Jahresbilanz am Ausbildungsmarkt der Agentur für Arbeit Detmold in Lippe 2020/ 2021 – Arbeitsagentur und Kammern wider Erwarten zufrieden

▬ 2.749 gemeldete Bewerber (minus 367 bzw. minus 11,8 Prozent zum Vorjahr)
▬ 2.041 Ausbildungsstellen (minus 90 bzw. minus 4,2 Prozent zum Vorjahr)
▬ Berufsausbildungsstellen je Bewerber: 0,74 (gegenüber 0,68 im Vorjahr)

 

Im Bezirk Detmold der Agentur für Arbeit Detmold, der deckungsgleich ist mit dem Kreis Lippe, meldeten sich seit Oktober 2020 bis zum Abschluss des Ausbildungsjahres Ende September 2021 2.749 Bewerber. Gleichzeitig wurden dem Arbeitgeberservice im Berichtsjahr 2020/ 2021 für Lippe 2.041 Ausbildungsstellen gemeldet. Im Bestand sind aktuell noch 88 zu besetzende Ausbildungsstellen. 2.604 Bewerber wurden versorgt, 145 Bewerber sind mit Stand Ende September unversorgt.

 

Die Kurzbilanz von Barbara Schäfer, Leiterin der Agentur für Arbeit Detmold: „Im Berichtsjahr 2020/2021 hat die Pandemie weite Teile des wirtschaftlichen Lebens beeinflusst. Dennoch sind viele lippische Unternehmen ihrer Ausbildungsbereitschaft nachgekommen, denn die jungen Azubis sind die Fachkräfte von übermorgen. Nach wie vor ist die Fachkräftegewinnung eins der wichtigsten Themen auf dem Ausbildungs-und Arbeitsmarkt. Insgesamt fällt die Jahresbilanz respektabel aus, wenn auch nach Branchen unterschiedlich, und sendet zumindest ein verhalten optimistisches Signal in Richtung Wirtschaftsraum Lippe.“ Auch die beiden Kammern vor Ort ziehen Bilanz zum vergangenen Berichtsjahr, und dem jüngst begonnenen Ausbildungsjahr.

 

IHK-Bildungsgeschäftsführer Michael Wennemann sieht eine leichte Erholung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen: „Wir sind froh, dass wir endlich wieder direkt in den Schulen über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten informieren können, die das duale System bietet. Auch Praktika sind zunehmend wieder möglich. Der direkte Kontakt zur Arbeitswelt kann durch keine Hochglanzbroschüre ersetzt werden!

 

Erfreut sind wir auch über den sich positiv entwickelnden Ausbildungsmarkt im Bereich der IHK Lippe. Gegenüber dem Vorjahresseptember können wir ein Plus von 3,2 Prozent verzeichnen (NRW 1,6). Wir gehen davon aus, dass sich die Situation weiter entspannt und appellieren an alle Schulabgänger, sich über noch offene Ausbildungsstellen direkt bei der IHK oder der Arbeitsagentur zu informieren.“

 

Andrea Hegerbekermeier, Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe: „Nach dem Corona bedingten Einbruch der Ausbildungszahlen im vergangenen Jahr ist das Handwerk mittlerweile wieder auf einem sehr guten Niveau angelangt. Wir verzeichnen 356 Auszubildende (Stand August 2021) im ersten Lehrjahr. Das sind schon einmal 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Viel wichtiger ist allerdings die Tatsache, dass die Zahlen sich damit wieder bei dem Niveau der Corona-Vorjahre einpendeln. Die anfängliche dramatische Entwicklung hat sich nicht wie befürchtet fortgesetzt. Das Spitzenjahr 2019 allerdings können die diesjährigen Zahlen leider noch nicht toppen, aber der Pfeil zeigt eindeutig wieder nach oben.

 

Auf die einzelnen Berufe bezogen ist festzustellen, dass sich insbesondere die von den Lockdowns und Schließungen besonders gebeutelten Branchen heute auf einem guten Niveau befinden. Die Ausbildungsberufe Friseur, Bäcker, Fleischer oder auch Automobilkaufmann wären hier im Besonderen zu nennen. Besonders stark vertreten sind in diesem Jahr die Anlagenmechaniker für SHK-Technik. Gewohnt hohen Zulauf verzeichnen, wie schon immer, die Kraftfahrzeugmechatroniker und die Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Erfreulich ist die Entwicklung bei den Ausbildungsberufen Maler und Dachdecker. Weisen beide doch in diesem Jahr so viele Ausbildungsverhältnisse auf wie seit 2017 nicht mehr.“

 

Hegerbekermeier weiter: „An den Zahlen wird eins ganz deutlich: Die Nachfrage und das Angebot nach Ausbildungsstellen im Handwerk haben extrem schnell wieder aufgeholt. Wobei auch an dieser Stelle noch einmal deutlich herausgestellt werden muss, dass die Handwerksbetriebe schneller wieder Ausbildungs- und Praktikumsplätze angeboten haben. Die Bewerber hingegen waren deutlich zögerlicher. Das haben wir auch im Bereich unserer Nachwuchskampagnen gespürt. Auf der einen Seite standen die Unternehmen mit den freien Ausbildungsplätzen.

 

Auf der anderen Seite fehlten aber die Bewerber. Aufgrund von geschlossenen Schulen gestaltete sich der Kontakt zu den potentiellen Bewerbern enorm schwer. Unsere Mitarbeiter haben aber jede Möglichkeit wahrgenommen, hier einen Ausgleich, zum Beispiel durch die digitalen Speed-Datings und Online-Beratungen zu schaffen und somit schlussendlich auch zu der positiven Entwicklung der Ausbildungszahlen beigetragen. Es ist nicht zu spät, auch jetzt immer noch im Jahr 2021 zu starten.“

 

Auch für die Agentur für Arbeit Detmold war die Kommunikation mit den Bewerbern eine Herausforderung: „Aufgrund der langen Zeiträume von Distanzunterricht konnten die Berufsberater vor dem Erwerbsleben nur über digitale Kommunikationswege mit den Jugendlichen Kontakt aufnehmen. Die Anwesenheit der Berater an den Schulen und die intensive persönliche Beratung ist jedoch ein wichtiger Bestandteil des Beratungskonzepts, das phasenweise nicht angeboten werden konnte. Nach den diesjährigen Sommerferien finden wieder persönliche Beratungsgespräche und Berufsorientierungsveranstaltungen in den Schulen statt.

 

Agentur-Chefin Schäfer ist es wichtig, allen noch unversorgten Bewerbern ein Angebot zu unterbreiten: „Kurzfristige Nachvermittlung ist im Einzelfall möglich. Jeder gemeldete Bewerber wird von unseren Beratungsfachkräften eine sinnvolle Alternative angeboten bekommen.“ Insgesamt stehen der Agentur für Arbeit Detmold in 2021 2,71 Millionen Euro für die berufliche Eingliederung und Qualifizierung von Jugendlichen zur Verfügung.

 

Für den Ausbildungsbeginn 2021 unterstützt der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Unternehmen bei der Besetzung freier Ausbildungsplätze kostenfrei unter 0800 4555520. Junge Leute, die Hilfe bei der Ausbildungssuche anstreben, melden sich jederzeit unter 0800 4555500 bei der Berufsberatung an.