Viele lassen es bei den hohen Temperaturen etwas ruhiger angehen, aber bei den Rehen herrscht in der Zeit Ende Juli bis Mitte August ein reges Treiben. Der Ruf der Natur verwandelt die scheuen Tiere in der sogenannten Blattzeit in kopflose Liebhaber. Das bedeutet für den Menschen vor allem ein erhöhtes Unfallrisiko. Der Landesverbandsförster des Revieres Belle Günter Harmel kennt die Risiken.

 

Wer das Auto nutzt, sollte insbesondere auf Landstraßen mehrere Dinge beachten. Die Rehe sind in der Zeit bis Mitte August ganztägig und nicht nur in der Dämmerung auf Straßen anzutreffen. Anders als Rotwild leben Rehe flächendeckend, besiedeln also neben Wäldern auch Wiesen, Felder und Gärten. Einem Reh folgt bei der Straßenquerung häufig ein zweites, entweder treibt der Bock die Ricke oder er versucht einen Konkurrenten aus dem Revier zu jagen.

 

Das Treiben ist ein recht unkontrollierter Akt, während dem die Tiere nicht immer so reagieren, wie man es von Fluchttieren erwarten würde. „Es sind schon Spaziergänger von liebestollen Rehen umgerannt worden“ so der Revierförster. Doch weshalb sind die Tiere so unberechenbar? Günter Harmel klärt auf: „Die Brunftzeit bedeutet für Rehe vor allem Zeitstress.“ Die Ricke wird brunftig und verkündet das durch ihr Fiepen und den Ausstoß von Lockstoffen.

 

Geschlechtsreife Böcke reagieren darauf, suchen die Ricke und folgen ihr. Diese lässt sich aber nicht unmittelbar besteigen, sondern verwickelt den Bock in eine lange Verfolgung. „Man sagt, der Bock treibt die Ricke, obwohl sich besser sagen ließe, die Ricke zieht den Bock“ gibt der Revierförster zu bedenken. Innerhalb der circa drei-wöchigen Brunftzeit dauert der eigentliche Eisprung der Ricke und damit ihre Empfängnisbereitschaft nur 36 Stunden.

 

Der Bock wird immer wieder versuchen die Ricke zu besteigen aber erst während des Eisprungs, lässt die Ricke das auch zu. Glückt die Befruchtung kommen ein bis drei Kitze Mai des Folgejahres zur Welt. Die Tragezeit von 9,5 Monaten ist im Vergleich zu anderen Wildsorten damit sehr lang. Warum das so ist, weiß auch Günter Harmel nicht: „Obwohl man glaubt Rehe zu kennen, müsste eigentlich noch sehr viel geforscht werden.“