Auch nach der knapp sieben Monate währenden Bundesliga-Pause hat der TBV Lemgo Lippe das Siegen nicht verlernt und fährt gegen Aufsteiger HSC 2000 Coburg vor 1000 Zuschauern in der Phoenix Contact-Arena mit einem 33:26-Sieg (14:13) die ersten zwei Punkte ein – und bleibt im Pflichtspieljahr 2020 damit weiterhin ungeschlagen.
Vor dem Anpfiff bekam Bjarki Már Elísson unter tosendem Applaus der 1000 Zuschauer nachträglich die Torjägerkanone überreicht. 216 Mal traf der 30-jährige Isländer in der vergangenen Saison ins Schwarze und löste damit seinen Landsmann Siggi Sveinsson ab, der in der Saison 1984/85 mit 191 Treffern zuletzt die Torjägerkanone nach Lemgo holte. Etwas mehr als 20 Minuten waren gespielt, als Lemgos treffsicherster Schütze der vergangenen Saison mit seinem ersten von insgesamt acht Treffern an diesem Abend seine Mannschaft zunächst zurück in Führung brachte (11:10).
Zuvor waren die Coburger in Person von Jakob Knauer im ersten Durchgang erstmals zum Ausgleich (10:10) gekommen, nachdem der TBV zwischenzeitlich mit vier Treffern in Führung gelegen hatte. Verzichten musste der TBV verletzungsbedingt auf Mannschaftskapitän Andrej Kogut und Neuzugang Marcel Timm. Für Timm, der nur allzu gern gegen seinen Ex-Klub gespielt hätte, rückte der 20-jährige Michel Reitemann ins Team. Nach einer guten Viertelstunde schnupperte das Lemgoer Eigengewächs zum ersten Mal Bundesligaluft und trug sich direkt in die Torschützenliste ein.
Zudem erfreulich: Tim Suton feierte nach exakt 365 Tagen sein Bundesliga-Comeback und brauchte nur wenige Augenblicke, um seinen ersten Treffer zu markieren. Nach einer 7:3-Führung des TBV sollte sich zunehmend ein Spiel auf Augenhöhe entwickeln, das nach einer schwungvollen Anfangsphase mit zahlreichen Gegenstößen etwas abebbte – auch, weil sich beide Defensivverbunde nun griffiger zeigten. Die erste Halbzeit endete so, wie sie begonnen hatte: Mit einem Treffer von Geburtstagskind Gedeón Guardiola, der in beiden Situationen freistehend ins Netz wuchtete. Es waren seine ersten beiden Pflichtspieltreffer für den TBV. Mit einer knappen 14:13-Führung ging es schließlich in die Halbzeitpause.
In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit zeigte sich zunächst der Aufsteiger wacher – auch, weil der TBV vor dem Tor des gut aufgelegten Gästekeepers Poltrum Nerven zeigte: Stephan Zeman war es, der für die in schwarz gekleideten Gästen in Spielminute 37 schließlich zur ersten Führung (16:15) warf. Mit Beginn der Schlussviertelstunde schaffte es der TBV, sich in Person von Bjarki Már Elísson binnen weniger Minuten in einen Rausch zu spielen. Der Aufschwung des Isländers, der binnen fünf Minuten fünf Treffer markierte, brachte die ab Minute 46 wieder zielstrebiger und im Abschluss wuchtiger aufspielenden Hausherren auf die Siegerstraße. Mit einem 9:2-Torelauf legte der TBV die Weichen auf Heimsieg und distanzierte den Aufsteiger bis zur Schlusssirene auf sieben Tore.
HSC-Trainer Alois Mráz: „Glückwunsch nach Lemgo zu zwei verdienten Punkten. Wir sind ängstlich angefangen und nicht in die Tiefe gegangen. Da habe ich bei meiner Mannschaft den Mut vermisst. Nach der Einwechslung von Poltrum hat sich ein ausgeglichenes Spiel entwickelt, bis zur 46. Minute. Dann haben wir zunehmend den Rhythmus verloren und wurden ausgekontert. In ein paar Minuten hat sich Lemgo abgesetzt. Es war schwer, in den letzten Spielminuten dagegen anzukommen – auch weil wir Fehler gemacht haben, die wir nicht hätten machen dürfen.“
TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Es war heute das erwartet zähe Spiel. Bis zum 7:3 haben wir es gut gemacht. Mit dem Torwartwechsel der Coburger kam dann aber die Wende. Wir haben in der Abwehr nicht mehr den nötigen Druck und ihnen so den nötigen Rückenwind gegeben. Dann greifen bei einem so starken Aufsteiger die nötigen Automatismen. Dass das Spiel am Ende mit sieben Toren Unterschied ausgeht, wird dem Auftritt der Coburger so nicht ganz gerecht. Aber: Wir haben die Fehler konsequent bestraft.
Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, weil ich weiß, wie schwer es ist, nach so einer langen Pause wieder zu spielen – und dann noch gegen einen euphorisierten Aufsteiger. Es hat mir Spaß gemacht, vor 1000 Zuschauern zu spielen. Es war trotzdem sehr laut. Daher ein großes Lob an alle, die sich trotz der Umstände auf den Weg gemacht haben, um uns hier so lautstark zu unterstützen.“
TBV Lemgo Lippe: Johannesson (1); Elísson (8/1), I. Guardiola (5), Carlsbogård (1), Schagen (4), Suton (4), Zerbe (3/1), G. Guardiola (2), Cederholm (1), Reitemann (1), Baijens (3).