Der Blick auf die bisherige Bilanz dürfte jeden Lipper entzücken: So hat der TBV Lemgo Lippe seit dem Aufstieg der HSG Wetzlar im Jahr 1998 noch kein Heimspiel gegen die Mittelhessen verloren. Auf Gastgeschenke braucht der TBV aber deswegen nicht zu hoffen, ganz im Gegenteil: „Uns steht zu Hause eine Mammutaufgabe bevor“, warnt Trainer Florian Kehrmann vor dem kommenden Gegner. Zum Abschluss der Englischen Woche fordert er von seiner Mannschaft deshalb, „zu den fehlenden fünf Prozent gegen Minden noch einmal mindestens zehn Prozent draufzupacken“, um die vorletzte Heimspielhürde in diesem Jahr erfolgreich zu nehmen. Anwurf in der Phoenix Contact-Arena ist um 19 Uhr.
Aus 44 Begegnungen in der Bundesliga gingen die Lipper bislang 35 Mal als Sieger hervor, drei Mal trennte man sich Remis. Eine Statistik, die nach der schmerzhaften Derbyniederlage also definitiv Auftrieb fürs nächste Kräftemessen gibt. Gewarnt ist der TBV jedoch allemal, denn die HSG Wetzlar braust mit viel Rückenwind ins Lipperland. Während der TBV im OWL-Derby Federn ließ, schickten die Hessen den HBW Balingen-Weilstetten in eigener Halle mit zehn Toren Differenz auf die Heimfahrt. „Sie sind zurzeit sehr stabil und spielen ihren Stiefel immer wieder sehr solide runter“, hat Kehrmann beobachtet. Während das Lemgoer Lazarett durch die Knieverletzung von Alexander Reimann größer geworden ist, kann HSG-Trainer Kai Wandschneider auf einen breiten Kader mit vielen Wechselmöglichkeiten zurückgreifen. „Im Gegensatz zu Nordhorn und Minden hat Wetzlar sicherlich eine Mannschaft, die eine Klasse besser ist.“
Untermauert wird Kehrmanns Einschätzung durch das Tabellenbild: Mit 14 Punkten rangiert der kommende Gast derzeit auf dem siebten Rang. Und obwohl an der Lahn Jahr für Jahr der Klassenerhalt oberste Prämisse hat, so sind die Wetzlarer auch in dieser Saison näher am Guten als am Bösen. Ihr Faustpfand: Aus den Partien gegen die vermeintlich direkte Konkurrenz aus Minden, dem Bergischen Land, Coburg, Ludwigshafen und Balingen konnte die hessische Handballspielgemeinschaft stets – und das teils sogar sehr deutlich – als Sieger hervorgehen. Das dickste Ausrufezeichen setzte der Vorjahresneunte aber bereits am zweiten Spieltag, als man den Rekordmeister aus Kiel vor noch 800 Zuschauern in der heimischen Rittal Arena mit sage und schreibe neun Toren Differenz zurück gen Norden schickte.
„Sie agieren mit einer sehr gefestigten 6:0-Abwehr und spielen vorne mit wirklich sehr wenigen Fehlern. Mit Filip Mirkulovski und Magnus Frederiksen hat Wetzlar zwei Spieler, die die Fäden in der Hand halten und die Rückraumschützen in Position bringen“, so Kehrmann. Damit gemeint sind Stefan Cavor, Lenny Rubin und Olle Schefvert, die der Lemgoer Innenblock ebenfalls auf dem Zettel haben sollte. Ein Unterschiedsspieler der Mittelhessen lauert aber direkt am Kreis: „Anton Lindskog ist einer der besten Kreisläufer der Liga in Angriff und Abwehr“, hat Kehrmann lobende Worte für den 27-jährigen Schweden parat. Den nach Cavor (64) und Linksaußen Maximilian Holst (50) mit 48 Toren drittbesten Werfer der Gäste gelte es daher ganz besonders auf dem Radar zu haben.
Obwohl das Minden-Spiel den TBV-Profis noch etwas in den Knochen stecken dürfte, „gilt es jetzt, alle Kräfte zu sammeln. Da braucht man nicht zu meckern und zu lamentieren, sondern muss einfach Vollgas geben“, geht Kehrmann mit gutem Beispiel voran: „Ich wünsche mir einen tollen Fight und dann schauen wir, was am Ende dabei herauskommt.“ Teil drei der Englischen Woche, es ist angerichtet. Das Schiedsrichtergespann bilden Timo Hofmann und Thomas Horath. Die Vorberichte auf Sky starten um 18.30 Uhr, auf Sky Sport 3 gibt es dann das Einzelspiel zu sehen.