Stehen gemeinsam für eine bessere Versorgung der Bürger: Klaus Schumacher, Kreisdirektor Kreis Höxter, Vinzenz Heggen, stellvertretender Landrat Kreis Paderborn, NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann, Dr. med. Gerhard Nordmann und Dr. Theodor Windhorst, Vorsitzender der Ärztekammer Westfalen-Lippe (von links).

Der Hausarzt hat geschlossen, aber schlimm genug für den Rettungsdienst ist es noch nicht? In solchen Fällen ist der ärztliche Bereitschaftsdienst der richtige Ansprechpartner für Patienten. Der Bereitschaftsdienst ist bundesweit über die zentrale Rufnummer 116117 erreichbar. Anrufer aus Nordrhein-Westfalen werden dann mit der Arztrufzentrale in Duisburg verbunden und erfahren, wo sich die nächste ambulante Notfalldienstpraxis befindet.

 

Gegebenenfalls wird auch ein Hausbesuch eines Arztes vermittelt. Allerdings ist zunehmend zu beobachten, dass immer mehr Patienten auch in medizinisch unkritischen Situationen die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufsuchen oder den Rettungsdienst unter der Rufnummer 112 alarmieren. Das birgt die Gefahr, dass es in lebensbedrohlichen Notfällen zu unnötigen Zeitverzögerungen kommt.

 

Um das Vertrauen der Bürger in den ärztlichen Bereitschaftsdienst und die 116117 zu stärken sowie die Akut- und Notfallversorgung effizienter zu gestalten, haben sich die Kreise Lippe, Höxter und Paderborn zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) dazu entschlossen, die Anrufe für die 116117 aus den drei Kreisen künftig über die lokalen Leitstellen zu disponieren. „Diese Vorgehensweise hat einige Vorteile.

 

Zum einen kann unser Rettungsdienst entlastet werden, weil mehr Patienten über den ärztlichen Bereitschaftsdienst behandelt werden können. Und zum anderen können die Patienten darauf vertrauen, dass sie mit Leuten sprechen, die die Infrastruktur hier vor Ort bestens kennen. Damit wollen wir gewährleisten, dass unsere Bürger jederzeit bestens versorgt werden“, erklärt Dr. Axel Lehmann, Landrat Kreis Lippe, zum Auftakt des „Pilotprojekts Leitstelle“, das seit dem 1. Juli umgesetzt wird.

 

Auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ist vom Projekt überzeugt: „Wir brauchen in der Notfallversorgung eine stärkere Verzahnung von ambulanter Versorgung, klinischem Bereich und Rettungsdienst. Der Zugang muss für die Patientinnen und Patienten klar sein und sie dabei unterstützen, in die für sie richtige Versorgungsstruktur zu gelangen. Davon profitieren am Ende alle: Die Patienten und das Versorgungssystem insgesamt.“

 

Ab sofort werden über die Leitstellen der Kreise Lippe, Höxter und Paderborn nicht nur die Notrufe (112) bearbeitet, sondern auch die Anrufe über den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117) sowie über den Krankentransport (19 222). Die entsprechend geschulten Mitarbeiter können im Gespräch mit den Patienten dann entscheiden, ob der ärztliche Bereitschaftsdienst die Versorgung übernimmt, ob ein Krankentransportwagen bereitgestellt werden sollte oder ob sogar der Rettungsdienst verständigt werden muss. Dafür steht den Disponenten auch ein Arzt zur Seite, den sie jederzeit telefonisch kontaktieren können. Bei Bedarf kann der Patient mit dem Arzt auch direkt verbunden werden.

 

„Mit der Aufschaltung der 116117 gehen wir einen weiteren, vorbildlichen Schritt in der interkommunalen Zusammenarbeit. Über 800.000 Menschen der Kreise Höxter, Lippe und Paderborn profitieren davon, dass wir über den nachbarschaftlichen Teller blicken und handeln: Gemeinsam verbessern wir die medizinische Versorgung der Bevölkerung und entlasten gleichzeitig den Rettungsdienst und die Notaufnahmen der Krankenhäuser“, so Vinzenz Heggen, stellvertretender Landrat Kreis Paderborn.

 

Und Friedhelm Spieker, Landrat Kreis Höxter, ergänzt: „Die Kooperation der Leitstellen ist ein weiteres Beispiel für die hervorragende interkommunale Zusammenarbeit zum Wohle der Menschen in unseren Kreisen.“ Den Start des „Pilotprojekts Leitstelle“ begrüßt auch Dr. med. Gerhard Nordmann, erster Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL):

 

„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Fehlinanspruchnahmen von Klinikambulanzen und Rettungsdiensten zu reduzieren. Was wir hier in Ostwestfalen-Lippe vorhaben, ist bundesweit noch einmalig und wäre ohne das finanzielle Engagement der KVWL definitiv nicht zustande gekommen. Die KVWL trägt die laufenden Kosten des Modellprojekts in Höhe von 900.000 Euro, verteilt über drei Jahre.“

 

Aufgrund der vorhandenen technischen und räumlichen Ausstattung erfolgt die Aufschaltung der 116117 zunächst für ein Jahr auf die Leitstelle des Kreises Lippe. Sobald die technischen und räumlichen Gegebenheiten auch in den Leitstellen der Kreise Höxter und Paderborn zur Verfügung stehen, werden die eingehenden Anrufe im Rahmen der Projektlaufzeit auch dort jeweils für ein Jahr angenommen. Das Projekt läuft noch bis zum 31. Juni 2021. Danach wollen die Beteiligten auswerten, welche Verbesserungen dadurch in der Akut- und Notfallversorgung erzielt werden konnten.