Wenn einer alte Geschichten ausgräbt, macht er das meistens, um sein Gegenüber mit Vorwürfen zu konfrontieren oder sich in irgendeiner Form zu rechtfertigen. Bei dem Projekt „Lippisches Panoptikum“ hingegen haben wir es eher mit einer Liebeserklärung an Lippe zu tun. Über ein Jahr lang haben sich der Karikaturist Peter Menne und der Autor Andreas Scheffler voller Neugier auf die Suche nach Anekdoten aus dem Lipperland gemacht. Fündig wurden sie bei Historikern und Volkskundlern, Stadtarchivaren, Heimatforschern oder einfach nur interessierten Lippern. Diese haben den beiden geholfen, ihre Sammlung zu vervollständigen.

 

Ausgesucht wurden Schilderungen aus allen Zeitepochen, mit bekannten wie unbekannten Akteuren. Es sind Anekdoten, die kuriose, ungewöhnliche, aber auch charakteristische Ereignisse wiedergeben. In ihrer Gesamtheit gewähren sie so einen kleinen Einblick in das Lipperland, beschreiben Menschen, Bräuche, Geschichte und Kultur des Landes. Eine Anekdote, die oft nur mündlich überliefert wird, erhebt zunächst weniger den Anspruch, literarisch besonders wertvoll zu sein. Der Autor Andreas Scheffler vermöchte es jedoch, das gesammelte Material mit einer fein dosierten Prise Satire zu würzen, und gab den Erzählungen dadurch eine ganz persönliche Note.

 

Trotzdem blieb er der Geschichtsschreibung zu jeder Zeit gerecht. Dem Illustrator und Karikaturisten Peter Menne kam dieser Sprachstil sehr entgegen. Finden wir doch in seinen Bildern genau diesen Humor und die Satire, die wir auch in Schefflers Texten antreffen. Menne schaffte einen leidenschaftlichen Bilderzyklus liebevoller und doch kantiger Karikaturen, die sich mit Heimatgeschichte beschäftigen – einen Augenschmaus für jeden echten Lipper, genauso wie für den zugereisten „Beute-Lipper“.

 

Dieses Projekt ist zunächst aus Lust am Erzählen und am Zeichnen entstanden. Herausgekommen ist ein tolles Buch (tpk-Verlag: Peter Menne & Andreas Scheffler – Lippisches Panoptikum) mit Geschichten und Bilder, die in ihrer humorvollen Art gelebtes Brauchtum erklären und mit neuem Sinn füllen. Es ist somit identitätsstiftend und könnte zugleich als Aufforderung verstanden werden, sich intensiv mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen. Die Arbeiten sind vom 8. November bis zum 29. Dezember 2019, in der Sparkasse Blomberg zu sehen. Die Sparkasse Blomberg, sowie Zeichner und Autor laden zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 8. November 2019, um 17.00 Uhr ein. Die Präsentation und die anschließende Lesung sind kostenlos.

 

Peter Menne wurde 1962 ohne größeres Dazutun als Westfale geboren. Seine berufliche Laufbahn begann im Aktzeichensaal der FH Bielefeld. 1991 zog es ihn an die Berliner Kunsthochschule. 1993 erhielt er ein Stipendium des Landesverbands Lippe und der Stadt Schieder-Schwalenberg, wo er viele Jahre als Dozent an der Sommerakademie unterrichtete.

 

Andreas Scheffler wurde 1966 in Gütersloh geboren. Seit 1987 widmete er sich der Germanistik, der Neueren Geschichte und der Publizistik. Zusammen mit Freunden gründete er in Berlin die Zeitschrift „Salbader. Belehrung & Erbauung“ und gilt heute als einer der Väter der Berliner Lesebühnen. Noch heute liest er bei der ältesten von ihnen, dem „Frühschoppen“.