ÄrztekammerDie Übertragung von ärztlichen Tätigkeiten auf nicht-ärztliche Berufe, wie es die Konzertierte Aktion Pflege der Bundesregierung vorsieht, ist für den Präsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst, ein „Etikettenschwindel, der die Patientensicherheit gefährdet und zu einer Deprofessionalisierung der medizinischen Versorgung führt“. Die Bundesregierung will bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege schaffen, um so dem Fachkräftemangel zu begegnen.

 

Zu dem Maßnahmenpaket soll auch in Modellprojekten gemäß § 63 Abs. 3c SGB V die eigenständige Ausübung von Heilkunde  durch Pflegekräfte gehören. Dies ist nach Ansicht des westfälischen Kammerpräsidenten der „Schritt in eine real existierende Zwei-Klassen-Medizin“. Windhorst: „Auf der einen Seite begründet der Bundesgesundheitsminister beim TSVG die gesetzlichen Vorgaben von mehr Sprechzeiten und die Einführung von Terminservicestellen mit einer vermeintlichen Zwei-Klassen-Medizin, die er abbauen will.

 

Auf der anderen Seite will er die Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten durch Gesundheitsfachberufe zulassen. Das ist ein Widerspruch in sich und bedeutet dann, nämlich wirklich eine Zwei-Klassen-Medizin per großem Feldversuch auf Kosten der Patientensicherheit.“ Für Windhorst führt die Übertragung ärztlicher Tätigkeiten zur selbstständigen Ausübung von Heilkunde etwa auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege zu einer deutlichen Verschlechterung der medizinischen Versorgung.

 

Der Patient müsse die Sicherheit haben, „nach den Regeln der ärztlichen Kunst und nach Facharztstandard“ behandelt zu werden, fordert der Kammerpräsident. „Sechs Jahre Medizinstudium, sechs Jahre Weiterbildung zum Facharzt und eine lebenslange Fortbildungspflicht sind die Garanten für die qualitativ hochstehende Versorgung der Patienten in unserem Land.“ Mit einer weiteren Versorgungsebene neben der ärztlichen könne diese Versorgungsqualität gar nicht gewährleistet werden.

 

Natürlich sei die Ärzteschaft bereit, über die Delegation ärztlicher Tätigkeiten unter Verantwortung des Arztes zu sprechen, so Windhorst. „Wir wünschen uns eine teamorientierte Zusammenarbeit mit dem Ziel einer sinnvollen und effizienten Kooperation aller an der Patientenversorgung beteiligten Fachberufe. Jede Gruppe muss dabei ihren eigenen Verantwortungsbereich wahrnehmen. Was wir nicht brauchen, ist eine Gesundheitspolitik, die die bewährte Arbeitsteilung verwässert und damit die Patientenversorgung verschlechtert.“