Erstes Heimspiel im Jahr 2021, erster Sieg: Mit einem 28:23 (13:12) über den SC DHfK Leipzig ist der TBV Lemgo Lippe bestens aus der Länderspielpause gekommen. „Großen Respekt“ zollte TBV-Trainer Florian Kehrmann seiner Mannschaft für die Art und Weise, wie sie sich nach glücklosem Beginn zurück ins Spiel gekämpft hat. „Was uns heute stark gemacht hat, war, dass wir Leipzig zu Fehlern zwingen konnten, aus denen wir einfache Tore erzielt haben“, konstatierte Kehrmann auf der anschließenden Pressekonferenz. Viel Zeit, die Punkte 19 und 20 auf der Habenseite zu genießen, bleibt den Lippern allerdings nicht.

 

Der TBV-Angriffsmotor legte zunächst Startschwierigkeiten an den Tag: Offensiv fanden die Hausherren zunächst kaum Lücken im Leipziger Dickicht, sodass viel Aufwand nötig war, um in gute Wurfpositionen zu kommen. Dass die in Weiß spielenden Leipziger nach sechs Minuten bereits mit vier Toren führten, lag auch am vielzitierten Quäntchen Glück, das dem TBV fehlte. „Nach zehn Minuten hat man gesehen, zu was Leipzig in der Lage ist. In der Phase haben wir leider drei völlig freie Bälle verworfen“, bemängelte Kehrmann.

 

Den Torlosbann brach schließlich Gedeón Guardiola, der sich geschickt von seinen Bewachern abgesetzt hatte und frei vor DHfK-Keeper Kristian Saeveraas einnetzte. Der verteilte wenig später ein Gastgeschenk, als er nach einer Parade gegen Bjarki Már Elísson den Ball in die Arme des wachsamen Lukas Zerbe warf. Lemgos Rechtsaußen ließ sich nicht zweimal bitten, traf zum 2:5 – und schloss mit seinem 48. Saisontor auf Platz zwei der internen Torschützenliste auf.

 

Es war ein Treffer mit Signalwirkung: Jonathan Carlsbogård verkürzte nach einem Leipziger Fehlpass auf 3:5, Elísson überwand im dritten Anlauf Saeveraas zum 4:5 (11.). DHfK-Coach André Haber zückte die Grüne Karte, stellte seine Mannen neu ein. Leipzig legte wieder einen Gang zu, setzte sich auf drei Tore ab. Doch der TBV agierte nun mit deutlich mehr Tempo im Angriff als noch in den Anfangsminuten und ließ sich nicht abschütteln. Nachdem sich beide Teams zunächst mit dem Torewerfen abwechselten, hatte der TBV das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Als Peter Johannesson zum zweiten Mal parierte, sah Leipzigs Top-Blocker Marko Mamic kurz darauf eine Zeitstrafe gegen sich (18.).

 

Mehr als der Anschluss durch Zerbe zum 8:9 gelang den Lippern zumindest vorerst nicht. Stattdessen bauten die Leipziger ihre Führung abermals auf drei Tore aus. Kehrmann sortierte die Abwehr neu, kurz darauf schnappte sich Isaias Guardiola den Ball vor Leipzigs Mamic und schickte Elísson auf die Reise, der auf 10:11 verkürzte. Wieder legten die Sachsen nach, wieder verkürzte Lemgo. Eine Johannesson-Parade sollte schließlich Vorbote der ersten Lemgoer Führung sein: Zwei verwandelte Siebenmeter von Elísson zum 13:12 drehten das Spiel zugunsten des TBV, der mit der ersten Führung im Rücken in die Pause ging.

 

Im Vergleich zur ersten Halbzeit zeigten sich die Lipper von Beginn an deutlich wachsamer, bauten ihre Führung durch Elísson per Strafwurf und Isaias Guardiola auf drei Tore zum 15:12 aus. Und bot sich den wenigen Augenzeugen in der Phoenix Contact-Arena zunächst noch ein Duell auf Augenhöhe, spielten sich die immer stärker werdenden Lemgoer in einen kleinen Rausch – auch, weil Leipzig einige technische Fehler unterliefen „und Johannesson genau dann einen Ball weggenommen hat, wenn wir ihn brauchten“, resümierte Kehrmann auf der Pressekonferenz. 20 Minuten vor dem Ende wuchtete Jonathan Carlsbogård zur ersten Fünf-Tore-Führung, nach einer Zeitstrafe gegen Leipzigs Remke wurde die gar noch um ein Tor ausgebaut (23:17).

 

Mit einer sensationellen Doppelparade leitete Johannesson die letzten zehn Minuten ein. Nach einer Verletzungsunterbrechung – Leipzigs Nationalspieler Philipp Weber war mit Marcel Timm zusammengestoßen – blieb Lemgo weiter defensiv aufmerksam und wusste die Fehlwürfe des Gegners im Gegenzug mit eigenen Toren zu kontern. „Trotzdem durfte man Leipzig nicht abschreiben, wir waren immer unter Druck“, so Kehrmann. Unter den rhythmischen Trommelschlägen des TBV-Personals ließ der TBV am siebten Heimsieg in dieser Saison jedoch keine Zweifel mehr aufkommen.

 

Das lag zum einen an einer laut Kehrmann überragenden Abwehrarbeit und insgesamt elf Johannesson-Paraden, zum anderen legte der TBV im zweiten Durchgang eine entschlossene Angriffsleistung an den Tag, für die Carlsbogård mit sechs Feldtoren exemplarisch war. Nun gilt es, schnell zu regenerieren, denn: „Uns erwartet am Sonntag ein schweres Spiel bei den Eulen, wo wir alles geben müssen, um zwei Punkte zu holen“, richtete Florian Kehrmann den Blick bereits wieder nach vorn.

 

TBV Lemgo Lippe: Johannesson (11 Paraden); Elísson (8/5), Kogut, I. Guardiola (3), Carlsbogård (6), Schagen, Timm (2), Hangstein, Zerbe (4), G. Guardiola (2), Reimann, Baijens (3); Zecher, Geis.