Die lippischen Wälder haben in den vergangenen Jahren stark unter Dürre und der Verbreitung des Borkenkäfers gelitten. Diese Entwicklung wirkt sich nun auch auf das Naturschutzgroßprojekt (NGP) aus. Viele Fichten sind auf dem Gebiet in der Senne und im Teutoburger Wald abgestorben. Vitale Flächen gibt es kaum noch. „Wir müssen in Lippe Wege finden, wie wir mit dem Waldsterben angemessen umgehen können. Das Naturschutzgroßprojekt kann in der Handhabung dieser Krise ein Versuchslabor werden und zeigen, welche Vorteile naturnahe Wälder für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung bieten“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann.
Das Konzept für das NGP sah ursprünglich zwar eine Entnahme der Fichte auf den Projektflächen vor, jedoch sollte das Gehölz bedarfsgerecht und über einen längeren Zeitraum entnommen werden. „Das, was wir uns für die kommenden 50 bis 80 Jahre vorgenommen haben, ist nun innerhalb von drei Jahren passiert. Die geplanten Einnahmen durch den Verkauf des Holzes fallen ebenfalls weg“, erläutert Daniel Telaar, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe.
Die Ziele des NGP sind allerdings nicht gefährdet, der Kreis muss nur die zukünftige Planung anpassen. Eichen und Buchen sollen die minimierten Bestände ergänzen. Überlegungen, nicht-heimische Arten als Fichtenersatz und als Reaktion auf den Klimawandel zu pflanzen, ist auf den Projektflächen keine Option. „In Naturschutzgebieten sollen nur heimische Arten zum Einsatz kommen. Wir sind optimistisch, dass ein naturnaher Laub-/Mischwald klimaresistent ist und auch einen Schädlingsbefall besser verkraften kann“, so Daniel Lühr, Projektleiter im NGP. Inwieweit sich diese Bewirtschaftung durchsetzt, wird in den kommenden Jahren genau beobachtet.
Grundsätzlich soll im NGP der Laubwaldbestand gestärkt werden. Dafür kommen standortgerechte Laubbäume im Projekt zum Einsatz: Im Teutoburger Wald wird vermehrt auf die Buche gesetzt, in der Senne eher auf die Eiche. Viele standortgerechte Arten stellen sich auf den Projektflächen von selbst ein. Dazu zählen unter anderem die Birke, die Eberesche, verschiedene Ahornarten und die Kiefer, die mit den Bedingungen in der Senne besonders gut zurechtkommt. Inzwischen treten aber auch Arten auf, die eigentlich aus dem Mittelmeergebiet stammen und von den geänderten klimatischen Bedingungen profitieren, wie die Edelkastanie und die Walnuss.
Hintergrund:
Anfang des 20. Jahrhunderts änderte sich deutschlandweit die Nutzung des Waldes und des Holzes. Landwirtschaftlich uninteressante Flächen wurden aufgeforstet, meist unter ökonomischen Gesichtspunkten. Häufig kamen nicht-standortgerechte Nadelbäume zum Einsatz, die schneller wachsen und Bauholz liefern. Die offene Sennelandschaft wandelte sich zu einer geschlossenen Waldlandschaft mit Nadelbäumen. Auch im Teutoburger Wald hielten die Nadelgehölze Einzug. Jedoch sind hier ebenfalls viele naturnahe Buchenwälder erhalten geblieben, die heute im Naturschutzgroßprojekte dauerhaft geschützt werden.