Ulrich Leidecker, Chief Operating Officer von Phoenix Contact, sprach über die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens. Foto: Phoenix Contact.

Im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz sprach Ulrich Leidecker, Chief Operating Officer von Phoenix Contact, über die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens, die trotz der angespannten Lage auf den Rohstoffmärkten und den pandemiebedingten Herausforderungen zu einem hervorragenden Ergebnis führen wird. Aus heutiger Sicht wird Phoenix Contact das Geschäftsjahr 2021 mit einer Umsatzsteigerung von ca. 25 Prozent und einem Gesamtumsatz von 2,95 Milliarden Euro abschließen.

 

„Dabei liegt das Wachstum in allen wesentlichen Regionen in Deutschland, Europa, Amerika und Asien ungewöhnlich einheitlich über 25 Prozent“, hebt Leidecker hervor. Dieses Wachstum zeige sich auch in der gestiegenen Mitarbeiterzahl von fast 20.000 Mitarbeitenden weltweit. Auch in diesem Jahr bestimmte die Pandemie und ihre Auswirkungen die Unternehmensprozesse von Phoenix Contact. Mit dem Rückgang der Inzidenzwerte, die bis Oktober verzeichnet werden konnten, und der steigenden Impfquote der Bevölkerung konnten die Mitarbeitenden im Unternehmen schrittweise zu einem Alltag zurückkehren.

 

„Die letzten Wochen führten aber auf drastische Weise vor Augen, wie fragil die Situation immer noch ist“, unterstreicht Leidecker den Ernst der Situation. Explosionsartig ansteigende Infektionszahlen zwingen dazu, viele Lockerungen im Unternehmen wieder zurück zu nehmen. Und zeigen sich auch sehr deutlich in den 3G- Regelungen, die im Unternehmen eingeführt werden mussten. Neben der Pandemielage lagen die größten Herausforderungen in 2021 auf der Materialversorgungsseite. Es begann mit einem der kältesten Winter in Texas. Dort kam es zu Anlagenstillständen und Produktionsausfällen für Schlüsselkomponenten der Kunststoffherstellung.

 

Läger liefen entlang der darauffolgenden Produktionsketten allmählich leer und sorgten vor allem im ersten Halbjahr in weiten Teilen der Industrie für erhebliche Störungen und Mehraufwände auf der Beschaffungsseite. Häfen mussten in Folge von Corona geschlossen werden. Der Suez-Kanal war
über Wochen blockiert und als sich die Lage etwas zu entspannen schien, sorgte eines der verheerendsten Hochwasser in Deutschland neben Tod und Verwüstung auch für ein Zusammenbrechen der Versorgung vieler Kupfer- und Stahllegierungen. „Die angespannte Situation am Halbleitermarkt, die vor allem die zweite Jahreshälfte dominierte, wird zum limitierenden Faktor der weiteren Entwicklung der gesamten deutschen und weltweiten Industrielandschaft und wird uns noch weit in das Jahr 2022 begleiten“, so Leidecker.

 

Investitionen
Auch im Corona Jahr 2021 wurden rund 180 Millionen Euro in neue Strukturen und Innovationen investiert. Insgesamt hat Phoenix Contact damit in den letzten drei Jahren 550 Millionen Euro investiert und das in durch Corona eher unwägbaren Krisenzeiten. Schwerpunkte waren die Weiterentwicklung des Standorts in Blomberg und China sowie der Ausbau der Produktionskapazitäten von Phoenix Contact E-Mobility in Polen. 30 Millionen Euro werden am Standort in Blomberg in ein energieeffizientes Gebäude für den Maschinenbau investiert, das bis 2023 errichtet wird. Es entstehen 18.500 m² Produktionsfläche, Büroräume und ein Betriebsrestaurant. 400 Mitarbeitende sollen hier zukünftig tätig sein.

 

Besonderes Augenmerk wird auf die Energieeffizienz gelegt. Neben einem hohen Dämmstandard der Gebäudehülle, der Wärmerückgewinnung über Lüftung und Druckluftverdichter sowie einer hocheffizienten Anlagentechnik wird auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage mit mehr als 750 KWp installiert. So kann ein großer Teil des Energiebedarfs über Ökostrom abgedeckt werden. Für die Wärme- und Kälteversorgung wird ein Eisspeicher eingebracht, der als Energiequelle für die Wärmepumpen dienen soll. Neben den Investitionen in Anlagen und Gebäude wurden mehr als 10 Prozent der Gesamtinvestitionen in immaterielles Anlagevermögen investiert. Dieser Anteil wird 2022 um mehr als 25 Prozent – und somit deutlich überproportional – gegenüber diesem Jahr steigen. Ein Trend, der auch für die kommenden Jahre als Folge zunehmender Digitalisierung zu erwarten sein wird.

 

Nachhaltigkeit: Herausforderung und Wachstumstreiber

Nicht nur beim Bau neuer Gebäude, sondern auch bei vielen anderen Aktivitäten gerät Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus, da der Klimawandel eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit ist. „Wir verfolgen das selbst gesteckte Ziel einer weltweiten CO2- Neutralität des gesamten Unternehmens konsequent weiter“, so Leidecker. In Scope 1 und 2 ist das Unternehmen in Deutschland bereits seit Anfang des Jahres 2021 CO2-neutral, in Europa seit Juli. Scope 1 beschäftigt sich innerhalb der Energieversorgung mit dem, was Phoenix Contact unmittelbar an seinen Standorten direkt im Unternehmen ausstößt.

 

Scope 2 berücksichtigt hauptsächlich den Strom, den das Unternehmen bezieht. In der Lieferkette bei Scope 3 wird alles betrachtet, von der Produktidee über den Materialtransport bis zur Auslieferung der Produkte und der Nutzungsphase beim Kunden. Phoenix Contact hat sich hier einen Rahmen bis spätestens 2030 gesteckt. „Unser Ziel ist es, unseren ökologischen Fußabdruck und den unserer Produkte ganzheitlich zu ermitteln und zu reduzieren. Dies ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung“, unterstreicht Ulrich Leidecker.

 

Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt
Was vorher schon über vereinzelte Homeoffice-Lösungen möglich war, wird jetzt für einen Großteil der Mitarbeitenden möglich sein. Bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit können demnächst mobil außerhalb des Unternehmens eingesetzt werden. Dies wurde in einer entsprechenden Betriebsvereinbarung ausgearbeitet. Um mit dieser Möglichkeit auch neue Arbeitskonzepte zu entwickeln, gab es Anfang 2021 eine Umfrage bei Mitarbeitenden, welche Voraussetzungen sie brauchen, um für ihr Arbeiten geeignete Bedingungen zu haben.

 

Dabei kamen Aspekte wie die Anteile an Stillarbeit, Projektarbeit, gewünschte Räumlichkeiten für kollaboratives Arbeiten oder hybride Meetings zum Tragen. Gebäude 38, das gerade fertig gestellt wird und in dem perspektivisch 400 Mitarbeitende arbeiten werden, bietet die passende Umgebung für eine Pilotphase. Eine erste Evaluierung wird nach einem halben Jahr erfolgen, um zu erfahren, wie das Angebot angenommen wird und wie sich die Rahmenbedingungen auf das Arbeiten auswirken.

 

Nachhaltigkeit als Motor der Wirtschaft
Aus Sicht der Automatisierungstechnik stellt das Ziel der Nachhaltigkeit aber auch eine wirtschaftliche Chance dar. „Um mehr Menschen Zugang zu mehr nachhaltigem Wohlstand zu ermöglichen, muss außerordentlich viel investiert werden“, bekräftigt Leidecker. „Alle Bereiche unseres Lebens müssen elektrifiziert, vernetzt und automatisiert werden, wenn z. B. flächendeckende elektrische Mobilität umgesetzt werden soll. Von den regenerativen Energieerzeugern über verschiedene Stufen von Energiespeichern, brauchen wir deutliche Veränderungen in den Transport- und Verteilnetzen bis hin zu intelligenten Ortsnetzstationen.

 

Wir benötigen aber auch eine viel höhere Ausschöpfung von Energieeffizienzpotentialen und steuerbare Verbraucher wie intelligente Wallboxen, Luftwärmepumpen oder dezentrale Speicher. Fabriken müssen digitalisiert werden, Sektoren gekoppelt, Energie gewandelt und gespeichert werden, wenn Nachhaltigkeit das Ziel ist. Und überall wird Elektro- und Automatisierungstechnik zum Einsatz kommen. Vor uns liegt eine Zeit, die unserer gesamten Branche außergewöhnliche Wachstumspotentiale bietet.“

 

Phoenix Contact hat mit seiner Perspektive einer „All Electric Society“ begonnen, das gesamte Produkt- und Leistungsangebot auf dieses Ziel auszurichten. In den Dimensionen „Elektrifizieren, Vernetzen und Automatisieren“ werden Kunden spezifische Technologien wiederfinden, die die Lösungen für eine „All Electric Society“ ermöglichen oder vereinfachen.

 

Pressemeldung:  Phoenix Contact.