Durststrecke beendet! Mit reichlich Spielfreude und der nötigen Cleverness hat der TBV Lemgo Lippe bei HBW Balingen-Weilstetten nach sieben Pflichtspielen ohne Sieg wieder doppelt gepunktet. Das 32:29 (18:16) war bereits der siebte Auswärtserfolg in dieser Saison. Obwohl der TBV das Spielgeschehen kontrollierte, wurde es in der Schlussphase noch einmal hektisch: „Wir wussten, dass die Halle noch einmal kommen wird und uns Stresssituationen erwarten. Insgesamt haben wir es aber souverän gelöst“, attestierte TBV-Trainer Florian Kehrmann seiner Mannschaft einen „tollen Auftritt, der wirklich Spaß gemacht hat“.

 

Ohne Isaias Guardiola (Wadenverletzung) und Kapitän Andrej Kogut agierte der TBV offensiv von Beginn an zielstrebig und übte vor allem von den Halbpositionen immer wieder Druck auf die Balinger 6:0-Abwehr aus. Als die „Gallier von der Alb“ durch den stets brandgefährlichen Vladan Lipovina nach sechs Minuten zum 3:3 ausgeglichen hatten, drehte „Geburtstagskind“ Tim Suton auf und brachte sehr bewegliche Lipper mit seinem Hattrick nach zehn Minuten immer wieder in Front (6:5). Gelungene Abwehraktionen hatten im ersten Durchgang auf beiden Seiten Seltenheitswert.

 

Gegen das wurfgewaltige Balinger Rückraumduo um Jona Schoch und Lipovina, dem zusammen zwölf Tore in Durchgang eins gelangten, bekam der Lemgoer Abwehrverbund kaum eine Hand dazwischen. Nachdem der Steal des eingewechselten Lukas Hutecek zunächst noch in einem technischen Fehler gemündet war, besorgte der Österreicher kurz darauf die erneute Zwei-Tore-Führung zum 10:8. Die abstiegsgefährdeten Schwaben, die den Vorsprung auf Minden bei einem Sieg auf vier Punkte hätten ausbauen können, ließen jedoch nicht locker. Der TBV hatte allerdings stets die richtige Antwort parat: So auch nach 20 Minuten, als Bobby Schagen ein elegantes wie cleveres Zuspiel von Jonathan Carlsbogård zum 12:11 verwertete.

 

Es folgte ein Lemgoer Schreckmoment: Nach seinem rustikalen Einsteigen gegen Andreas Cederholm fiel Balingens Kreisläufer Fabian Wiederstein dem Schweden aufs rechte Knie. Mit schmerzverzerrtem Gesicht konnte Lemgos Nummer 34 das Feld unter dem Applaus des Balinger Publikums aber immerhin eigenständig verlassen. Trotzdem blieb der TBV in der Spur: Carlsbogård wuchtete im Sprung zunächst zur höchsten Führung der ersten Halbzeit (15:12), ehe Frederik Simak mit dem Rücken zum Tor sehenswert im Fallen die 18:16-Pausenführung besorgte.

 

Einen Sahnestart legte der TBV nach dem Seitenwechsel hin: Erst lief Bjarki Már Elísson den Gegenstoß zum 19:16, dann entschärfte Peter Johannesson gegen seinen Ex-Klub gleich zwei Abschlüsse hintereinander. Lemgo zog davon: Lukas Zerbe ließ mit seinem Premierentor zum 23:18 die 2051 Zuschauer in der Sparkassen-Arena zunächst einmal verstummen, ehe Lemgos Nationalspieler kurz darauf den Ball aus der eigenen Hälfte ins verwaiste Balinger Tor zur komfortablen Sechs-Tore-Führung bugsierte. Die Lipper zeigten sich in dieser Phase defensiv wachsamer, verpassten es jedoch zunächst, das Polster noch dicker werden zu lassen.

 

Als der Vorsprung auf drei Tore dahingeschmolzen war, setzten Schagen und Zerbe dem Balinger 4:1-Lauf ein Ende. Selbst als Carlsbogård per Aufsetzer ins lange Eck drosch und Elísson in der 56. Minute neben den kurzen Pfosten einschweißte, ließ die endgültige Entscheidung noch auf sich warten. Der Tabellen-16. stiftete mit der erwarteten offenen Manndeckung Unruhe. Allerdings nur für einen kurzen Moment, weil Kehrmann beim Stand von 30:28 mit seiner letzten Auszeit wieder Ruhe einkehren ließ. Als Johannesson sehenswert Lipovinas Strafwurf pariert hatte, machte Bobby Schagen mit seinem fünften Treffer zum 32:28 endgültig den Deckel drauf.

 

Bobby Schagen am Sky-Mikro: „Der Sieg fühlt sich gut an, der letzte war ja schon etwas länger her. Es ist immer schwierig, gegen so eine Kampfmannschaft zu spielen. Da braucht man viel Geduld. Aber wir haben verdient gewonnen.“

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Wir haben von Beginn an gut Angriff gespielt, hatten sehr wenige technische Fehler und gute Abschlüsse und das Spiel eigentlich immer unter Kontrolle. In der ersten Halbzeit fehlte ein bisschen die Abwehrleistung. In der zweiten Halbzeit hat das besser funktioniert, wir konnten das Spiel an uns reißen. Hinten raus fehlte uns in ein paar Situationen die letzte Konsequenz, um das Spiel deutlicher zu gewinnen. Nichtsdestotrotz war das ein toller Auftritt der Mannschaft. Jeder hat seinen Job erfüllt. Es freut mich, dass wir hier gegen ein im Abstiegskampf alles investierendes Balingen gut mitgehalten haben.“

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson (8 Paraden), Zecher; Hutecek (3), Elísson (10/3), Simak (4), Carlsbogård (3), Schagen (5), Schwarzer, Suton (4), Zerbe (3), G. Guardiola, Cederholm, Reitemann, Blaauw.

 

Pressemeldung: HSG.