Bürgermeister Klaus Geise hatte warme Worte für den leider abwesenden Hans-Ulrich Arnecke gefunden.

Wie bereits berichtet, hatte Hans-Ulrich Arnecke (Grüne) gegenüber dem Wahlleiter erklärt, mit Ablauf des 30.04.2018 von seinem Ratsmandat und damit zugleich als Fraktionsvorsitzender zurückzutreten. Im Rahmen der gestrigen Ratssitzung wurde Arnecke nun von Bürgermeister Klaus Geise mit würdevollen Worten verabschiedet:

 

„Meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

Ausgangspunkt für die Nachbesetzung im Rat der Stadt, die wir gerade vollzogen haben, war der Mandatsverzicht von Ratsherrn Hans-Ulrich Arnecke. Wenngleich er sich für die heutige Sitzung entschuldigen lässt, so möchte ich dennoch die Gelegenheit vor dem Rat der Stadt nutzen, sein Mitwirken hier und in anderen kommunalen Gremien zu würdigen. Sie können versichert sein, dass er sein Abschiedsgeschenk der Stadt Blomberg (Der übliche Blumenstrauß) dann natürlich noch nachgereicht bekommt.

 

Seit dem Beginn seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Rat der Stadt. Blomberg im Jahr 1994, hat er nunmehr ununterbrochen 24 Jahre für unser Gemeinwesen gewirkt – dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.

 

Über diese 24 Jahre hinweg hat er alle Konstellationen miterlebt, die die politische Farbenlehre in der Vergangenheit in unserem Stadtrat so zu bieten hatte: gleich zu Beginn seines Schaffens „Schwarz-Grün“, dann folgte „Rot-Gelb“, dann später „Rot pur“ und nun zum Schluss „Rot-Grün“.

 

Doch es greift zu kurz, wenn man es auf „miterlebt“ reduziert. Egal in welcher Konstellation, ob in der politischen Verantwortung oder in der Opposition, er hat jede Rolle, die der Wähler oder seine Partei ihm zugedacht hatte, mit Überzeugung angenommen und ausgestaltet, insbesondere natürlich seit 1999 in der besonderen Verantwortung als Vorsitzender seiner Fraktion von Bündnis90/Die Grünen.

 

Gleichzeitig hat er zu keinem Zeitpunkt einen Hehl daraus gemacht, dass er in Anbetracht der inhaltlichen Schnittmengen der Parteien am liebsten eine Zusammenarbeit in der Form der Farben des Blomberger Stadtwappens anstrebt.

 

Nach 20 Jahren der Arbeit ist ihm dieses politische Lebensziel dann in der Folge der Kommunalwahl 2014 gelungen und so führte er die „Grüne Fraktion“ nach 15 Jahren wieder in die politische Verantwortung, um ihre Inhalte besser umzusetzen, um Politikergebnisse in diese Richtung erzielen zu können.

 

Es steht mir hier in keiner Weise zu, die innerparteilichen Auseinandersetzungen zu würdigen, die Ratsherrn Arnecke offenbar zu seinem Mandatsverzicht getrieben haben. Diesen Verzicht, der für ihn fast einer politischen Selbstaufgabe gleichkommen musste, kann ich nur mit dem allergrößten Bedauern zur Kenntnis nehmen. Ein Grüner der ersten Stunde mit einer klaren Wertehaltung verlässt seine Fraktion und vermutlich inzwischen auch die Partei, ohne je seine grüne Grundhaltung dabei aufgegeben zu haben.

 

Welche Gründe ihn auch immer letztlich zu diesem Schritt gebracht haben, so bleibt festzustellen, dass der Rat der Stadt Blomberg damit die Mitwirkung und insbesondere die Kompetenz eines sehr aktiven Ratsmitgliedes verliert, welches sich über Jahrzehnte mit hoher Sachkunde und persönlicher Integrität in die ehrenamtliche Kommunalpolitik hier in Blomberg eingebracht hat. Sein Rückzug stellt nicht nur für die Arbeit in den Gremien, er stellt auch für unser Gemeinwesen in seiner Symbolik einen großen Verlust dar.

In sämtlichen Gremien und Funktion, nur sehr bruchstückhaft darf ich hier nennen,

 

  • Seit 1994 Rat, Hauptausschuss, Ausschuss für Bauen und Umwelt (+ Vorläufer-Ausschüsse)
  • Seit 1999 Werks- oder Betriebsausschuss AWB sowie der BlG/STAFOB,

konnte er in unzähligen Sitzungen mit seiner ruhigen aber dennoch zielgerichteten Argumentation über die Jahre hinweg wichtige Impulse geben. Sein Wort hatte Gewicht – wenngleich es nicht immer eine Mehrheit fand. Er scheute nicht die Auseinandersetzung, kämpfte um seine Positionen — mit Argumenten, aber nicht mit Lautstärke. lm Saal gab es eine aufmerksame Stille, wenn er sprach. Und er ist sich selbst immer treu geblieben – damals wie heute.

 

Zum Abschluss darf ich hierzu aus einem Kommentar der Lippischen Landeszeitung zitieren: „Speziell die Grünen haben sich mit ihrer gestrigen Entscheidung einen Bärendienst erwiesen. Denn was bitte soll der Bürger von einer Partei halten, die mit dem hehren Wunsch angetreten ist, in Blomberg alles besser machen zu wollen? Stattdessen haben Sie ihr mutiges Ratsmitglied Hans-Ulrich Arnecke so lange auf die Parteilinie „eingenordet“, bis dieser sich – obwohl er eigentlich dem Bürgerbegehren zustimmen wollte – der Stimme enthielt und damit die Abstimmung entscheidend beeinflusste.“

 

Der Kommentar ist übrigens vom 17. November 1995 – also knapp 23 Jahre alt.

 

Und so schließt sich der Kreis von damals zu den aktuellen Geschehnissen von heute, denn wenn es aktuell einen Kommentar unserer Tageszeitung gegeben hätte, so wäre er sicherlich in der Stoßrichtung ähnlich ausgefallen.

 

ln dem Spannungsfeld

 

  • von klarer politischer Grundüberzeugung,
  • von Sachzwängen in der Kommunalpolitik und
  • der Notwendigkeit Kompromisse finden zu müssen,

 

hat Hans-Ulrich Arnecke seinen eigenen persönlichen Weg gefunden und uns symbolisch regelmäßig eingeladen, darauf mitzugehen. Dies hat ihn profiliert und zu einem wichtigen Mitglied hier in unserer Runde werden lassen – politisch wie insbesondere menschlich.

 

Im Namen der Stadt Blomberg wünsche ich nun Hans-Ulrich Arnecke von Herzen alles Gute, verbunden mit der Hoffnung, dass in seiner Erinnerung nicht die unschönen Geschehnisse der letzten Monate, sondern vielmehr schon bald die positiven Momente von 24 Jahren außergewöhnlicher ehrenamtlicher Tätigkeit für die Stadt Blomberg die Oberhand gewinnen werden.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“