112.000 Gesamteinsätze verzeichnet die Feuerschutz- und Rettungsleitstelle des Kreises Lippe in 2022. Das sind rund 4.500 disponierte Einsätze weniger als 2021, wobei die Bilanz trügt. Ende Juni 2022 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst vom Kreis Lippe zurück an ein Callcenter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe gegangen. Während die Leistellenmitarbeiter in 2021 noch rund 30.000 Anrufe über die 116117 in der Leitstelle in Lemgo disponiert haben, waren es bis zum 30. Juni 2022 etwa 15.350. „Tatsächlich ist die Zahl der Einsätze im Bereich Notfallrettung, Krankentransport, Brand- und Hilfeleistungen sowie sonstige Dienstleistungen wie Telefonie oder Beratungen aber um gut 10.000 gestiegen“, erläutert Landrat Dr. Axel Lehmann die Statistik.
Im Jahr 2022 stehen 96.516 Einsätze, die nicht über die 116117 disponiert wurden, 86.402 Einsätzen in 2021 gegenüber. Insgesamt musste die Feuerwehr 4.732 Mal alarmiert werden (im Vergleich 2021: 4.123). Der Rettungsdienst verzeichnete 52.296 Einsätze, ein Plus von knapp 4.000 Einsätzen im Vergleich zu 2021. Hier zeigte die Statistik 48.530 Einsätze. In 41.499 Fällen haben die Retter Notfallpatienten versorgt (im Vergleich 2021: 38.439) und dabei 189 Mal den Rettungshubschrauber angefordert (im Vergleich 2021: 169). Die Zahl der Krankentransporte stieg von 2021 mit 10.256 Fahrten auf 12.468 Fahrten in 2022. 61.513 Anrufe sind allein über die Notrufnummer 112 in der Lemgoer Leitstelle eingegangen (im Vergleich 2021: 63.651), insgesamt 582 Telefonate haben die Mitarbeiter im Schnitt am Tag geführt (im Vergleich 2021: 666).
Gefühlt deutlich zugenommen haben Anliegen, die eigentlich an den Hausarzt oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst gerichtet werden müssen. Oft spiegeln die Disponenten wider, dass Anrufer über die Bereitschaftsdienstnummer 116117 niemanden erreichen und deshalb den Notruf wählen. „Die 112 muss jedoch für Notfälle freigehalten werden“, appelliert Lehmann an die Bürger. „Hier zeigt sich erneut, dass die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung, die 116117 über ein Callcenter im Rheinland statt über unsere Leitstelle abzuwickeln, falsch war und die Versorgungsqualität nicht verbessert.“
Neu in der Statistik der Leitstellenbilanz ist die Alarmierung der Katretter. „Seit Sommer können sich hauptberufliche Rettungskräfte, Mitglieder von Hilfsorganisationen, Freiwilligen Feuerwehren und Technischem Hilfswerk über eine App als sogenannte Katretter registrieren. Bei einem Notfall, bei dem ein Hilfesuchender reanimiert werden muss, werden gelistete Nutzer aus der näheren Umgebung über die App alarmiert und zum Einsatzort geschickt, um erste Hilfe zu leisten“, erklärt Meinolf Haase, Fachbereichsleiter Bevölkerungsschutz beim Kreis Lippe. Seit Juli 2022 hat die Leitstelle so 450 Katretter alarmiert, 148 Mal sind Helfer ausgerückt.
„Besonders die Belastung der Rettungskräfte ist im vergangenen Jahr noch einmal deutlich gestiegen. Die Coronapandemie hat auch in 2022 merkliche Spuren hinterlassen, und dennoch haben die Retterinnen und Retter eine hervorragende Arbeit geleistet. Umso weniger verstehe ich die perfiden Angriffe auf diesen Berufsstand während der Silvesterfeierlichkeiten. In Lippe ist es ruhig geblieben, dennoch solidarisieren wir uns mit allen Rettungskräften im Land und verurteilen jegliche verbale und körperliche Gewalt gegenüber den Helferinnen und Helfern“, betont Landrat Lehmann abschließend.