Am kommenden Freitag, den 8. Dezember, findet um 10.00 Uhr die Stolpersteinverlegung für Familie Königheim am Langen Steinweg 14 statt. Anschließend wird die Stolpersteinverlegung für Emma Lipper, in der Neue Torstraße 47 durchgeführt. Am Abend um 18.30 Uhr, gibt es ein Rahmenprogramm zur Stolpersteinverlegung „Informieren – gedenken – erinnern“ im Rathaussaal vom Rathaus Blomberg.

 

Familie Königheim
Familie Königheim lebte seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Blomberg – zunächst am Langen Steinweg und später dann am Kurzen Steinweg Nr. 14, dem Verlegeort der Stolpersteine. Markus und Rieke Königheim hatten zwei Töchter und vier Söhne. Der älteste Sohn, Gustav verdiente seinen Lebensunterhalt wie sein Vater als Schlachter und hatte vor allem als Viehhändler auch weit über die Stadt Blomberg hinaus einen guten Ruf. Ebenso wie sein Vater engagierte er sich sehr stark im gesellschaftlichen Leben der Stadt.

 

Neben der Mitgliedschaft in verschiedenen Vereinen wirkte er in den 1920er Jahren als Offizier im Alten Blomberger Schützenbataillon und war mit seiner Frau Else Mitglied des Hofstaates beim Blomberger Schützenfest des Jahres 1927. Gustav Königheim, selbst Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges, setzte sich zu Beginn der 1920 Jahre für die Errichtung eines Kriegerdenkmals vor dem Heutor ein. Sein Bruder Julius war noch im Jahre 1918 bei Verdun gefallen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich die Situation für die Königheims grundlegend.

 

Im Juni 1933 wurde die Familie in ihrem Haus von einem SA-Trupp bedrängt und Gustav im Rathaus inhaftiert. Von vielen Mitbürgern wurden sie fortan gemieden und auch die Kinder Max-Julius und Ilse hatten unter antisemitischen Anfeindungen zu leiden. Durch den Boykott jüdischer Geschäfte und Händler verloren die Königheims ihre wirtschaftliche Existenz und sie waren gezwungen, ihr Haus am Langen Steinweg aufzugeben. Mitte der 1930er Jahre entschlossen sie sich zur Emigration. „Wir müssen weg, da wir hier in Deutschland keine Erwerbsmöglichkeit mehr haben; ich muß es auch meiner Kinder wegen tun“, gab Gustav Königheim gegenüber dem Blomberger Bürgermeister zu Protokoll. Ende 1937 gelang ihnen, gerade noch rechtzeitig, die Flucht nach Argentinien.

 

Emma Lipper
Nachdem Familie Königheim Blomberg verlassen hatte, lebte mit Emma Lipper, geborene Examus, nur noch eine Person jüdischen Glaubens in Blomberg. Sie war im Oktober 1869 in Horn geboren und heiratete im Jahre 1906 den in Blomberg ansässigen Albert Lipper. Sie wohnten am Langen Steinweg Nr. 24 und verdienten ihren Lebensunterhalt mit Landhandel. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1932 zog Emma Lipper in eine kleine Wohnung im Haus Neue Torstraße 47, dem Verlegeort des Stolpersteins. Auch sie hatte unter antisemitischen Anfeindungen zu leiden.

 

„Frau Lipper“, so berichteten Zeitzeugen, „wurde in der Neuen Torstraße von einer Horde pfeifender und brüllender Hitlerjungen so sehr bedrängt, dass sie völlig verängstigt Zuflucht in der Bäckerei Dammann suchte.“ Im Juni 1939 forderte der Blomberger Bürgermeister die Detmolder Synagogengemeinde auf dafür Sorge zu tragen, dass Emma Lipper von Blomberg fortkomme und Aufnahme in einer auswärtigen jüdischen Einrichtung finde. Im April 1940 begab sie sich in das jüdische Altersheim in Unna. Der Blomberger Bürgermeister stellte daraufhin fest: „Somit leben in Blomberg keine Juden mehr!“ Im Juni 1942 wurde Emma Lipper von Unna aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert und wenige Monate später in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie ermordet wurde.