckmantel“, so aus der Krise hervorgehen, wie es auch hineingegangen ist. Das Mittel der Kurzarbeit wird in Kürze zunächst nur im Bereich der administrativen Berufe eingesetzt, dies noch im April und flächendeckend ab Mai in ganz Deutschland. Produktion und Logistik sind aufgrund der aktuell noch guten Auftragslage nicht betroffen. Die Geschäftsführung geht hier übrigens mit gutem Beispiel voran und verzichtet auf Gehalt in der Höhe, als wäre auch sie von der Kurzarbeit betroffen. Eine sehr soziale Vorgehensweise.
- Auch in schwierigen und unübersichtlichen Marktsituationen steht das Agieren für unsere Kunden weltweit im Mittelpunkt
Dort, wo die Bedürfnisse der Kunden nicht mit lokalen Organisationen abgedeckt werden können, wird nach besten Möglichkeiten aus der Zentrale heraus unterstützt. Dabei ist ein Unternehmen in den Mittelpunkt gerückt: PROTIQ. In diesem Unternehmen sind die 3D-Druck Kapazitäten gebündelt und auch externe Firmen, die nicht zur Phoenix Contact Gruppe gehören, können hier fertigen lassen. Der durch die Digitalisierung schon im Vorfeld geschaffenen „Marktplatz“ trägt hier Früchte, so wurden bereits Komponenten für Beatmungsgeräte, kontaktlose Türöffner oder Versteller für Atemschutzmasken gedruckt.
Wichtige Veränderungen wird es dann auch in der Geschäftsführung geben, dazu hat unsere Redaktion bereits (siehe hier) am 23. Januar 2020 einen Bericht veröffentlicht. Im Kern: Die zentrale Positionierung der Geschäftsbereiche verstärkt Kundenorientierung, unternehmerisches Verhalten und Dynamik zum Markt und der Marktauftritt der Geschäfte erfolgt weiter unter einer Dachmarke: Ein Phoenix Contact. Die Integration der Presidents DC, ICE und IMA in die Gruppengeschäftsführung schafft sichtbar eine gemeinsame Verantwortung für die profitable Weiterentwicklung der Gruppe. HR (Human Resources) /Unternehmenskultur (CEO) und Digitale Transformation (CDO) sind mit der höchsten organisatorischen Priorisierung verankert. Das Unternehmen setzt hier auf einen jeweils 15-monatigen Übergangsprozess, statt also einer harten Zäsur wird analog in evolutionärer Form entwickelt und das Unternehmen soll sich zu einem digitalen Industrieunternehmen weiterentwickeln.
So wird zum Beispiel der Ausfall der Hannovermesse, auf der das Unternehmen nur zu gerne mit Stolz die Innovationen präsentiert hätte, durch eine Art digitale Messe kompensiert. Statt einfach nur Produktvideos zu präsentieren, wurde eine Plattform geschaffen (phoenixcontact.com/dialog-days2020), auf der sich JEDER vom 22. bis 24. April 2020 informieren kann. Dort ist dann auch der direkte Austausch möglich, bereits jetzt haben sich laut Stührenberg über 5.000 Teilnehmer angemeldet.
In Summe verdeutlichte Frank Stührenberg, dass sich das Blomberger Unternehmen auch weiterhin und nachhaltig an vorderster Front sehe. Man werde weiterhin nach Innovationen suchen um Wachstum zu generieren. Ein wirkliches Ziel für 2020 kann es verständlicherweise aktuell nicht geben, Stührenberg rechnet jedoch mit einem Minus von zwischen 5 und 10 Prozent. Natürlich sei dies ein massiver Einschnitt, dennoch blieb der CEO zuversichtlich, denn die Krise in 2009 haben man letztlich mit einem Minus von 20% abschließen müssen aber eben auch gemeistert. Der Anspruch als ein grundsätzlich unverändertes Unternehmen aus der Krise herauszugehen – ein sehr positives Signal des CEO!
Alle Bilder/ Grafiken zu diesem Artikel wurden von Phonenix Contact bereitgestellt.