Bild von Vladan Rajkovic auf Pixabay

Wer eine Armbanduhr mit eingebauter Stoppfunktion bevorzugt, entscheidet sich im Regelfall für einen Chronographen. Dieser unterscheidet sich von einer reinen Stoppuhr durch die zusätzliche Möglichkeit der Zeitanzeige. Vor mehr als eineinhalb Jahrhunderten wurden die wesentlichen technischen Voraussetzungen für diese besondere Art von Uhren geschaffen.

 

Was einen Chronographen auszeichnet

Ein genauerer Blick auf die Geschichte des Chronographen zeigt, dass seine Entwicklung das Ergebnis der Arbeit vieler Schöpfer ist. Verschiedene technologische Innovationen waren notwendig, um den Uhrmachern die Herstellung eines „echten“ Chronographen zu ermöglichen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Uhren verfügt ein Chronograph über eine Stoppfunktion und unterscheidet sich von einer einfachen Stoppuhr dadurch, dass das Uhrwerk während des Stoppvorgangs weiterläuft. Auf diese Weise ist die Bestimmung bestimmter Zeitabschnitte möglich, während die Anzeige der aktuellen Zeit kontinuierlich weiterläuft. Die Präzision der Fertigung ist nicht nur für herkömmliche Uhren entscheidend, sondern auch für Chronographen.

Die Fähigkeit, bestimmte Zeitintervalle aufzuzeichnen, gab dem Chronographen seinen Namen. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern „chronos“ und „grapho“ ab, was „Zeit“ und „ich schreibe“ bedeutet.

 

Die verschiedenen Väter des Chronographen

Einer der Väter des Chronographen war der Uhrmacher Nicolas-Mathieu, der 1821 in Paris lebte. Er ließ ein System zur Messung kurzer Zeitabschnitte patentieren. Sein ursprüngliches Verfahren war jedoch für heutige Verhältnisse recht umständlich. Denn die Messung der Zeitabschnitte auf dem Zifferblatt der Uhr erfolgte mittels Tintenmarkierungen. Zu diesem Zweck befand sich an der Spitze des Zeigers ein kleiner Behälter mit Tinte.

Ein Jahrzehnt später, 1831, gelang dem Österreicher Joseph Thaddäus Winnerl, der damals für die Uhrenmanufaktur Montres Breguet arbeitete, ein bedeutender Fortschritt. Winnerl konstruierte eine Uhr mit separatem, stoppbarem Sekundenzeiger und einen Chronographen mit gestapelten, sequentiell stoppbaren Sekundenzeigern. Damit hatte er den Mechanismus der „springenden Sekunde“ erfunden, besser bekannt als Schleppzeiger oder Rattrapante.

1844 wurde von einem Mitarbeiter der Firma Nicole et Capt. ein weiterer wichtiger Fortschritt in der Entwicklung von Chronographen erzielt. Er erfand das so genannte Nullstellherz. Das Nullstellherz, eine herzförmige Scheibe, ermöglichte es, den Zeiger auf Knopfdruck auf Null zu stellen. Die erste taschentaugliche Chronographenuhr kam 1862 dank dieses Nullstellherzens auf den Markt.

 

Der Sprung zum modernen Chronographen

Der Chronograph machte einen großen Schritt in Richtung Moderne, als er 1913 aus der Westentasche ans Handgelenk wanderte. Longines führte den Wandel mit dem ersten Armbandchronographen an, der von einem speziell entwickelten Uhrwerk, dem 13.33Z, angetrieben wurde. Auch Omega brachte einen Armbandchronographen auf den Markt, der allerdings noch mit dem Taschenuhrkaliber 18’’’ CHRO ausgestattet war.

Im Ersten Weltkrieg wurden Chronographen erstmals im militärischen Bereich eingesetzt, sei es an den Handgelenken von Piloten oder von Offizieren an der Front. Mit Hilfe von Chronographen, die mit einer Telemeterskala ausgestattet waren, konnten sie die Entfernung des Feindes abschätzen.

 

Automatik- oder Quarz-Werk – eine Nachfrage im Wandel der Zeit

Moderne mechanische Armbandchronographen sind häufig Automatikmodelle, obwohl es auch viele Quarzuhren mit Chronographenfunktion gibt. Die Suche nach einer Möglichkeit, Chronographen mit automatischem Aufzug auszustatten, begann parallel zur Entwicklung von Uhren ohne Stoppmechanismus. Bereits 1946 bauten Albert Piguet und Lémania einen Prototyp mit dieser Funktion. Bis zur Serienreife des ersten automatischen Chronographen dauerte es jedoch noch mehr als zwei Jahrzehnte.

Im Jahr 1969 wetteiferten drei Hersteller um die erste Präsentation eines in Serie gefertigten Automatikmodells. Zenith setzte sich mit dem Werk „El Primero“ knapp gegen Seiko mit dem Kaliber 6138/39 und eine Allianz von Heuer, Breitling, Dubois-Dépraz und Büren durch. Mit dem Aufkommen der Quarzuhren in den 1970er Jahren schien die Ära der Automatikuhren jedoch kurzzeitig bedroht. Quarzuhren sind nicht nur billiger in der Herstellung, sondern bieten auch mehr Funktionen als Automatikuhren. Seit den 1980er Jahren sind Automatikchronographen durch die Renaissance hochwertiger mechanischer Uhren wieder in Mode gekommen.

So verwundert es nicht, dass nahezu alle namhaften Uhrenmanufakturen regelmäßig neue Kollektionen auf den Markt bringen. Häufig sind diese Armbanduhren sportlich gestaltet, es gibt aber auch viele Meisterstücke im Stil einer klassischen Dresswatch.