In einer dramatischen Schlussphase bei den Eulen Ludwigshafen behält der TBV Lemgo Lippe die Nerven – und bejubelt durch das letztlich verdiente 25:24 (15:11) den dritten Sieg in Serie. Lukas Zerbe war mit sieben Treffern Lemgos bester Schütze – das alles entscheidende Tor gelang Bjarki Már Elísson in Minute 59:27 per Siebenmeter.
Ein konzentriertes Abwehrverhalten hatte TBV-Trainer Florian Kehrmann vor der Partie von seiner Mannschaft gefordert. Und die in Blau spielenden Gäste, denen das Selbstvertrauen aus zwei Siegen in Folge von Beginn an sichtbar anzumerken war, leisteten den Worten ihres Coaches Folge. Nach etwas verhaltenen Anfangsminuten, in denen beide Teams jeweils einmal trafen und Finn Zecher einen Durak-Strafwurf problemlos entschärfte, verbuchte Lukas Zerbe für den TBV die erste Führung zum 3:2 nach knapp neun Minuten. Zuvor hatte Ex-Lipper Christian Klimek, der im Vorfeld eine Zitterpartie bis zur letzten Sekunde prognostiziert hatte und damit Recht behalten sollte, die erste Zeitstrafe der Partie gesehen.
Ab der 10. Minute erspielten sich die Lipper, die das Tempo stets hochzuhalten versuchten, auch im Angriff immer wieder gute Abschlusspositionen. Die Passivität der Kurpfälzer nutzten Jonathan Carlsbogård per Schlagwurf sowie Zerbe und Isaias Guardiola durch Tempogegenstöße konsequent aus, sodass nach zwölf Minuten die erste Vier-Tore-Führung zum 7:3 heraussprang. Nach der ersten Auszeit kämpften sich die Hausherren, bei denen Torhüter Gorazd Skof nach einem Gesichtstreffer von Elísson kurz behandelt werden musste, auf ein Tor zum 8:7 heran (17.).
Nach der kurzen Schwächephase legten die Lemgoer aber wieder zu – und zogen erneut auf vier Tore davon. Kehrmann nutzte beim Stand von 12:8 die Auszeit, um seinen Jungs nicht nur eine bislang gute Leistung zu attestieren, sondern auch darauf aufmerksam zu machen, „weiter den Kopf einzuschalten“. Und seine Mannen fanden sowohl gegen die 6:0 als auch gegen die 5:1 im Angriff immer wieder Lösungen. Elísson, der im ersten Durchgang drei von vier Strafwürfen verwandelte, netzte nach Ballgewinn zum 15:11-Pausenstand ins verwaiste Eulen-Tor.
Dass man die Eulen nie abschreiben darf, bewiesen sie dann im zweiten Durchgang. Nachdem der TBV die Rothemden zunächst bis zur 40. Minute auf Distanz halten konnte und beim Stand von 19:14 gar mit fünf Toren führte, ließ er mit zunehmender Dauer etwas die Präzision im Abschluss vermissen. „Wir haben ein überragendes Spiel gemacht, die Eulen sehr lange dominiert, es nur leider nicht geschafft, das Spiel früher zuzumachen“, bilanzierte Kehrmann nach Spielende. Weil vor allem bei Eulens Halbrechtem Hendrik Wagner, der bereits gegen die Rhein-Neckar Löwen neun Mal getroffen hatte, nahezu alles klappte und er sich an diesem Nachmittag gar noch um ein Tor überbot, entwickelte sich in der Friedrich-Ebert-Halle ein echtes Herzschlagfinale.
Als Carlsbogård beim Stand von 24:23 ein vermeintliches Offensivfoul gegen sich gepfiffen bekam, obwohl ein Eulen-Spieler zuvor den Laufweg des Schweden deutlich im Kreis versperrt hatte, kamen die Kurpfälzer wenig später zum Ausgleich (59.). Dann wurde es noch einmal richtig hektisch. In der entscheidenden Situation hatte der TBV das Glück auf seiner Seite: Nachdem Gedeón Guardiola im Fallen per Dreher an Tomovski gescheitert war, entschied das Schiedsrichtergespann um Jannik Otto und Raphael Piper im unübersichtlichen Getümmel auf Strafwurf. Elísson behielt zum fünften Mal die Nerven und versenkte den Ball zum 25:24-Endstand.
Ein trotz der hektischen Schlussphase über die gesamte Spielzeit gesehen aber ein verdienter Sieg des TBV, der damit den dritten Sieg in Folge einfuhr. „Wir haben uns sehr gut auf die Eulen vorbereitet, ihre 5:1 komplett auseinandergespielt und mit der Abwehr die ganze Zeit dominiert“, sah Kehrmann den TBV über die gesamte Spielzeit als die überlegenere Mannschaft – und hielt seine Hand schützend über die Schiedsrichter: „Wir sollten uns nicht immer über andere beschweren, wir alle machen selbst genug Fehler. Wir haben hier nochmal bestanden, darauf bin ich stolz.“ Mit dem zweiten Auswärtssieg der Saison und nun 22 Pluspunkten machen die Lipper nach dem 22. Spieltag einen Riesensatz auf Rang acht der Tabelle.
TBV Lemgo Lippe: Johannesson (7 Paraden), Zecher (1 Parade); Elísson (6/5), Kogut (1), I. Guardiola (3), Carlsbogård (2), Schagen (4), Timm, Zerbe (7), G. Guardiola (1), Baijens (1); Hangstein, Reimann, Geis.