Fünftes Spiel, vierter Sieg: In einer dramatischen Schlussphase behält der TBV Lemgo Lippe die Nerven und bezwingt den russischen Serienmeister Chekhovskie Medvedi mit 30:27 (16:16). Wie schon im Hinspiel schenkten sich beide Teams an diesem Abend nichts. Folglich sprach TBV-Trainer Florian Kehrmann von einer „tollen Energieleistung“ und sah vor 1455 Zuschauern in der Phoenix Contact-Arena einen verdienten Sieg seiner Mannschaft. Mit 10/1 Toren bei voller Ausbeute avancierte TBV-Rechtsaußen Lukas Zerbe zum „Man of the match“.

 

Die Lipper, bei denen Kapitän Andrej Kogut und Andreas Cederholm geschont wurden, erwischten einen Sahnestart und zogen durch schnelles Umschaltspiel und entschlossenes Eins-gegen-eins nach fünf Minuten schnell auf 5:2 davon. Die Russen, die anfangs im 5:1 verteidigten und auf Gegenstöße lauerten, ließen sich in eine kompaktere 6:0-Abwehr zurückfallen. Fortan erlitt das Lemgoer Spiel einen kleinen Bruch, durch Ungenauigkeiten kamen die Gäste binnen zwei Minuten postwendend zum Ausgleich – und nur kurze Zeit später zur ersten Führung, 6:7.

 

Von da an sollte sich keines der Teams mehr entscheidend absetzen können. Als die Lipper in Unterzahl durch Bobby Schagen in Führung kamen, wäre gar eine Zwei-Tore-Führung möglich gewesen, als Medvedis Rückraum-Hüne Evgenji Dzemin (2,07 Meter) nur Aluminium traf. Stattdessen stellten die Russen nach einem Lemgoer Fehlwurf im Eiltempo mit der Pausensirene noch auf 16:16.

Der zweite Durchgang begann für den russischen Serienmeister mit einem Schreckmoment. Medvedis spielstarker Mittelmann Kirill Kotov, der seinem Team gerade noch die erneute Führung beschert hatte, blieb nach seinem Tor im Kreis liegen. Für ihn ging es nicht mehr weiter. Nach Sutons Ausgleich zum 17:17 gingen die Lipper durch einen Zerbe-Doppelschlag nach knapp 35 Minuten mit 19:17 in Front.

 

Die Hausherren störten die russischen Angriffsbewegungen mit konsequenter 5:1-Abwehr nun deutlich früher, um den wurfgewaltigen Rückraum nicht in Position kommen zu lassen. In der 45. Minute lief Isaias Guardiola, dessen Qualitäten diesmal hauptsächlich in der Abwehr gefragt waren, den Gegenstoß und trug sich erstmals in die Torschützenliste ein.

 

Doch aus dem Positionsangriff heraus verlangte das russische Bollwerk den Lippern immer wieder einen langen Atem ab. Umso wichtiger, dass Reitemann die nächste Zeitstrafe erzwang und mit Beginn der Crunchtime die bis dato stärkste Phase seines Teams einläutete. Befreiende Jubelschreie hallten durch die Phoenix Contact-Arena, als Zerbe einen fast schon verloren geglaubten Ball nochmal im hohen Bogen ins Feld zurückbugsierte und so Lukas Hutecek unbedrängt durch die Lücke stoßen konnte. Bjarki Már Elísson markierte die erste Drei-Tore-Führung zum 25:22, ehe wieder Zerbe und Hutecek auf 27:23 stellten.

 

Als sich nun der Glaube zu verfestigen schien, dass die Gäste ihrem körperlichen Spiel Tribut allmählich zollen würden, verteilten die Lipper im 7:6-Überzahlspiel abermals Gastgeschenke. Die russischen „Bären“ witterten jetzt den Ausgleich. Es passte irgendwie ins Bild, dass Elísson ausgerechnet beim Stand von 27:26 seinen ersten Strafwurf vergab. Fortan hielt es nur noch die Wenigsten auf ihren Sitzen.

 

Das bessere Ende hatten die Lipper – auch dank ihres Regisseurs Jonathan Carlsbogård, der mit einem Doppelpack die Weichen auf Sieg stellte. Und als Elísson im Gegenstoß noch im Kreis gefoult wurde, setzte Lemgos „Man of the match“, Lukas Zerbe, aus dem Stand den Schlussakkord unter den hart erkämpften Heimsieg. Inmitten der Lemgoer Jubelarien vereitelte der gerade eingewechselte Timon Mühlenstädt noch sehenswert einen Siebenmeter.

 

TBV-Trainer Florian Kehrmann: „Wir wussten um die Schwere des Spiels, hatten viel Belastung und haben es mit einer körperlich sehr robusten Mannschaft zu tun bekommen. Vielleicht fehlte uns ein wenig die Spritzigkeit, um diese Zweikämpfe immer zu gewinnen. Trotzdem hatten wir das Spiel gut im Griff, die Umstellung von der 6:0 auf die 5:1 hat auch Moskau ein bisschen vor Probleme gestellt. Aber das Spiel war nie richtig zu, selbst als wir mit vier Toren führten.“

 

TBV Lemgo Lippe: Zecher, Mühlenstädt; Hutecek (2), Elísson (7/4), Kogut, I. Guardiola (1), Simak, Carlsbogård (2), Schagen (3), Schwarzer, Suton (4), Zerbe (10/1), Cederholm, Reitemann (1).