Saturn-Märkte verkaufen Neuware via eBay häufig billiger als der eigene Onlineshop. „Geiz ist (wieder) geil“: Zahlreiche Saturn-Märkte aktivieren den ausgemusterten Werbeslogan – und unterbieten via eBay den eigenen Internetshop. Das entdeckte die Verbraucherzentrale NRW bei einer Stichprobe. Was laut eBay-Firmierung als „Outlet“ für Ausstellungsstücke und Restgeräte gedacht ist, entpuppte sich als Neuware-Paradies für Schnäppchenjäger. Beim Check ließen sich in der Spitze satte 250 Euro im Vergleich zum Mutter-Shop sparen.
Saturn kontra Saturn, Filiale unterbietet Zentrale: Was bei Aldi und Lidl undenkbar wäre, gehört offenbar zum Alltag bei der Elektronikkette Saturn. Auf eBay betreiben rund 120 rechtlich unabhängige Märkte ihr eigenes Verkaufsding – unter der grenzwertigen Überschrift „Saturn-Outlet“.
Denn was dort als „Ausstellungsstücke – Einzelstücke – Restposten – Sonderposten“ annonciert wird, fällt meist schlicht unter die Kategorie: aktuelle Neuware. Und die verticken die stationären Ableger zig-tausendfach zu echten Kampfpreisen.
Viele Märkte stellen gleich Hunderte Offerten ein, davon oftmals vier von fünf als „neu“. Bei einzelnen Dependancen braucht es schon eine intensivere Suche, um überhaupt Outlet-Würdiges zu finden.
Die Folge: Zusammen bilden die Märkte eine geballte Angebotsmacht. Zu vielen Produkten gibt es mehr als zehn Häuser, die um die billigste Offerte balgen.
Ins Visier genommen haben die Cleverles dabei auch die eigene Konzern-Mutter. Die nämlich hat auf ihren offiziellen Verkaufs-Kanälen preislich oft das Nachsehen. Das jedenfalls zeigten Stichproben der Verbraucherzentrale NRW.
Beispiel: das Smartphone Alcatel Pop C7 in schwarz. Gleich vier Märkte waren hier via eBay preisgünstiger als das Original via Saturn.de. Lediglich einer offerierte ein Ausstellungsstück. Drei verkauften „neue“ Modelle um bis zu 14 Prozent billiger: 104 Euro (Nürnberg) statt 121 Euro (Saturn.de).
Beim Vergleich der beiden Onlineshops entdeckten die Tester ohne Mühe 30 Produkte aus unterschiedlichen Kategorien, bei denen Märkte locker den Hauspreis knackten. Zu sparen gab es dabei in der Spitze (Kaffeeautomat von Melitta) bis zu satten 250 Euro (Hürth). Im Schnitt waren gegenüber dem Mutter-Shop rund 30 Euro Ersparnis drin.
Interessant: Es müssen nicht unbedingt Preisunterschiede beim Gerät sein, die das angebliche Outlet zum Einkauf-Tipp machen. Mitunter bringen es auch die Versandkosten. Während etwa der Onlineshop für Fernseher gerne 35 Euro für die Zustellung kassierte, beließen es Märkte bei 4,99 Euro oder lockten gar mit Gratisversand.
Weitere Überraschung: So manches Neuware-Angebot, ob Tablet oder TV, fand sich exklusiv im eBay-Outlet. Auf der Mutterseite blieb es Werbe-Ikone „Tech-Nick“ vorbehalten, eine virtuelle „Entschuldigung“ für das Fehlen in den Zottel-Bart zu brummeln.
Und es geht noch mehr. Möglich ist im Outlet auch die „Bestellung auf Zuruf“ oder wie es verklausuliert als Hinweis heißt: „Bei Fragen wenden Sie sich bitte vor dem Kauf an den anbietenden Saturn.“
Die Verbraucherzentrale hat´s ausprobiert und war angetan. Der Grund: Obwohl nicht im Angebot stellten Saturn-Märkte auf telefonische Bitte oder E-Mail-Anfrage hin Wunsch-TVs umgehend „neu“ ins eBay-Sortiment. Immerhin kleine Schnäppchen im Vergleich zur Bestellung über Saturn.de, wo aufgrund höherer Versandkosten 30 Euro mehr anfielen.
Vermutlich finden Kunden soviel kreativen Geiz der Saturn-Märkte durchaus geil. Dagegen dürfte die Mutter derzeit wohl häufig den Vorgänger-Slogan stöhnen: „Saturn – das gibt’s doch gar nicht!“
Pressemeldung Verbraucherzentrale NRW
Preis-Krieg der Sterne
Februar 23, 2015