In Hälfte eins die Grenzen aufgezeigt bekommen, nach der Pause gesteigert, doch mit schwindenden Kräften erwies sich die Hypothek aus der Anfangsphase schlicht als zu hoch: Im Spiel um Platz drei hat der TBV Lemgo Lippe gegen die SG Flensburg-Handewitt mit 23:28 (11:17) das Nachsehen. Als Lemgos Spielverderber ragte Kevin Möller heraus, der mit etlichen Paraden den Flensburger Kasten regelrecht verbarrikadierte – und gleich vier Siebenmeterschützen verzweifeln ließ.

 

Einige personelle Änderungen nahm Florian Kehrmann in seiner Anfangssieben vor: Im linken Rückraum begann Emil Buhl Laerke für Tim Suton, über Linksaußen wirbelte Kian Schwarzer anstelle von Samuel Zehnder, auf der anderen Seite Lukas Zerbe statt Bobby Schagen, Gedeón Guardiola ersetzte Jan Brosch am Kreis. Doch der erste Durchgang begann für die Lipper denkbar schlecht: Erst traf Zehnder vom Punkt nur das Standbein von Kevin Möller, ehe sich nach Laerkes Ausgleich zum 1:1 einige Ungenauigkeiten und Fehlwürfe ins Lemgoer Angriffsspiel einschlichen. So blieb auch die überraschend gewählte 5:1-Abwehr mit Lukas Zerbe an der Spitze in der Anfangsphase wirkungslos.

 

Der Flensburger 4:0-Lauf zwang Kehrmann nach knapp neun Minuten zur ersten Auszeit. Der TBV ging fortan ins Überzahlspiel, Tim Suton und Bobby Schagen kamen für Laerke und Versteijnen, Simak sollte G. Guardiola am Kreis unterstützen. Doch auch das 7:6 brachte nicht die erhoffte Trendwende. Zwar gelang Lukas Hutecek kurz darauf ein Steal zum 2:5, doch im Positionsangriff biss sich der TBV immer wieder die Zähne aus und wurde zu ungenauen Abschlüssen genötigt. Weil auch das Rückzugsverhalten zusehends abhandenkam und sich Flensburg über die Schnelle Mitte in einen Rausch spielte, eilte das Team von Maik Machulla mühelos auf 2:9 davon – eine deftige Hypothek.

 

Folgerichtig trommelte Kehrmann seine Mannen nach nicht einmal 13 Minuten erneut zusammen. Es brauchte dringend offensiv Lösungen und Torhüterparaden, um den Kontakt nicht völlig abreißen zu lassen. Und die Lipper schöpften neuen Mut: Binnen zwei Minuten gelangen dem TBV so viele Treffer wie in den zwölf Minuten zuvor – Hutecek hämmerte den Ball mit gut 126 Stundenkilometern zum 4:10. Weil die Norddeutschen am Drücker blieben, spiegelte sich die etwas verbesserte Angriffsperformance der Lipper nicht merklich im Ergebnis wider. Ab der 20. Minute schnellten Lemgos Fehlversuche wortwörtlich in die Höhe, sodass die SG auf 7:16 davoneilte.

 

Aber: Der TBV schüttelte sich – und fand mit dem eingewechselten Niko Blaauw neue Fortune. Nachdem Jim Gottfridsson nur den Pfosten getroffen hatte, traf Lemgos junger Niederländer gleich doppelt – erst nach starkem Eins-gegen-eins, dann per Durchbruch. Der TBV war inzwischen auf Augenhöhe, rannte dem 2:9-Start aber hinterher. Kian Schwarzer verkürzte noch auf 11:17, ehe die Lemgoer Abwehr noch einen Wurfversuch blockte – die Pausensirene kam gefühlt zur Unzeit.

 

Denn nach dem Seitenwechsel geriet der TBV wieder etwas aus dem Tritt. Erst parierte Möller gegen Hutecek, dann traf Niels Versteijnen im Gegenstoß nur das Aluminium. Dennoch ließ Lemgo nicht locker, wäre beinahe auf vier Tore herangekommen, doch G. Guardiola scheiterte wie viele seiner Teamkollegen an diesem Nachmittag an Flensburgs Fels in der Brandung, Kevin Möller, der zeitweilen die Hälfte der Lemgoer Würfe pariert hatte.

 

So kam es, wie es kommen musste – und der Tabellenvierte zog durch Tore von Gottfridsson und Johannes Golla auf 14:22 davon. Auch die vielen Fehlversuche vom Siebenmeterpunkt waren Sinnbild eines glücklosen Auftritts. Erst scheiterte Zehnder zum zweiten Mal an Möller, dann verwandelte Bobby Schagen als dritter Schütze vom Punkt zum 15:23, verwarf aber kurz darauf ebenfalls. Auch Versteijnen durfte sich in den Schlussminuten vom Punkt probieren, nagelte den Ball beim Stand von 18:25 jedoch ans Lattenkreuz – es war zum Haare raufen.

 

Weil der Ausgang frühzeitig klar war, ließ Florian Kehrmann vor der tollen Kulisse in der Lanxess-Arena auch die jüngsten Akteure im Kader von der Leine. So kamen nach Niko Blaauw auch Thomas Houtepen und Thore Oetjen vom Team HandbALL sogar noch in den Genuss des Torjubels. Und es zeigte sich: Obwohl den Lippern (zu) viel misslungen war, überwog am Ende der Stolz, auch in diesem Jahr beim REWE Final4 dabei gewesen zu sein.

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Wir haben uns hier insgesamt ordentlich verkauft, gestern ein tolles Spiel gegen Magdeburg gemacht. Heute fehlten die letzte Kraft und der letzte Wille. Flensburg stand aber auch sehr kompakt in der Abwehr und hatte einen überragenden Torhüter. So nehmen wir diese beiden Spiele als Erfahrung mit, freuen uns, bei diesem tollen Event dabei sein konnten und jetzt bereiten wir uns auf den Ligaalltag vor.“

 

TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic; Hutecek (6), Zehnder (1/1), Brosch, Simak (1), Laerke (1), Schagen (1/1), Blaauw (3), Schwarzer (3), Suton (1), Zerbe (1), Versteijnen (1), G. Guardiola (1), Houtepen (2), Oetjen (1).

 

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Möller; Golla (4), Hald Jensen (3), Kirschberger, Einarsson (5), Larsen, Sogard (2), Gottfridsson (5), Hansen (1), Pedersen (1), Jakobsen (4/4), Semper, Mensing (2), Kjaer Möller (1), Röd.

 

Pressemeldung: TBV