Zehn Tage. So lange hatten die Handballer des TBV Lemgo Lippe seit dem Heimspiel gegen die Füchse Berlin Zeit zum Durchschnaufen – zumindest teilweise. Gleich sieben lippische Spieler waren in der Länderspielpause für ihre Nationalmannschaften auf Reise. Nun gilt für den TBV, den Schalter am 10. Spieltag der LIQUI MOLY HBL wieder umzulegen, wenn es am Mittwochabend zum Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar Löwen (Anpfiff 19.05Uhr, ab 19 Uhr auch live auf Sky Sport 4 HD) geht. „Da erwartet uns sicherlich die nächste sehr schwere Aufgabe“, sagt TBV-Coach Florian Kehrmann.
Mit 5:7 Punkten nach sechs Spieltagen sind die Löwen in die laufende Spielzeit gestartet. Kein Auftakt nach Maß für das Team von Trainer Klaus Gärtner. Auch das vorzeitige Aus in der Qualifikation zur European League gegen Benfica Lissabon dürfte bei den Mannheimern noch schmerzhaft in Erinnerung sein. Aber „sie haben sich zuletzt mit den Siegen gegen Wetzlar und Balingen stabilisiert“, weiß Kehrmann. Der TBV-Trainer kennt die noch immer vorhandene Qualität und Breite im Kader des kommenden Gegners. „Die Löwen sind individuell stark besetzt und spielen sowohl eine sehr aggressive 6:0-Abwehr als auch eine unangenehme 5:1-Formation mit Gislason auf der Spitze“, so Kehrmann weiter.
So solle es in der Vorbereitung auf das Auswärtsspiel auch darum gehen, sich an ein taktisch etwas verändertes Spiel zu gewöhnen, um die Löwen-Deckung zu knacken. Platz sieben nach acht Spieltagen. Damit können die Rhein-Neckar Löwen im Normalfall kaum zufrieden sein. Zu hoch hängt dieMesslatte beim deutschen Meister von 2017. Fragt man Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettermann, so ist Geduld die Tugend der Stunde bei den sich im Umbruch befindenden Mannheimern. „Es kostet viel Kraft, beim eigentlichen Plan zu bleiben und die Ruhe zu behalten“, so die 39-Jährige im Gespräch mit dem SWR.
Und dieser bestehe darin, „irgendwann wieder ganz oben zu stehen. Aber das sind zeitliche Dimensionen von fünf bis sechs Jahren, nichts, was in ein oder zwei Jahren passiert.“ Auf dem Weg dorthin wolle man vermehrt auf die eigene Jugend setzten. Einige „Junglöwen“ befänden sich schon jetzt im Bundesliga-Kader. „Wenn wir den Jungen eine Chance geben, bedeutet das auch, dass wir nicht gleich wieder Champions-League spielen“, mahnt Kettermann zur Geduld. Auch Löwen-Rechtsaußen und Nationalspieler Patrick Groetzki sprach kürzlich im vereinseigenen Podcast an, wie schwer es teilweise falle, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben.
Trotz einiger Nebengeräusche, die Rhein-Neckar Löwen sind auf der Platte noch immer eine überdurchschnittlich gute Bundesliga-Mannschaft. Mit Shooting-Star Juri Knorr hat sich das Gärtner-Team vor der Saison einen der aktuell begehrtesten Deutschen Handballer geangelt. Mit starken Leistungen wird Knorr auch immer mehr zum Führungsspieler bei seinem neuen Verein. Und der Löwen-Kader birgt weitere Gefahren: Wir werden versuchen müssen, die Kreise von Kohlbacher und Horzen am Kreis einzuengen und müssen die Rückraumschützen wie Nilsson, Ahouansou oder Kirkeløkke sicherlich weit von der Abwehr fernhalten“, sagt Florian Kehrmann.
Auch die individuelle Klasse von Andy Schmid, Juri Knorr und Albin Lagergren kennt der 44-Jährige. Wie so oft, wird es auch am Mittwoch um die Tagesform gehen. „Deswegen gilt für uns, auf unser System zu vertrauen, ins Tempospiel zu kommen und von Anfang an Druck auf die Löwen-Abwehr auszuüben“, zeigt sich Kehrmann kampfbereit. Personell kann der TBV-Trainer voraussichtlich wieder auf den gleichen Kader wie im Spiel gegen Berlin zählen, zu dem möglicherweise Andreas Cederholm wieder dazustoßen kann. Das aber entscheidet sich erst im Abschlusstraining.Schiedsrichterinnen der Partie sind Tanja Kuttler und Maike Merz. Der Bezahlsender Sky überträgt das Spiel live ab 19 Uhr auf Sky Sport 4 HD.