Bloß nicht auf die leichte Schulter nehmen, könnte das Motto für das nachträgliche Gastspiel beim HSC 2000 Coburg lauten. Die Vestestädter stehen seit vergangenem Wochenende als zweiter Absteiger fest, werden vor eigenem Anhang – 550 Zuschauer sind offiziell zugelassen – allerdings einen Teufel tun, während der Lemgoer „Festspieltage“ nur Spalier zu stehen. Sollten die Lipper am Sonntag (Anwurf 16 Uhr, live auf Sky Sport 5 HD) ihrer Favoritenrolle gerecht werden, würden sie ihre ohnehin schon beste Punkteausbeute seit der Saison 2011/12 noch überbieten – und ihren wettbewerbsübergreifend fünften Sieg in Serie einfahren. Doch bei aller Euphorie: „Das wird eine knackige Aufgabe“, mahnt TBV-Trainer Florian Kehrmann zurecht.

 

Das deutliche 20:32 in Berlin besiegelte den zweiten direkten Wiederabstieg in der Coburger Historie, der sich unlängst angebahnt hatte. Seit dem 2. Spieltag hat der Aufsteiger die rote Laterne inne, weil sich unter die wenigen Erfolgserlebnisse viele Rückschläge mischten – zu viele, um sich fürs Saisonfinale eine reelle Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Trotz dieses eher tristen Zahlenwerks luchsten die von Alois Mraz trainierten Oberfranken dem ein oder anderen Kontrahenten auch Punkte ab –dem TVB Stuttgart gar doppelt. Gegen Schwergewichte wie Magdeburg (26:28), Kiel (32:37) oder die Rhein-Neckar Löwen (28:31) schnupperte man zumindest lange an einer Sensation.

 

Ausgerechnet bei der MT Melsungen entstand im Dezember ein erstes Siegerfoto, nachdem man die Hessen höchst eindrucksvoll mit 32:27 bezwungen hatte. Doch der Knoten wollte nicht so recht platzen. Den ersten Heimsieg gegen Erlangen sparte man sich bis ins neue Jahr auf. Mit Punketeilungen gegen die Eulen und Wetzlar sowie unter der Woche gegen Balingen konnte man das Konto nur marginal aufstocken.

 

Nach der Saison 2016/17 ist es auch im zweiten Anlauf bei einem Coburger Bundesliga-Intermezzo geblieben. Den schwarz-gelben Rittern, denen die fehlende Unterstützung von den Rängen als Aufsteiger mental noch mehr gefehlt haben dürfte, gibt die Zuschauer-Rückkehr für die letzten Spiele im Oberhaus noch einmal Auftrieb. Das wurde bereits beim 27:27 gegen Balingen deutlich:

 

„Sie können sehr befreit aufspielen, verspüren nicht mehr den großen Druck und spielen dadurch etwas gelassener und mit mehr Spaß“, erwartet TBV-Trainer Florian Kehrmann eine „wirklich schwere Aufgabe. Das ist dann auch immer gefährlich für uns.“ Trotzdem müsse seine Mannschaft weiter ihren Rhythmus bewahren: „Wir haben jetzt viele Englische Wochen hinter uns, konnten aber auch die Belastung in den letzten Spielen verteilen und werden das auch weiterhin tun.“

 

Um auch im vierten Bundesligavergleich mit dem HSC als Sieger vom Platz zu gehen, „müssen wir taktisch nicht viel verändern. Wir werden auf eine 6:0-Abwehr treffen, die teilweise gerade im Innenblock sehr aggressiv agiert und ein gutes Umschaltspiel hat.“ Eigene Umschaltmomente durch „eine gute und bewegliche Abwehr“ und konsequente Abschlüsse seien daher auch im Frankenland der Schlüssel zum Erfolg. Mit Norouzinezhad Pouya, Tobias Varvne und Top-Zuspieler Pontus Zetterman (109 Assists) verfügten die Coburger über gute Eins-gegen-Eins-Spieler.

 

Auch den HSC-Halblinken Andreas Schröder dürfe man aus dem Rückraum nicht ungehindert zum Wurf kommen lassen. Mindestens ein wachsames Auge gilt auch dem nach Dominic Kelm dienstältesten Coburger im Kader: Mit 173/44 Toren und 17 Assists ist Rechtsaußen Florian Billek die mit Abstand gefährlichste Waffe. Mit dem 32-Jährigen spielte auch schon Marcel Timm zwei Jahre beim HSC zusammen.

 

Geleitet wird die Nachholpartie des 26. Spieltags, die bekanntlich wegen auffälliger PCR-Testungen im April kurzfristig verschoben wurde, vom Schiedsrichter-Gespann Sascha Schmidt und Frederic Linker. Ab 15.25 Uhr stimmt Bezahlsender Sky mit den Vorberichten auf die vier Spiele am Nachmittag ein. Um 15.55 Uhr wird dann Sky Sport 5 HD für die Übertragung des Einzelspiels freigeschaltet.