Alter und Migration werden selten im Zusammenhang betrachtet, aber stellen den Gesundheitsbereich vor besondere Herausforderungen. Deshalb hat der Kreis Lippe die Themen mit einem hybriden Fachtag in den Fokus gerückt. Dabei wurden kultursensible Pflege und Angebote, die Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zusammenbringen, als wichtige Bausteine herausgestellt. Fast 60 Teilnehmende nutzen das Informationsangebot des Kreises Lippe, um sich für die zukünftigen Herausforderungen im Bereich Gesundheit und aufzustellen.
Organisiert wurde der Fachtag von den Bereichen Integration, Pflege und Gesundheit des Kreises Lippe, um Alter und Migration aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Sabine Beine, Verwaltungsvorstand des Kreises Lippe, betont die Bedeutung des Fachtags: „Alter und Migration müssen auch im Kreis Lippe mehr Beachtung finden, um ältere Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte optimal betreuen zu können. Daher freue ich mich, dass nun nach der Corona-Pause beim zweiten Fachtag Fachwissen geteilt, Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam an Ansätzen für den Kreis Lippe gearbeitet werden konnte.“ Durch die Veranstaltung führte Anne-Kathrin Edler vom Kommunalen Integrationszentrum.
Prof. Dr. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin von der Alice Salomon Hochschule Berlin war mit ihrem Vortrag zur „Kultursensiblen Versorgung im Kontext Alter, Pflege und Migration“ einer der beiden Hauptakte der Veranstaltung. In ihrem Vortrag legte sie die aktuellen wissenschaftlichen Forschungserkenntnisse dar. So sind Wissensdefizite, Diskriminierungserfahrungen und Angst vor Abgrenzung besondere Barrieren für Menschen mit Migrationsgeschichte. „Wichtig ist, dass Menschen zusammengebracht werden. Denn um Gemeinsamkeiten zu finden, müssen Brücken gebaut werden,“ unterstrich Tezcan-Güntekin.
Insgesamt gibt es in dem Bereich aber noch große Forschungslücken. Oft fehlt es schon an der Basis, um die Forschung voranzubringen. Anne Loke, Steuerungsunterstützerin der Ausländerbehörde des Kreises Lippe, präsentierte die aktuellen Zahlen, Daten und Fakten aus dem Kreis Lippe zu Senioren und Seniorinnen mit Migrationsgeschichte. „Allerdings gibt es aktuelle statistische Zahlen nur zu Ausländern insgesamt, Zahlen zu Personen mit Migrationsgeschichte stehen nur für länger zurückliegende Jahre zur Verfügung. Das stellt die Forschung und die Entwicklung von Projekten vor eine Herausforderung“, erklärte Loke.
Ralf Krause, Diplom-Sozialarbeiter und seit 1998 Hausleitung des multikulturellen Seniorenzentrums „Haus am Sandberg“ der DRK in Duisburg, stellte die Umsetzung von „Alter und Migration – Ein Blick auf Pflege und Gesundheit“ in seiner Einrichtung vor. Das Seniorenzentrum arbeitet mit einem integrativen Konzept, bei dem alle Bewohner und Mitarbeiter mit und ohne Migrationsgeschichte zusammengebracht werden. „Das Konzept der Einrichtung lebt von der Vielfalt aller Beteiligten und ist ständig im Fluss“, erläuterte Krause. „Mir ist wichtig, dass Kultursensibilität immer wieder bei allen Themen in den Alltag einfließt, einfach aus der Situation heraus. Manchmal muss man einfach machen.“
Die Bereiche Integration, Pflege und Gesundheit sind sich einig, dass das Thema Alter und Migration auch im Kreis Lippe stärker bedacht werden muss und möchten den Austausch dazu fördern. Interessierte können sich bei Anne-Kathrin Edler unter a.edler@kreis-lippe.de oder 05231 621476 informieren.