„Die Situation der Gesundheitsämter hat sich auch nach einem Jahr der Corona-Bekämpfung nicht wesentlich gebessert“, kritisiert der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle, am heutigen Tag des Gesundheitsamtes. „Es fehlt immer noch eine langfristige und nachhaltige Förderung, die eine verbesserte personelle, strukturelle und finanzielle Ausstattung der Gesundheitsämter gewährleistet.
Wir brauchen unbedingt eine zügige Umsetzung des Pakts für den öffentlichen Gesundheitsdienst, hier ist die Politik in Bund und Land sowie auf kommunaler Ebene weiter gefordert – gerade in Zeiten einer nicht enden wollenden Pandemie.“ Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung zur Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) reichten nicht aus, das notwendige Personal zu gewinnen, so der Kammerpräsident.
Gehle wiederholt in diesem Zusammenhang auch die Forderung der ÄKWL, im Rahmen der Umsetzung des Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst eine Stiftungsprofessur für fünf Jahre an der Universität Bielefeld einzurichten. Diese soll zur Stärkung der wissenschaftlichen Arbeitsgrundlagen des ÖGD, zur Verankerung von universitärer Forschung und Lehre zu ÖGD-spezifischen Themengebieten sowie zur wissenschaftlichen Analyse und Bewertung des regionalen pandemischen Ausbruchsgeschehens unter besonderer Berücksichtigung der Erfordernisse des ÖGD beitragen.
Im März 2019 rief das Robert Koch-Institut (RKI) erstmalig den „Tag des Gesundheitsamtes“ aus. Mit diesem Gedenktag sollen die kommunalen Gesundheitsbehörden gewürdigt werden, die weltweit eine wichtige Säule für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen, deren Bedeutung jedoch oftmals zu wenig bekannt ist, so das RKI. Das Motto für den Tag des Gesundheitsamtes 2021 ist aus gegebenem Anlass „Krisenreaktion“. „Seit 2019 ist nicht genug passiert. Aller guten Dinge sind leider nicht drei“, so Gehle.
Gehle: „Der Öffentliche Gesundheitsdienst ist eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitswesens und muss dringend dauerhaft gestärkt werden. Die Ärztinnen und Ärzte dort verdienen unseren Respekt und unsere Unterstützung, sie kämpfen aktuell nicht nur gegen die Corona-Pandemie, sondern auch mit den altbekannten Strukturproblemen des ÖGD.“
Mit der Forderung nach Umsetzung des ÖGD-Pakts erneuert Gehle ein Votum der ÄKWL Kammerversammlung aus dem vergangenen Jahr. Im letzten Juni hat sich das Parlament der westfälisch-lippischen Ärzteschaft für solch ein Übereinkommen ausgesprochen, mit dem eine Mindestpersonalausstattung bei den Gesundheitsämtern festgelegt und die ärztlichen Gehälter an die Entwicklung in anderen Bereichen des Gesundheitswesens angepasst werden sollen.
Dies sei über arztspezifische Tarifverträge zu gewährleisten, heißt es in dem Votum der Kammerversammlung. Gehle: „Ein schlecht ausgestatteter und strukturell sowie personell ausgebluteter Gesundheitsdienst stellt eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Und dies nicht nur während einer Pandemie. Es geht dabei nicht nur um Entgelt, sondern auch um würdige Arbeitsbedingungen.“
Pressemeldung der Ärztekammer Westfalen-Lippe.