Mit der Covid-19-Pandemie haben zahlreiche Menschen ihr Büro nach Hause verlegt. Noch nie zuvor erledigten so viele Angestellte den Großteil ihrer Arbeit digital. Das Institut für Wissenschaftsdialog der TH OWL hat in einer Umfrage ermittelt, wie das unsere Art zu arbeiten und zu kommunizieren verändert hat.
Theresa Kellner und Tosca Albrecht haben als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Instituts für Wissenschaftsdialog der TH OWL unter Begleitung von Prof. Dr. Josef Löffl knapp 260 Beschäftigte gefragt, welche Erfahrungen sie in den Monaten von April bis Juni dieses Jahres im Homeoffice gemacht haben und welchen Einfluss das auf ihre Art zu arbeiten hatte. „Wir beschäftigten uns in unserem Team mit der Transformation der Arbeit. Und unsere Befragung hat gezeigt, dass die Corona-Erfahrungen unsere Arbeitswelt massiv verändern werden“, sagt Wissenschaftlerin Theresa Kellner. Die Untersuchung „Wie arbeitest Du heute“ ist eingebettet in das Regionale 2022-Projekt InnovationSPIN.
„Ein ganz wichtiges Plus der Arbeit in den eigenen vier Wänden war für die meisten Befragten die größere Flexibilität“, sagt Theresa Kellner. In der Mittagspause Sport statt Kantine oder nachmittags eine Stunde mit den Kindern spielen und dafür nach 20 Uhr nochmal an den Schreibtisch, das hat die Zeit im Homeoffice möglich gemacht. „Die Kehrseite ist für die meisten Befragten die Vermischung zwischen Beruf und Privatleben“, erklärt Kollegin Tosca Albrecht. Wer im Homeoffice arbeitet, muss sich stärker strukturieren. „Einige der Befragten haben sich sogar einen Timer gestellt, um regelmäßige Pausen zu machen und nicht im Dauerstress zu sein.“
Die Kommunikation hat sich durch die Zeit im Homeoffice stark ins Digitale verlagert. An die Stelle von Präsenzmeetings und Flurgesprächen traten Videokonferenzen und Mails. Knapp 70 Prozent der ProbandInnen haben im Zeitraum der Befragung mindestens einmal pro Tag an einer Videokonferenz teilgenommen.
Rund 46 Prozent der Befragten geben an, dass die Corona-Zeit die Anwendung von digitalen Tools deutlich verstärkt hat. Gleichzeitig bemängeln viele Beschäftigte, dass durch die digitale Kommunikation Informationen verloren gehen. „Mimik und Körpersprache sind ein wichtiger Bestandteil von Kommunikation und der wird in Video-Konferenzen nur bedingt übertragen“, erklärt Tosca Albrecht diese Wahrnehmung. Das hat nach Ansicht der Beschäftigten, die in der Studie befragt wurden, auch zu mehr Missverständnissen geführt. Zum Beispiel, wenn es darum ging, wie dringend etwas erledigt werden muss. Fast alle Befragten beklagen den fehlenden Austausch und informelle Gespräche, in denen man spontan Wissen und Ideen austauschen kann.
Wer längere Zeit ausschließlich im Homeoffice arbeitet, identifiziert sich tendenziell weniger mit dem eigenen Unternehmen, so das Ergebnis der Befragung. „Einige Probanden berichten von dem Gefühl, sich nicht mehr als Teil des Teams wahrgenommen zu fühlen“, sagt Tosca Albrecht. Die Befragten berichten, dass Feedback und Wertschätzung in der digitalen Welt sparsamer ausfallen als im normalen Büroalltag. Unternehmen, die Arbeit im Homeoffice organisieren, müssen für diesen sozialen Aspekt Routinen entwickeln.
„Ein Großteil der Befragten wünscht sich nach den Erfahrungen der vergangenen Monate eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro“, fasst Theresa Kellner die Ergebnisse zusammen. „Homeoffice hat durch die Corona-Zeit ein deutlich besseres Image in den Unternehmen bekommen und gilt nicht mehr als unproduktiv oder Sonderregelung für berufstätige Mütter. Gleichzeitig sehen Beschäftigte auch die Vorteile des Büros als sozialer Treffpunkt, in dem spontane Gespräche und damit auch Innovationen entstehen.“
Weiter Informationen zur Erhebung unter www.th-owl.de/iwd/institut/efre-projekt-innovationspin/ . Dort finden Sie ebenfalls den Ergebnisbericht zur Umfrage.
Text: Pia Schlegel.