Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold.

Am 29. März 2019, wird die Naturkunde-Sammlung in der Mittelmühle zehn Jahre alt. Zehn Jahre? Ist die Sammlung nicht eigentlich der Ursprung des Lippischen Landesmuseums und somit viel älter? Stimmt, denn die Geschichte des Museums begann schon 1835 mit der Gründung des Naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstentum Lippe. Und ja, es stimmt, die „Naturalien-Sammlung“ des Vereins ist der Ursprung des Museums.

 

Warum also der zehnte Geburtstag? Nun, am 29. März 2009, einem Sonntag, würde die Naturkunde-Abteilung nach zweijähriger, intensiver Bauphase feierlich neu eröffnet. Die Sammlung befindet sich in einem geschichtsträchtigem Bauwerk. Bereits im Jahr 1420 wird am Standort am Knochenbach eine Mühle urkundlich erwähnt. Seit dem 16. Jahrhundert wird sie als fürstliche Mittelmühle geführt.

 

Das Gebäude in seiner heutigen Form, ein verputzter Bruchsteinbau, wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Der Mühle drohte wegen Baufälligkeit Ende der 1960er Jahre der Abbruch. An ihrer Stelle war ein Parkplatz geplant. Glücklicherweise stellte sich der Landeskonservator der Denkmalbehörde Westfalen-Lippes gegen einen Abbruch. Der Landesverband Lippe erwarb das Gebäude 1970 von der Stadt Detmold und sanierte es für das Lippische Landesmuseum. Vier Jahre später wurde in dem renovierten Bauwerk die Naturkunde-Abteilung eingerichtet.

 

Nach über dreißig beschaulichen Jahren in der Mittelmühle stand das Museum mit der Naturkunde-Abteilung vor neuen Herausforderungen. Die demografische Entwicklung und der Generationswandel forderten ein Umdenken. Das Landesmuseum stellte sich vermehrt auf die Bedürfnisse älterer und behinderter Museumsbesucher ein. So stand nach langer Planung fest: es wird einen grundlegenden Tapetenwechsel geben.

 

Die umfangreichen Vorarbeiten begannen bereits zwei Jahre vor Baubeginn. Kein Wunder, mussten doch sämtliche Objekte aus der Sammlung ausgelagert werden. Alles, Fossilien, Mineralien und alle Tierpräparate, vom kleinen Kolibri, bis zum mächtigen Eisbären, wurden luftdicht in farbenfrohe Schutzfolien verpackt und in Magazine gebracht. Jedes einzelne Objekt wurde beim Verlassen der Mittelmühle akribisch aufgelistet.

 

Genau vermerkt war der Stellplatz im Magazin, schließlich sollte es nach dem Umbau wieder in die Ausstellung gehen – ohne lange suchen zu müssen. Wurde wirklich alles aus der Sammlung ausgelagert? Nein, ein Stück blieb während der gesamten Bauphase tatsächlich in der Mittelmühle. Es ist ein ganz besonderes Objekt, das allererste Sammlungsstück und nach wie vor eine Sensation – eine über fünf Meter lange Blitzröhre, die durch einen Blitzeinschlag in den Sandboden der Senne entstand.

 

Bereits 1805 in einer Sandgrube auf dem Gelände der ehemaligen fürstlichen Meierei Osterholz entdeckt und geborgen, ist es die weltweit längste im montierten Zustand. Das kostbare Sammlungsstück, nicht transportabel, wurde sorgfältig verpackt, aufwendig geschützt und blieb während des gesamten Umbaus in der Sammlung. Der immense Aufwand hat sich gelohnt. Planerisch von der Immobilienabteilung des Landesverbandes Lippe vorbereitet und umgesetzt, gelang es, ein historisches Gebäude nach den neuesten museumstechnischen Gesichtspunkten um und auszubauen.

 

Die Präsentation unter Einbeziehung multimedialer Sequenzen auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und didaktischer Ansätze galt vor zehn Jahren als zukunftsweisend. Auch heute gilt das Konzept, mit interaktiven Modulen und Stationen, als eine moderne, zeitgemäße Sammlung. Die exotische Tierwelt der Savannen, Regenwälder und Polarregionen lädt im Erdgeschoss zu Entdeckungstouren ein.

 

Im ersten Obergeschoss tummelt sich im heimischen Wald die uns vertraute Tierwelt. Präparate längst ausgestorbener oder stark gefährdeter, somit heute nicht mehr zu beschaffender Tierarten, geben Einblick in die Vielfältigkeit der belebten, aber auch bedrohten Natur. Die offen und freundlich gestalteten Inszenierungen „Wild und Vertraut“ und „Exotik und Dramatik“ verfehlen ihre Wirkung bei den Besuchern auch nach zehn Jahren nicht.

 

Die bekannten und weniger bekannten Tiere der heimischen Wälder, sowie der majestätische Eisbär, die niedlichen Pinguine und weitere fremdartig wirkenden Tiere gehören zu den Höhepunkten eines Museumsbesuches. Besucherbefragungen haben ergeben: die Naturkunde-Abteilung gehört bei Familien zu der beliebtesten Sammlung im Museum. So ist auch die letztjährige Marketingmaßnahme des Museums verständlich.

 

In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Merten Kunisch wurde Werbung für die Naturkunde gemacht. Der als „Bildakrobat“ bekannte Lemgoer ist Spezialist für Fotomontagen. Für das Landesmuseum entstand das viel beachtete Projekt „Tierisch gut!“. Unter diesem Titel wird das Museum an der Ameide, mitten in Detmold, völlig neu in Szene gesetzt. Wie der Name suggeriert, sind die Hauptdarsteller dabei Tiere.

 

Das ursprünglich als reine Werbung konzipierte Projekt war so erfolgreich, dass es mittlerweile Frühstücksbrettchen, Magnete, Poster und Postkarten als Merchandise Produkte zu kaufen gibt. Erfreulich, zeigt es doch, dass die Naturkunde-Abteilung in der Mittelmühle immer noch beliebt ist wie bei ihrer Eröffnung vor zehn Jahren und „Tierisch gut!“ ist. Zur Feier des Tages ist am Freitag, dem Freitag, 29. März 2019, von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, der Eintritt in die Naturkunde-Abteilung frei.