Das war mehr als ein Appetithäppchen auf die bevorstehende Bundesligasaison: In einem höchst unterhaltsamen Duell musste der TBV Lemgo Lippe dem THW Kiel zwar am Ende den Pixum Super Cup überlassen, lieferte sich beim 29:30 (14:17) mit dem deutschen Rekordmeister aber über 60 Minuten einen mitreißenden Kampf. Wie schon im Halbfinale des REWE Final4 lief Peter Johannesson gegen die Zebras abermals zur Höchstform auf, war mit bärenstarken 20 Paraden „Man of the Match“. Stolz über die Darbietung seiner Schützlinge zeigte sich auch TBV-Trainer Florian Kehrmann im Anschluss am Sky-Mikro: „Die Jungs haben eine geile Leistung gebracht und Riesenspaß gemacht. Am Ende hat es nicht ganz gereicht, daran werden wir arbeiten.“
Zum Spiel: Gegenüber dem letzten Test in Nordhorn konnte der TBV-Coach wieder auf Jonathan Carlsbogård und Frederik Simak zurückgreifen, die zuletzt mit Blessuren zu kämpfen hatten. Beide Teams waren von Beginn um schnelle Angriffsvorträge bemüht. Nachdem Bjarki Már Elísson eine sehenswerte Kombination zum 3:3 vollendet hatte, zogen die Zebras zunächst auf drei Tore weg.
Abschütteln ließ sich der Pokalsieger, für den Lukas Hutecek in der zehnten Minute sein Pflichtspieldebüt gab, jedoch nicht. Als Harald Reinkind den stets um schnelle Antworten bemühten Titelverteidiger mit 5:9 in Front gebracht hatte, konnte auch der TBV wieder allmählich die Handbremse lösen. „Am Anfang hatten wir leider ein bisschen zu viel Respekt, waren immer ein bisschen hinten dran und mussten daher viel Aufwand betreiben, um dranzubleiben“, konstatierte Kehrmann nach Spielende.
Abwehrchef Gedeón Guardiola, der je vier Treffer pro Durchgang erzielte, verkürzte auf 6:9, dann krönte Elísson in der 15. Minute einen blitzsauberen Gegenstoßvortrag zum 7:9. Nachdem sich der THW nach einer Massenkarambolage im Kreis in Unterzahl sah, besaß Lukas Zerbe die Chance auf den Anschluss. Doch wie schon Elísson zuvor in der 11. Spielminute, scheiterte das TBV-Eigengewächs ebenfalls am abgebrühten THW-Keeper Niklas Landin. Die Zebras überstanden die Unterzahl zwar schadlos, den Anschlusstreffer schafften die Lipper dennoch.
Gedeón Guardiola markierte sehenswert per Leger das 11:12. Doch Kiel antwortete postwendend und baute seine Führung wieder auf 12:16 aus. Nachdem Hutecek sehenswert Zerbe freispielte und Peter Johannesson Kiels Siebenmeterschütze Ekberg gleich zweimal vom Strich zur Verweifelung brachte, erzielte Lemgos österreichischer Neuzugang kurz vor dem Seitenwechsel sein erstes Pflichtspieltor für den TBV zum 14:16.
Auch die zweite Hälfte bot höchsten Unterhaltungswert: Nachdem Carlsbogård den Torreigen mit seinem Treffer zum 15:17 eröffnet hatte, zogen die Norddeutschen bis zur 40. Minute auf 19:23 davon. Doch die Lipper erkämpften sich das Momentum zurück auf ihre Seite: Zunächst wuchtete Marcel Timm zum 20:23, dann stibitzte sich Elísson den Ball noch in der Kieler Hälfte (21:23), ehe der sensationell aufgelegte Johannesson mit seiner 13. Parade den erneuten Anschluss durch Timm einleitete.
Der Pokalsieger war nach mehr als 40 Minuten drauf und dran, den Ausgleich zu packen, doch wieder zog die Mannschaft von Filip Jicha rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge. So ein letztes Mal auch fünf Minuten vor Schluss, als Gedeón Guardiola zum 26:27 traf – und der THW wieder auf 26:30 davonzog. Bis zum Schluss aber betrieb der TBV beste Eigenwerbung, vorne wie hinten: Hutecek und abermals Gedeón Guardiola verkürzten noch auf 29:30 – dann war Schluss.
Neben Lemgos spanischem Abwehrchef, dem acht Tore gelangen, brachte auch Marcel Timm all seine sechs Abschlüsse im Tor unter. Einer stahl an diesem Abend aber allen die Show: Peter Johannesson. Im Anschluss wurde noch gelost: In der zweiten DHB-Pokalrunde, die für den 5. und 6. Oktober angesetzt ist, gastieren die Lipper bei Zweitligist TSV Bayer Dormagen.
TBV Lemgo Lippe: Johannesson (20 Paraden), Zecher; Hutecek (2), Elísson (6/1), Kogut, I. Guardiola (1), Simak (1), Carlsbogård (2), Schagen, Timm (6), Schwarzer, Zerbe (3), G. Guardiola (8), Reitemann, Blaauw.