Das Chordachwerk weist mit den 1118 gefällten, naturkrummen Ankerbalken über dem Gewölbe eine bundesweit bisher einzigartige Konstruktion auf. Foto: LWL/Barthold

Das Chordachwerk weist mit den 1118 gefällten, naturkrummen Ankerbalken über dem Gewölbe eine bundesweit bisher einzigartige Konstruktion auf.
Foto: LWL/Barthold

Die romanische Dorfkirche in Blomberg (Kreis Lippe), galt bisher schon als eine der ältesten Dorfkirchen in Lippe. Jetzt hat eine vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) durchgeführte bauhistorische Untersuchung ergeben, dass die aus Bruchsteinen gebaute Saalbau-Kirche in Teilen schon 1118 fertiggestellt war und damit wesentlich älter ist, als ihre früheste urkundliche Erwähnungen aus dem 13. Jahrhundert. Deshalb hat der LWL die kleine evangelische Kirche mit dem eingezogenen Chorquadrat als Denkmal des Monats April ausgezeichnet.

 

Dendrochronologische Analysen (Datierung durch Auswertung von Jahresringen der Bauhölzer) zeigten, dass das Dach über dem Chor der älteste Bauteil ist: Es ist mit Holz verzimmert worden, dessen jüngstes im Sommer 1118 gefällt wurde. Nach Probenentnahmen vor Ort durch den LWL-Denkmalpfleger gelang dem Dendrochronologen Thomas Eißing diese Datierung in seinem Bamberger Labor.

 

In der romanischen Dorfkirche von Blomberg-Donop befindet sich unter der Dachhaut aus Schiefer über dem Chor eines der ältesten im Verband erhaltenen Dachwerke im deutschsprachigen Raum. Foto: LWL/Barthold

In der romanischen Dorfkirche von Blomberg-Donop befindet sich unter der Dachhaut aus Schiefer über dem Chor eines der ältesten im Verband erhaltenen Dachwerke im deutschsprachigen Raum.
Foto: LWL/Barthold

„Aber nicht nur das Alter bringt die Fachwelt zum Staunen“, erklärt der LWL-Bauforscher Peter Barthold, „sondern auch die ungewöhnliche Konstruktion, die in vielen Details einzigartig ist.“ Der LWL-Bauforscher bezieht sich auf ein bundesweites Treffen des Arbeitskreises Dachwerke, das am vergangenem Wochenende (16./17.4.) in Soest stattfand. Hier sorgte der Blomberger Befund für Aufsehen. „Das nur auf den ersten Blick wegen der einfach verzimmerten Balken unscheinbar wirkende Chordachwerk ist durch die Verwendung naturkrummer, über das Gewölbe gespannter Hölzer bislang ohne bundesweiten Vergleich. In dieser Form dokumentiert es in eindrucksvoller Weise den Übergang von Kirchenräumen, die zum Dach hin offen waren zu gewölbten Kirchenräumen“, erklärt Barthold.

 

Pastor Dirk Hauptmeier, Dr. Michael Huyer (Referatsleiter LWL), Peter Barthold und Dirk Niederhöfer (Kirchenvorstand) mit den Proben der Balken.

Pastor Dirk Hauptmeier, Dr. Michael Huyer (Referatsleiter LWL), Peter Barthold und Dirk Niederhöfer (Kirchenvorstand) mit den Proben der Balken.

Hintergrund
Dass die Donoper Kirche in das Visier der Forschung geriet, ist indirekt das Verdienst des süddeutschen Bauforschers Burghard Lohrum. Er regte im Kreis der Fachkollegen an, sich bundesweit systematisch mit der Erforschung mittelalterlicher Dachwerke vor 1230 zu beschäftigen. Als Bearbeiter für Westfalen-Lippe konnte Barthold gewonnen werden. Nach Literatur- und Aktenrecherchen blieb eine überschaubare Anzahl von Kirchen, die noch Dächer aus der Zeit vor 1230 tragen könnten. Eines der aufgesuchten Beispiele war das Dachwerk der Donoper Dorfkirche. Neben dem Chordachwerk konnten zudem auch der Turmhelm (1610) und das Dachwerk über dem Südanbau (1616) datiert werden. Auch diese noch vor dem Dreißigjährigen Krieg entstandenen Dächer halten wertvolle Erkenntnisse zur Konstruktionsgeschichte und Zimmermannstechnik parat. Dass die Kirche in Donop demnächst ein 900-jähriges Jubiläum feiern könnte, war vorher allerdings nicht absehbar.

 

Pressemeldung LWL