Ehemalige Studierende erinnern an ihren Lehrer Anatol Ugorski © Philipp Himsel

Ehemalige Studierende zeichnen mit Werken von Schostakowitsch, Mozart und Skrjabin Stationen seines Lebens nach.

 

Die Pianistenkarriere von Anatol Ugorski sucht ihresgleichen. Obwohl seine musikalische Begabung schon früh in ihm angelegt war, begann seine internationale Konzerttätigkeit erst spät: mit 50. Zuvor besuchte er die Spezialmusikschule und studierte am Leningrader Konservatorium, an dem er später auch als Professor unterrichtete. Sein Interesse galt vor allem der westlichen Avantgarde, was in den Augen der politischen Obrigkeit verpönt war. Zehn Jahre verbrachte Ugorski im politischen Exil. Er selbst war jüdischen Glaubens und reagierte mit Flucht, als antisemitische Hetze gegen seine damals 16-jährige Tochter Dina ein Leben für ihn und seine Familie in der Sowjetunion unmöglich machten.

 

Angekommen in Deutschland, ebnete ihm die amerikanische Schriftstellerin Irene Dische den Kontakt zur Deutschen Grammophon. Auf 13 Alben ist das breitgefächerte Repertoire des Pianisten von Brahms bis hin zu Messiaen und von Beethoven über Schumann bis hin zu Strawinsky dokumentiert. Konzerte spielte er auf der ganzen Welt. Seine Tätigkeit als Professor an der Hochschule für Musik Detmold nahm er über 15 Jahre und darüber hinaus wahr.

 

Die Nachricht von seinem Tod im September letzten Jahres erschütterte nicht nur die HfM Detmold, sondern auch die gesamte Klassikwelt. Als „lange Zeit verborgenes Talent auf dem Klavier“, bezeichnete ihn die Washington Post, als „Konzertpianist mit exzentrischem Tastenstil“ der Daily Telegraph. Am 31.01. widmen ihm ehemalige Studierende ein Gedenkkonzert. Darin schlagen sie mit persönlich ausgewählten Werken die Brücke zu seiner Biographie und zeichnen damit gleichzeitig ein Portrait dieser vielschichtigen Künstlerpersönlichkeit.

 

Die Sonate für Viola und Klavier op. 147 von Dmitri Schostakowitsch gilt als künstlerisches Vermächtnis und sein letztes Werk, das der im Stalin-Regime politisch Verfolgte im Angesicht des Todes schrieb. Ugorskis Witwe, die Pianistin Minze Kim, und Diemut Poppen an der Viola verleihen der Musik passenden Ausdruck. Auch Franz Schubert komponierte seine Klaviersonate c-Moll D 958 im Jahr vor seinem Tod. Christian Petersen, mittlerweile Klavierprofessor an der UdK Berlin, setzt diese wirkungsvoll in Szene.

 

Ugorski hatte neben seiner unprätentiösen Art zu unterrichten auch eine humorvolle Seite. An diese erinnert sein Schüler – der Klavierkabarettist Martin Lücker – mit drei eigenen Beiträgen aus seinem Programm. Pianist Michael Kravtchin lässt in Maurice Ravels Jeux d’eau das Wasser förmlich perlen, Javier Lenis zeigt in Prokofjews anspruchsvoller Klaviersonate Nr. 7 op. 83 die aufkommenden Schatten des Krieges, mit denen sich der Komponist konfrontiert sah, gleichzeitig aber auch den Blick auf eine heile Welt, aus der es sich lohnt, Kraft zu schöpfen.

 

Ebenso am Herzen lag Ugorski das klassische Repertoire, das Masako Miyazaki-Gurewitsch mit Mozarts Fantasie d-Moll repräsentiert. Einen Ausflug in die Welt der Oper übernimmt Kimiko Imani mit „Isoldes Liebestod“, einer Transkription von Franz Liszt von Wagners berühmter Schlussszene aus „Tristan und Isolde“.

 

Um das Klavierwerk des russischen Komponisten Alexander Skrjabin hatte sich Ugorski besonders verdient gemacht. Mit drei seiner Werke, interpretiert durch Halida Dinova, und einem Konzertmitschnitt von 1993 von Skrjabins Prélude und Nocturne für die linke Hand op. 9 endet der Abend. Ugorskis Weggefährte, Prof. Bob Versteegh, ehemaliger Professor für Klavier, hält in einer Ansprache die Erinnerungen an den vielseitigen Künstler wach. Das Konzert beginnt um 19.00 Uhr und findet im Konzerthaus statt.

 

Pressemeldung: HfM