Ende Oktober, rund 38 Kilometer Luftlinie von der Phoenix Contact-Arena entfernt, kassierten die Berliner Füchse ihre bis dato letzte Niederlage in dieser Saison. Ausgerechnet in Ostwestfalen-Lippe, an Spieltag fünf, kamen die Hauptstädter für Trainer Jaron Siewert zu keinem Zeitpunkt in die Abwehr und unterlagen GWD Minden verdientermaßen mit 26:31. Seitdem aber spielten sich die ambitionierten Füchse trotz – oder gerade wegen? – einer Corona-Zwangspause in einen regelrechten Siegessrausch, verließen acht Mal in Folge als Sieger das Feld. Keine Frage, beim TBV Lemgo Lippe gastiert am Sonntag (Anwurf 17 Uhr, live auf Sky Sport 4) ein „wirkliches Schwergewicht“ der Liga, sagt TBV-Trainer Florian Kehrmann vor dem letzten Spiel des Jahres.

 

„Nachdem sie anfangs ein, zwei Niederlagen einstecken mussten, sind die Füchse sehr stabil in die Saison gekommen und haben ihre Aufgaben im Europapokal und in der Liga wirklich oft sehr souverän erfüllt“, lobt Kehrmann das bisherige Auftreten der Berliner unter der Regie von Jaron Siewert, dessen Verpflichtung zahlreiche Medien aufhorchen ließ. Immerhin ist er mit 26 Jahren der jüngste Trainer in der langen Geschichte des Handball-Oberhauses. Er soll den Vorjahressechsten nun geradewegs in die Königsklasse führen – und befindet sich nach leichten Anlaufschwierigkeiten auf dem besten Weg dorthin.

 

Die wesentlichen Gründe sieht Kehrmann zum einen in dem „sehr breit aufgestellten Kader mit viel individueller Klasse im Rückraum“ begründet, zum anderen in der hohen Körperlichkeit in der Abwehr um Kapitän und Aushängeschild Paul Drux. Und: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sind die Berliner bislang vom Verletzungspech verschont geblieben.

 

„Die Füchse stellen immer eine sehr große gewachsene, sehr starke 6:0-Abwehr und versuchen dann, ins Tempospiel zu kommen“, weiß Kehrmann um die Stärke der Gäste natürlich bestens Bescheid. Seine Mannschaft brauche daher nicht nur viel Geduld, sondern vor allem auch viel Überzeugung, um auch aus dem Positionsangriff zu Toren zu kommen. So wie im Februar 2019, als der TBV durch die nötige Wucht aus dem Rückraum einen historisch wertvollen 34:30-Heimsieg feiern konnte. Als den Lippern dies zuletzt gelungen war, zierte Reinickendorf noch das Füchse-Wappen.

 

Es war der erste Sieg gegen Berlin nach zuvor 17 Niederlagen in Folge. Damit man es diesmal gar nicht erst soweit kommen lässt, wollen die Hausherren am Sonntag auch in der Abwehr ein entscheidender Störfaktor sein, um die individuelle Klasse der einzelnen Akteure nicht zu sehr zur Entfaltung kommen zu lassen – und durch Ballgewinne immer wieder Nadelstiche zu setzen.

 

Mit 19:5 Punkten liegen die Berliner derzeit auf Rang vier, die Gipfeltreffen mit Kiel und Flensburg mussten ins neue Jahr verlegt werden, nachdem die Nationalspieler Marian Michalczik und Milos Vujovic im November positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Auch die Partie kurz vor Heiligabend gegen Frisch Auf Göppingen fiel kurzfristig der Pandemie zum Opfer. Weil sich die Schwaben nach den positiven Coronafällen bei der MT Melsungen in Quarantäne begeben mussten, wurde das Mittwochsspiel der Füchse gecancelt.

 

Damit dürften die Füchse nach zuletzt kräftezehrenden Wochen bestens regeneriert nach Ostwestfalen-Lippe reisen – und gewarnt sein. Geleitet wird das letzte Heimspiel des Jahres von Jannik Otto und Raphael Piper. Bezahlsender Sky startet mit der Vorberichterstattung zu den vier Sonntagspartien um 16.30 Uhr auf Sky Sport 2.