Die in Werkstätten beschäftigten Menschen mit Behinderung wünschen sich ein auskömmliches Entgeltsystem, so auch die im eeWerk der Stiftung Eben-Ezer Beschäftigten. Große Hoffnung setzten sie in Reformen, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf Basis der sogenannten „Entgeltstudie“ entwickeln sollte. „Doch statt die Einkommenssituation zu verbessern, werden mit den jetzt öffentlich gewordenen Plänen des BMAS funktionierende Strukturen zerschlagen“, stellt Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge fest. Sie hat sich mit dem Werkstattrat vom eeWerk getroffen und teilt dessen Kritik an den BMAS-Plänen.
Diese sehen u.a. vor, die Werkstätten zu reinen Rehabilitationseinrichtungen ohne Arbeitsmarktbezug zu machen, wirtschaftlich erfolgreiche Bereiche dagegen in eigenständige Inklusionsbetriebe mit Vermittlungsauftrag in den ersten Arbeitsmarkt auszugliedern und auch die berufliche Bildung auszulagern. „Den Beschäftigten machen diese Pläne Angst und in Lippe wie auch bundesweit wächst unsere Sorge, dass vor allem leistungsschwächere Menschen durchs Raster fallen“, erläuterte Philipp Damm, Vorsitzender des Werkstattrates vom eeWerk, der CDU-Politikerin.
Eine arbeitsmarktnahe und damit wertschöpfende Beschäftigung wäre nämlich für die Menschen in der Rehabilitation nicht länger vorgesehen. Auf der anderen Seite wären die in den Inklusionsbetrieben Beschäftigten permanent unter Druck, sich dem freien Arbeitsmarkt stellen zu müssen, ohne Rücksicht darauf, ob sie sich dem persönlich gewachsen fühlen. Deutschlandweit sehen die Werkstatträte in beiden Fällen das Wunsch- und Wahlrecht der Menschen mit Behinderung ausgehebelt. Ihre Enttäuschung und Verunsicherung ist auch deshalb so groß, weil sie als Vertreter der Betroffenen nicht eingebunden waren und als letzte von den Plänen erfahren haben.
Auf Einladung von Damm und seinen Kollegen hat sich Vieregge vor Ort ein Bild vom Arbeitsalltag im eeWerk gemacht. „Hier leistet jeder nach seinen individuellen Möglichkeiten wertschöpfende Arbeit. Hier wird Selbstvertrauen gestärkt und persönliche Entwicklung gefördert. Und wer sich stark genug dafür fühlt, kann in den ersten Arbeitsmarkt wechseln“, fasst sie ihre durchweg positiven Eindrücke zusammen. Sie fordert, das funktionierende System nicht willkürlich auseinanderzubrechen, ohne überhaupt mit den Betroffenen gesprochen zu haben.
Vielmehr empfiehlt sie jedem, der über die Zukunft der Werkstätten für behinderte Menschen entscheiden und sie mitgestalten will, einen Besuch dort. „Inklusion heißt nicht, Menschen mit Behinderung per Verordnung dem Druck des freien Arbeitsmarktes auszusetzen. Inklusion heißt, die betroffenen Menschen an der Gestaltung ihrer eigenen Lebenssituation zu beteiligen!“, macht Vieregge unmissverständlich klar.
Pressemitteilung der Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge
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