Verbraucherzentrale Detmold stellt Jahresbericht 2020 vor und blickt auf aktuelle Themenschwerpunkte:
-Trotz Pandemie verlässlich für die Menschen im Kreis Lippe erreichbar
-Viele Anfragen zu Verbraucherrechten im Lockdown
-Finanzierung der Beratungsstelle durch Vertragsverlängerung gesichert
-Verbraucherfeindliche Praktiken im Online-Handel besonders im Blick
Gutscheine statt Geld für ausgefallene Veranstaltungen und Reisen. Vermeintliche schufafreie Sofortkredite, die sich als kostenpflichtige Prepaid-Karten erweisen. Online-Bestellungen, die wochenlang unterwegs sind oder gar nicht eintreffen. Und nicht zuletzt einschüchternd auftretende Inkassobüros, die Verbraucher:innen unter Druck setzen. Bei rund 4000 Anliegen war die Verbraucherzentrale in Detmold im vergangenen Jahr verlässliche Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigten Forderungen einen Riegel vorzuschieben.
„Auch wenn wir wegen der Pandemie einige Wochen lang keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren und sind wir per Telefon und E-Mail stets mit Ratsuchenden in Kontakt“, sagte Brigitte Dörhöfer, Leiterin der Beratungsstelle Detmold, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020. Vor allem Auskünfte rund um Verbraucherrechte im Lockdown sowie angesichts von Öffnungen unter Auflagen waren im vergangenen Jahr stark gefragt. „Corona hat den Verbraucheralltag erheblich verändert. Der Onlinehandel hatte Hochkonjunktur und rief auch unseriöse Anbieter auf den Plan. Service und rasche Unterstützung für verunsicherte und übervorteilte Menschen standen deshalb für uns im Vordergrund.“
Von laufend aktualisierten Informationen rund um Verbraucherthemen mit Corona-Bezug auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW sowie einer zentralen Hotline profitierten auch die Bürger:innen des Kreises Lippe. „Für Menschen mit Sprachbarrieren und digital weniger affine Personen bleibt ein persönlicher Austausch aber unverzichtbar. Das gilt auch bei komplexen Rechtsproblemen oder sensiblen Finanzfragen”, erklärt Brigitte Dörhöfer. Erfreulich sei daher, dass die Stadt Detmold und der Kreis Lippe den Finanzierungsvertrag bis 31.12.2025 verlängert haben, sowie das Team der Beratungsstelle durch eine Stellenaufstockung ab 2021 um eine Beratungskraft verstärkt wurde.
Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt
Bei rund 1000 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer:innen 2020 zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. 27 Prozent der rechtlichen Hilfestellungen erfolgte aufgrund von niedrigen Einkommen entgeltfrei (Sozialklausel).
„Dank Ihres Einsatzes haben wir das Geld für unsere abgesagte Urlaubsreise zurückbekommen“, so bedankte sich eine Familie aus Detmold. .
Viele Anfragen rund ums Reisen
Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen rangierten Anfragen rund ums Thema Reisen in der Statistik der Beratungsstelle ganz oben. Oft beklagten Betroffene schleppende oder verweigerte Rückzahlungen von Veranstaltern bei Stornierungen sowie das Vertrösten mit Gutscheinen. „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten“, berichtete die Beratungsstellenleiterin.
Unseriösen Notdiensten das Handwerk legen
Weit überzogene Forderungen von Schlüsseldiensten, Rohreinigungs- und Schädlingsbekämpfungs-Notdiensten sind ein Dauerärgernis. Anlässlich des Weltverbrauchertags klärte die Beratungsstelle auf, wie sich Ärger und Abzocke vermeiden lassen und Rechnungen im Lot bleiben. Praktische Tipps von der Anbietersuche bis zur Notfallkarte sowie Hinweise zum Check von Rechnungsposten rundeten das Infopaket ab.
Fallstricke im Online-Handel und Schutz vor Internet-Kriminalität
Ob gefälschte Internetseiten, Fakeshops, Pishing-Mails oder irreführende Werbung zu Sofortkrediten: „Immer wieder suchten Verbraucher:innen unseren Rat, die auf unseriöse Angebote oder gezielte Betrugsmaschen im Internet hereingefallen waren und dann mit untergeschobenen Verträgen oder mangelhaften Warenlieferungen zu kämpfen hatten“, erläuterte Beratungsstellenleiterin Brigitte Dörhöfer. Dass auf ihre Kosten eingekauft oder auf ihre Namen Verträge abgeschlossen worden waren, erfuhren die Betroffenen oftmals erst, wenn sie Rechnungen erhielten, unbekannte Abbuchungen feststellten oder sogar ruppige Inkassoschreiben im Briefkasten landeten.
„Mach Dein Passwort stark!“ lautete denn auch die Botschaft einer vom Landeskriminalamt NRW initiierten Kampagne gegen Cyberkriminalität. Gemeinsam mit der Kreispolizeibehörde Lippe informierte das Team der Beratungsstelle in sozialen Medien und in einem Online Vortrag über sichere Passwörter als Schlüssel gegen Datenklau und -missbrauch.
Ärger um verspätete Lieferungen
Aufgrund von Beschwerden besonders in den Blick genommen hat die Verbraucherzentrale aktuell verspätete Lieferungen im Online-Handel. So berichteten Ratsuchende aus dem Kreis Lippe von verspätet oder gar nicht gelieferten Bestellungen von Büchern / Möbeln / Kleidung. „Was viele nicht wissen: Online-Shops müssen eine konkrete Lieferfrist angeben und diese auch einhalten. Nachträgliche Veränderungen der Lieferfrist aufgrund von Produktions- oder Lieferschwierigkeiten des Händlers müssen Kunde:innen nicht akzeptieren“, erklärt Brigitte Dörhöfer.
Klimafreundlich heizen und Strom erzeugen
Mit hohen Zuschüssen unterstützte der Staat 2020 Hausbesitzer:innen, die ihre alte Ölheizung durch eine klimafreundliche Anlage ersetzten. Ob eine Wärmepumpe, ein Holzpelletkessel oder eine moderne Gasheizung mit ergänzender Solarwärme die richtige Wahl für die eigene Immobilie ist und welche langfristigen Kosten entstehen, erläuterte Energieberater Matthias Ansbach in Onlinevorträgen. Wie auch Mieter:innen durch Photovoltaik Stromkosten sparen können, vermittelte die Aktion „Steck die Sonne ein!“. Dabei wurden technische und rechtliche Fragen rund um Stecker- oder Balkonsolargeräte geklärt. Tipps zum Energiesparen oder Orientierung im Fördermittel-Dschungel gab es zudem bei rund 400 kostenlosen Telefon- und Videoberatungen.
„Sobald die Infektionslage es erlaubt, werden wir auch wieder Termine für die persönliche Beratung vereinbaren“, erklärt Brigitte Dörhöfer. „Unter strikter Einhaltung der Hygienevorgaben ist das ein wichtiger Schritt hin zu ‚normalem Verbraucheralltag‘. Auch wenn die vergangenen Monate gezeigt haben, dass die von uns angebotenen digitalen Alternativen sehr gut funktionieren und wir sie auch beibehalten werden, freuen wir uns sehr darauf, die Lipper wieder im persönlichen Austausch zu unterstützten.“ Weiterführende Links: www.verbraucherzentrale.nrw/detmold-jahresbericht2020.
Hinweis:
Wegen des Lockdowns berät die Verbraucherzentrale zurzeit nicht persönlich. Die Beratungsstelle Detmold ist jedoch telefonisch sowie über das Kontaktformular auf der Internetseite erreichbar. Tel.: 05231-7015901 oder www.verbraucherzentrale.nrw/detmold.