Die Tabelle zeigt die Netzentgelte in Cent/kWh für verschiedene Abnahmefälle von Unternehmen in den einzelnen Verteilnetzgebieten.

„Sechs der sieben lippische Netzbetreiber haben ihre Stromnetzentgelte im Jahr 2020 erhöht und das zum Teil deutlich“, so Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe). „Einzige Ausnahme sind die Stadtwerke Lippe-Weser Service GmbH.“ Das ist das Ergebnis des aktuellen Vergleichs der Stromnetzentgelte. Die IHK Lippe hat dazu verschiedene Abnahmefälle von Sondervertragskunden auf Niederspannungs- bzw. Mittelspannungsebene in Lippe und benachbarten Verteilnetzgebieten betrachtet.

 

„Die Netzentgelte werden immer mehr zu einem wesentlichen Kostenfaktor. Sie machen 20 bis 30 Prozent der Stromkosten aus“, schätzt Carl. „Unternehmen in Lippe müssen mit durchschnittlich 4,50 Cent pro Kilowattstunde auf der Mittelspannungsebene im Schnitt tiefer in die Tasche greifen als Unternehmen im Bund (4,25 Cent/kWh) oder im Land (3,85 Cent/kWh). Auf der Niederspannungsebene zahlen lippische Unternehmen im Durchschnitt mit 7,02 Cent/kWh etwas mehr als im Land (6,59 Cent/kWh), aber weniger als im Bund (7,55 Cent/kWh).

 

Auf der Niederspannungsebene beziehen vor allem kleinere Gewerbebetriebe ihren Strom. Hier bleiben die Blomberger Versorgungsbetriebe wie schon in den Vorjahren trotz einer marginalen Erhöhung der günstigste Netzbetreiber in Lippe. „Unternehmen zahlen hier im Durchschnitt der drei betrachteten Abnahmefälle 5,89 Cent pro Kilowattstunde (kWh), beim teuersten Netzbetreiber dagegen 50 Prozent mehr“, vergleicht Carl.

 

Viele größere Betriebe beziehen Strom auf der Mittelspannungsebene. „Im Durchschnitt der vier betrachteten Abnahmefälle verlangen die Stadtwerke Lippe-Weser Service GmbH mit 3,68 Cent/kWh (minus 13 Prozent) in diesem Jahr mit Abstand die geringsten Netzentgelte“, so Carl. Das seien 1,44 Cent/kWh weniger als beim teuersten Netzbetreiber. Im Vergleich der umliegenden Netzgebieten sind die Stadtwerke Lippstadt sowohl auf der Niederspannungsebene (5,54 Cent/kWh) wie auf Mittelspannungsebene (2,74 Cent/kWh) am günstigsten.

 

Die Netzentgelte für Strom beinhalten i.d.R. neben dem Arbeits- und Leistungspreis für die Netznutzung die Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung. Auch die vorgelagerten Kosten für das Übertragungsnetz fließen hier ein. Lippe liegt im Gebiet des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, fast alle anderen Regionen im Netzgebiet von Amprion. Das ist ein Nachteil für lippische Unternehmen, denn die Netzentgelte von Tennet sind im Schnitt aktuell 60 Prozent höher als bei Amprion.

 

Die Netznutzungsentgelte können von den Netzbetreibern nicht frei festgelegt werden. Sie werden in einem komplexen Verfahren durch die Bundesnetzagentur genehmigt. Die Höhe der Netzentgelte ist ortsgebunden und hängt von vielen Faktoren wie Anschlussdichte, Erneuerungsbedarf des Stromnetzes, Versorgungsqualität und Effizienz des Netzbetreibers ab.

 

Dem Vergleich der IHK Lippe liegen die Durchschnittswerte für vier Verbrauchsfälle auf Mittelspannungsebene und für drei Abnahmefälle auf Niederspannungsebene zugrunde, die der Verband der Energieabnehmer (VEA) in einer aktuellen Erhebung ermittelt hat. Die einzelnen Verbrauchsfälle unterscheiden sich in der Leistung, Strommenge und Benutzungsstunden. Mittelspannungsnetze werden üblicherweise mit elektrischen Spannungen von 10 bis 30 Kilovolt und Niederspannungsnetze bei 250 bis 1000 Volt betrieben.