Der „Englische Mai“ hat internationales Flair ins Lipperland gebracht. Denn flotten Schrittes marschiert auch der TBV Lemgo Lippe aufs Saisonfinale zu: „Aktuell haben auch wir einen Spielrhythmus wie ein Europapokalteilnehmer“, sieht TBV-Trainer Florian Kehrmann durchaus Parallelen zum Rekordmeister aus Kiel, dessen Besuch am Pfingstmontag (Anwurf 20.30 Uhr, live auf Sky Sport 1 HD) für die Lipper eine pickepackevolle Woche mit weiteren Hochkarätern bereithält. „Bislang steckt die Mannschaft das sehr gut weg“, kommt Kehrmann der breit aufgestellte Kader gerade zugute. Statt Ehrfurcht macht sich vor allem Vorfreude breit. Die bisherige Ausbeute im Wonnemonat mit 7:3 Punkten gibt zusätzlich Auftrieb. Und dennoch wissen alle um die Urgewalt, die aus dem hohen Norden auf die Phoenix Contact-Arena zusteuert.

 

„Die Kieler Mannschaft ist sehr stabil, hat immer Spielkontrolle und verfügt über eine extrem hohe individuelle Klasse, auf die es sich einzustellen gilt.“ Letztmalig gelang dies eindrucksvoll im Osterspiel 2017, als abstiegsgefährdete Lipper beim 34:30 im Lemgoer Hexenkessel das Schwergewicht Stück für Stück zermürbten. Um für einen ähnlichen Sensationserfolg in Frage zu kommen, braucht es auch vier Jahre später schnelles Umschalten und viel Arbeit im Kopf. „In der Abwehr müssen wir sowohl die individuelle Klasse eines Harald Reinkind (108 Tore/45 Assists) und Sander Sagosen (116/105) als auch das sehr präsente Kreisläuferspiel mit Hendrik Pekeler verteidigen“, konstatiert Kehrmann.

 

Auch defensiv agiere der amtierende Deutsche Meister mit verschiedensten Deckungsvariationen sehr flexibel: „Wir müssen daher die Abwehr lesen und die jeweils richtigen taktischen Mittel anwenden.“ Was es dafür auf Lemgoer Seite ohnehin braucht, sind der Glaube an die eigenen Stärken, Selbstverstrauen und Überzeugung. „Sonst wird man gegen Kiel nicht bestehen können. Wir werden versuchen, ihnen einen heißen Kampf zu liefern.“ Den lieferten sich die Zebras zuletzt in der Champions League mit Paris Saint-Germain – und hatten am Ende das Nachsehen. Die 28:34-Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel begrub den Traum von der Titelverteidigung in Köln vorzeitig.

 

Zudem bitter: Beim 31:29-Hinspielsieg brach sich Patrick Wiencek das obere Wadenbein, fällt mehrere Wochen aus. Viel Zeit, den herben Dämpfer aus den Kleidern zu schütteln, bleibt ihnen nicht. Bevor sich die Mannschaft des Ex-Lemgoers Filip Jicha (2005 – 2007) nach mehr als eineinhalb Jahren erstmals wieder ins Lipperland aufmacht, gastiert am Samstagabend zunächst noch die MT Melsungen in der Wunderino-Arena. Ausrutscher sind trotz des extrem straffen Programms quasi tabu, liegt man im Meisterschaftskampf weiter Kopf an Kopf mit dem Nordrivalen aus Flensburg. Gegen den hatten die Kieler beim 28:31 Ende März letztmalig in der Liga das Nachsehen.

 

Seitdem wiesen die Kieler um Topscorer Niclas Ekberg (178/84 Tore) ihre Gegner reihenweise in die Schranken, holten neun Siege in Serie. Überhaupt stehen bisher erst fünf Punkte auf der Verlustseite. Kehrmann: „Ich freue mich sehr darauf, den Deutschen Meister in der Phoenix Contact-Arena begrüßen und ihm einen Fight liefern zu können. Was dann in zwei Wochen beim REWE Final4 passiert, spielt jetzt noch keine Rolle. Es geht nur um dieses Bundesligaspiel, in das wir wie zuletzt alles reinwerfen wollen und dann schauen, was möglich ist.“ Schiedsrichter der Partie sind Julian Köppl und Denis Regner. Sky beginnt mit der Vorberichterstattung auf die Nachholpartie des 18. Spieltags um 20.15 Uhr auf Sky Sport 1 HD.